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Leise klickte die massive Tür ins Schloss, als ich sie vorsichtig hinter mir zuzog. Das dunkle Holz fühlte sich glatt unter meinen Fingern an und wirkte im Dunkeln komplett schwarz. Nur das Mondlicht, das durch die tiefen Fenster fiel, verlieh ihm einen bläulichen Schimmer und ermöglichte mir zumindest ein bisschen Sicht.
Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Tür, die Hand noch auf der KIinke, während ich aufmerksam den Blick durch den vor mir liegenden Raum wandern ließ.
Die Bibliothek war ungewohnt kalt und leer, so ganz ohne Besucher. Zudem verliehen ihr die Schatten der Nacht Farben und Formen, die sie beinahe wie einen anderen Ort aussehen ließen. Überall lauerten Schatten, die nicht erkennen ließen, was dahinter lag, während der Boden, auf den das Mondlicht traf, in einem kränklichen Blauton schimmerte.
Die Tische, die hie und da verteilt standen, setzten sich dunkel von den Regalen ab, deren Inhalte in Schatten lagen.
Die Gänge, die tiefer in die Bibliothek hereinreichten, führten ins Nichts. Bei dem Gedanken, etwas könnte dahinter auf mich lauern, lief ein Schauer über meinen Rücken.
Ein leises Rascheln ertönte, als ich meinen Zauberstab aus meiner Robe zog. In der unnatürlichen Stille hallte es unerträglich laut in meinen Ohren wider.
Nachdem ich ein letztes Mal in die Dunkelheit gehorcht hatte, um festzustellen, dass ich ganz sicher alleine war, hielt ich den Zauberstab vor mich gestreckt.
"Lumos"
Die Spitze des Stabes leuchtete in einem grell weißen Licht auf und erhellte die Umgebung in meiner Nähe ein wenig.
Auf leisen Sohlen löste ich mich von der Eingangstür und hielt auf den Gang zu, der mich ins Tiefere der Bibliothek führen würde.
Sobald ich Madam Pinces Pult passiert und das erste Regal erreicht hatte, wurden meine Schritte von einem schweren Teppich gedämpft, der sich genau zu diesem Zweck hier befand. Natürlich nicht mit der Absicht, einen nächtlichen Einbruch zu begünstigen. Obwohl ich mir sicher war, dass mich auch so niemand von den Lehrern bemerkt hätte, wenn ich nicht gerade Möbel umkippte.  Trotzdem war ich lieber jetzt zu vorsichtig, als später vor Umbridge oder sonst wem flüchten zu müssen.
Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, als ich im hinteren Bereich des Saales stehen blieb. Vor mir befand sich eine hoch aufragende Gittertür, die mir den Zugang zu den dahinterliegenden Regalreihen versperrte.
Auf einem kleinen Schild stand "Verbotene Abteilung", die die sich darin befindlichen Bücher als nicht für alle Schüler zugänglich betitelte.
Normalerweise benötigte man eine schriftliche Erlaubnis, um sie betreten und ihre Inhalte durchstöbern zu dürfen, doch ich bezweifelte, dass ich irgendeinen der Lehrer von meinem Vorhaben überzeugen könnte. Immerhin war ich nicht hier für reine Recherche-Gründe, sondern vor allem, um das, was ich vielleicht finden würde, anzuwenden. Ich hatte gehört, dass sich in der Verbotenen Abteilung auch Bücher über schwarze Magie befanden und ich war mir sicher, dass ich, egal was ich meinen Lehrern erzählte, bei meinen Recherchen streng überwacht werden würde. Und ich konnte nicht riskieren, dass das, was ich vorhatte, auf mich zurückgeführt werden konnte.
Ich ging in der Dunkelheit in die Hocke und tauchte das Vorhängeschloss, das die Tür verrigelte, in den Schein meines Lumos-Zaubers. An sich sah es aus wie ein gewöhnliches Muggel-Schloss, doch ich war mir sicher, dass es durch einige Schutzzauber gesichert war. Ein einfacher Alohomora-Zauber würde sicherlich nicht ausreichen, um es zu knacken.
Vorsichtig berührte ich es mit meiner Fingerspitze und hielt mit angehaltener Luft inne- nichts. Ich konnte es also gefahrlos berühren.
"Magicae revelio"
Ich tippte mit meiner Zauberstabspitze gegen das kühle Metall, woraufhin es ein sanftes Pulsieren in meine Fingerspitzen schickte.
Wie erwartet war es durch mindestens einen Schutzzauber gesichert.
Es kostete mich einiges an Zeit, die entsprechenden Zauber zu knacken, doch als ich einige Minuten später erneut den Aufspür-Zauber verwendete, konnte ich keine weitere Schutzzauber entdecken.
"Alohomora", flüsterte ich.
Mit einem Klacken sprang das Schloss auf.
Ich gönnte mir einen kleinen Moment des Triumphes, bevor ich in die verbotene Abteilung schlüpfte. Der einfache Teil war geschafft.
Die Tür ließ sich tonlos wieder hinter mir schließen, während ich mit meinem Zauberstabspitze die Regalreihen beleuchtete.
Dabei achtete ich sorgfältig darauf, keines der Bücher zu berühren- hier war das meiste durch schwere Schutzzauber geschützt, die sicher aufwändiger zu knacken waren als die am Eingang.
Die kleinste Berührung konnte mich so schlimm verhexen, dass ich nicht mehr in der Lage wäre, nur das Wort "verboten" auszusprechen oder ich könnte einen Zauber auslösen, der das gesamte Schloss aufwecken würde.
Konzentriert suchte ich die Regalreihen ab.
Ich befand mich in einer Sektion, die von mächtigen Zaubertränken handelte.
Die Ravenclaw in mir verzehrte sich danach, jede einzelne der Schriften durchzugehen, doch ich zwang mich dazu weiterzugehen.
Heute war ich auf der Suche nach etwas anderem.
Der Schein meines Zauberstabes wanderte weiter, beleuchtete Buchtitel für Buchtitel.
'Die eigenartigsten Feiern weltweit' 'Traditionelle Heilpflanzen mit fatalen Nebenwirkungen' 'Liebeszauber von A bis Z' 'Traditionelle Methoden der Behandlung gefährlicher Anomalien'- Ich stockte. Das Buch war so klein, dass ich es beinahe übersehen hätte, doch der eng geschriebene Buchtitel versprach Lösungen für mein Problem.
"Traditiomelle Methoden der Behandlung gefährlicher Anomalien", flüsterte ich und sprach einen weiteren Zauber, um einen möglichen Schutzmechanismus auszumachen.
Schlagartig kam mir ein mächtiges Pulsieren entgegen, das mich beinahe zurückstolpern ließ. Dieses kleine und unscheinbare Buch umgab ein so starker Zauber, dass ein Grinsen über meine Lippen huschte.
Wenn es so vehement von Schülern ferngehalten wurde, enthielt es sicherlich nützliche Informationen. Die Frage war nur, wie ich daran herankam.
Etwas in Deckung gehend, deutete ich mit meinem Zauberstab auf den rötlichen Buchrücken des Bandes.
"Vola"
Zunächst tat sich gar nichts. Es schien, als würde sich das Buch gegen meinen Willen sträuben, doch sobald ich mehr Kraft in meinen Zauber legte, begann es, sich langsam aus dem Regal zu lösen.
Vorsichtig manövrierte ich es durch leichte Zauberstabbewegungen von seinem Platz fort, darauf bedacht, möglichst wenige Erschütterungen zu erzeugen.
Nach gefühlten Ewigkeiten schwebte das schmale Buch vor mir in der Luft und ich drehte es leicht, um den Einband näher betrachten zu können.
Genau wie sein Rücken war das Buch eher schlicht gestaltet und wies einzig den Titel in enger, schnörkeliger Schrift auf, der aussah, als wäre er eingebrannt worden.
Das Schriftstück summte nur so vor Magie, sodass ich nicht einmal unmittelbar in seine Nähe gelangen musste, um diese zu spüren.
Sie fühlte sich ... bedrohlich an. Dunkel.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob das Buch schon mit diesem Schutzzauber versehen worden war, bevor es hierher gelangt war. Und wie es dazu kam, dass es ausgerechnet in der Bibliothek von Hogwarts stand.
"Immobilus"
Der Zauber sorgte dafür, dass das Buch an Ort und Stelle hielt, sodass ich den weitaus energieaufwändigen Schwebezauber auflösen konnte.
Ich wagte es nicht, den Einband aus rotem Leder mir bloßen Fingern zu berühren. Wer weiß, wie man mich sonst morgen früh vorfinden würde.
Das Buch stank nur so vor Gefahr.
Doch es würde mir das geben, was ich benötigte, um Matthew zu heilen.
Erneut zückte ich meinen Zauberstab.
"Sigillum creo"
Ein protestierendes Zischen ging von dem Buch aus, das vor mir in der Luft hing, als sich langsam eine gräuliche Schicht darüber ausbreitete. Zunächst nur ein winziger Fleck in der Mitte des Covers, der sich jedoch schnell in alle Richtungen fortpflanzte.
Ein wütendes Zittern durchlief das Buch, während mein Zauber es gnadenlos umschloss.
Ich musste mich unglaublich konzentrieren, um den Zauber abzuschließen, da die Macht, die das Innere des Buches schützte, sich gnadenlos gegen meine eigene Magie warf. Angestrengt fixierte ich weiterhin den Einband und die graue Masse darüber, während ich meine Okklumentik-Mauern hochriss.
Endlich war der letzte Fleck des Buches zu einer grauen Masse erstarrt.
Es wäre weitaus zu riskant, an Ort und Stelle zu versuchen, die Flüche zu brechen, die das Buch vor mir schützen sollten.
Vorsichtig griff ich nach dem Band, den ich mit meinem Zauber versiegelt hatte.
Es war das erste Mal, dass ich ihn angewandt hatte, doch als meine Finger die glatte Schicht berührten, die es überzog, geschah nichts. Die kühle Oberfläche grenzte die Schutzzauber komplett von der Außenwelt ab, sodass ich nicht einmal mehr das Pochen der Magie wahrnahm, die vorhin so mächtig und präsent gewesen war.
Es hatte Wochen der Vorbereitung gebraucht, um diesen Diebstahl zu planen.
Den Versiegelungszauber herauszusuchen und zu meistern war extrem schwierig und aufwändig gewesen, doch nun zeigte sich, wie sehr es sich gelohnt hatte.
Schnell verstaute ich das versiegelte Buch in meiner Umhangtasche und machte mich daran, mich wieder aus der Bibliothek herauszustehlen.
Die Bibliothek zu verlassen war genau so leicht wie sie zu betreten- einzig die fehlenden Schutzzauber auf der Tür, die ich nicht mehr erneuern konnte, würden meinen Aufenthalt verraten.
Aber es konnte noch ein wenig dauern, bis Madam Pince dies bemerken würde.
Leise öffnete ich die Bibliothekstür einen Spalt, um vorsichtig hindurchzuschlüpfen.
Der Korridor lag genauso leer und verlassen for mir, wie der Raum aus dem ich gekommen war. Gut.
Nachdem ich den Lumos-Zauber aufgehoben hatte, umhüllte mich wieder Dunkelheit.
Einzig das leise Klacken meiner Sohlen auf dem Steinboden verriet meine Anwesenheit.
Verstohlen schlich ich durch die Gänge, das Gewicht des entwendeten Buches in meiner Tasche.
Sobald ich die Zeit fand, würde ich einen ungestörten Platz finden und dort daran arbeiten, die Schutzzauber aufzuheben. Und danach würde ich endlich herausfinden, ob ich darin etwas finden würde, das mir bei der Behandlung von Matthews Obscurus half.
Leise durchschritt ich die Dunkelheit und genoss die Einsamkeit, die mich umgab, gepaart mit dem Nervenkitzel bei dem Gedanken, erwischt zu werden.
Seit wann machte mir diese Vorstellung eigentlich nicht mehr so viel Angst?
Ich verlangsamte meinen Schritt, als ich mich einer Biegung näherte und spähte vorsichtig daran vorbei, ehe ich meinen Weg fortfuhr. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich erwischt werden würde, war relativ gering, doch ich hatte trotz dessen schon oft genug Lehrer des Nachts auf den Gängen angetroffen.
Schnellen Schrittes passierte ich den Korridor, als auf einmal etwas mein Handgelenk umschloss.
Ruckartig wurde ich nach hinten gezogen und verlor dabei mein Gleichgewicht.
Eine Zauberstabspitze berührte meinen Hals, während ich gegen eine Brust prallte und schob mich sanft, aber bestimmt ein Stück von ihrem Besitzer fort.
Langsam ließ ich meinen Blick nach oben wandern und blickte in vertraute sturmgraue Augen.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
"Was machst du hier?"
Malfoy hob eine Augenbraue. "Nachtpatroillie, Pears. Eine der ehrenwerten Aufgaben des Inquisitionskommandos. Ich kann mich nur nicht erinnern, dass du beigetreten wärest."
Ich setzte ein bescheidenes Lächeln auf.
"Oh, nicht? Umbridge hat mich heute Nachmittag aufgenommen, sie ist wohl noch auf der Suche nach Mitgliedern.
Wie sieht's aus, irgendwas gefunden?"
Ein belustigtes Grinsen huschte über Malfoys Gesicht.
"Ich denke schon", grinste er und hob mein Kinn mithilfe seines Zauberstabes etwas an.
"Was hast du hier um die Zeit wirklich zu suchen?"
"Ich mache gerne Nachtspaziergänge", erwiederte ich. Meine Stimme war zittriger als geplant.
"Nachtspaziergänge?", wiederholte Malfoy süffisant, "hier? Im Klassenraum-Trakt?"
Ich wollte einen Schritt zurücktreten, doch er hielt immer noch mein Handgelenk fest.
"Ja", erwiederte ich, "es hat einen gewissen Charme, nachts an den lehren Klassenzimmern vorbeizulaufen."
Malfoy wollte gerade etwas darauf erwiedern, als in der Nähe auf einmal ein Geräusch ertönte. Das Klappern von Schuhen. Inzwischen erkannte jeder Schüler diesen Gang- Umbridge.
Ich reagierte blitzschnell. Wenn ich Malfoy verhexte und hier zurückließe, würde sie merken, dass sich hier irgendwo jemand illegalerweise aufhielt und sofort das Schloss absuchen lassen. Gleiches galt, wenn ich jetzt die Beine in die Hand nahm und floh. Dann wäre meine Position sogar noch einfacher für sie auszumachen.
Mit einer gekonnten Bewegung drehte ich Malfoys Zauberstabarm auf dessen Rücken und presste ihm die Hand auf den Mund, sodass er keinen Ton von sich geben konnte.
Er wehrte sich nicht, als ich ihn in den nächstbesten Klassenraum zog und die Tür hinter uns schloss.
Ich hielt ihn weiter an mich gepresst, während ich das Ohr an die Tür legte. Draußen hallten Umbridges Schritte durch den Gang.
Auf einmal spürte ich etwas feuchtes an meiner Handinnenfläche.
Meine Hand zuckte zurück.
"Was machst du da?", zischte ich verdutzt.
"Deine Hand von meinem Mund loskriegen", erwiederte Malfoy und grinste dann, "hat funktioniert."
Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie nah ich ihm war. Ich konnte seine Körperwärme durch die Kleidung spüren.
Die Schritte draußen verhallten.
Erleichtert ließ ich von Malfoy ab und lief ein paar Schritte in den Klassenraum hinein.
Mit dem Zauberstab zielte ich auf Malfoy.
"Keine Bewegung, Malfoy. Du wartest hier drin mit mir ab, bis die Luft rein ist."
Wenn ich jetzt verschwinden würde, würde Malfoy direkt zu Umbridge rennen und mich aufspüren.
Beschwichtigend hob der Slytherin die Hände. "Ist ja gut Pears. Ob du's glaubst oder nicht, ich hätte dich auch so nicht verpfiffen."
Ich verengte die Augen. "Ich lasse dich nicht gehen, bis-"
"Die Luft rein ist, ja", unterbrach mich Malfoy, "ich warte gerne mit dir."
Misstrauisch umrundete ich einen der Tische und lehnte mich gegen das Pult am Anfang des Raumes.
Mit verschränkten Armen ließ ich den Blick durch den Raum schweifen. Wie die Ironie es wollte, befanden wir uns in Umbridges Klassenzimmer.
Ich schreckte hoch, als neben mir Schritte ertönten.
Malfoy hatte sich in Bewegung gesetzt und lief nun auf mich zu.
Ich hielt die Luft an. "Was-"
Doch er setzte sich auf den Tisch mir gegenüber und musterte mich.
"Und, wie lange warten wir jetzt hier?"
Ich lehnte mich zurück. "Wie lange dauert die Patroillie auf diesem Gang?"
Malfoy überlegte kurz. "Noch ungefähr zehn Minuten, denke ich."
"Und wo geht's dann weiter?"
"Im zweiten Stock."
Ich musterte ihn aus schmalen Augen. "Wieso sollte ich dir das glauben?"
Malfoy verdrehte die Augen, bevor er sich herausfordernd zu mir vorbeugte.
"Vielleicht weil ich dich schonmal gedeckt habe, Pears?"
Das ließ mich stutzen. Der Grund, aus dem er mich an jenem Abend, an dem die DA aufgeflogen war, versteckt hatte, war mir immer noch ein Rätsel.
Es passte nicht zusammen. Ich war schon einmal von Umbridge erwischt worden und ein weiteres Mal würde ich vielleicht sogar von der Schule fliegen. Dann wäre er mich endlich los, wieso lieferte er mich also nicht einfach aus?
"Wieso?", fragte ich nach, denn mir fiel einfach keine Antwort auf meine Frage ein, "wieso verpfeifst du mich nicht einfach?"
Malfoy legte den Kopf schief. "Wieso sollte ich?"
"Weil du mich hasst!? Weil du mir damit so richtig eins reinwürgen würdest?"
"Und wer hat gesagt", langsam ließ sich Malfoy vom Tisch hinabgleiten, "dass ich dich hasse?"
Verwirrt starrte ich ihn an. "Du selbst? Vor drei Jahren, Malfoy, als du mir die Freundschaft gekündigt hast. Ist dein Gedächtnis so schlecht?"
Ich versuchte, meine kühle Fassade aufrechtzuerhalten, doch Malfoy begann jetzt auf mich zuzulaufen und mit jedem Schritt wurde ich nervöser. Was wurde hier gespielt?
"Damals war ich ein kleiner verwöhnter Junge, der alles gemacht hat, was sein Vater von ihm verlangte."
Ich hob eine Augenbraue. "Und das bist du jetzt nicht mehr?"
"Nein." Malfoys Stimme hatte einen ungewohnt rauen Ton angenommen. Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Ich schluckte. "Bist du dir sicher? Dass Daddy nichts gesagt hat von wegen du sollst mir wieder näher kommen? Meine Gunst erringen?"
Das war doch genau das, was Malfoy sr sich wünschen würde oder? Dass sein Sohn in Sicherheit wäre. Genau die könnte ich ihm und seiner Familie als Tochter des dunklen Lords bieten.
Auf einmal wurde mir bewusst, wie tief auch Malfoy in diese Sache verstrickt war, ob er es wusste oder nicht. Sicherlich wusste er nichts von meiner Identität, sonst würde er sich mir gegenüber anders verhalten.
Erschrocken sah ich ihm in die Augen.
Er stand jetzt direkt vor mir. "Mein Vater", flüsterte er, "meinte ich solle mich von dir fernhalten. Ich weiß zwar nicht wieso, aber", er stützte sich rechts und links am Pult von mir ab, "das will ich nicht."
Seine Worte schwebten zwischen uns wie Rauch. Dichter Rauch, der durch meine Ohren drang und sich immer wieder in meinen Kopf abspielte. Meinen Kopf vernebelte.
Mein Puls beschleunigte sich. Malfoys Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter vor dem meinem.
Wie paralysiert starrte ich ihn an. Was-
Auf einmal streifte etwas meine Lippen.
Nicht etwas. Seine-
Es durchlief mich wie ein Elektroschock und aufgeschreckt von der Berührung stieß ich ihn von mir.
Entsetzt starrte ich Malfoy an. Was war in ihn gefahren!? Ich hatte immer gedacht, dass er mich verabscheute, dass er mich verachtete. Es hatte mich Jahre gekostet, dass ich über den Verlust dieser Freundschaft hinweggekommen war und jetzt-
Malfoy zuckte zurück.
"Ich-", stammelte er starrte mich verdattert an, als wäre nicht er derjenige gewesen, der mich geküsst hatte. Aufgewühlt raufte er sich die Haare.
"Ach- vergiss es."
Mit diesen Worten stolperte er in Richtung Tür und floh auf den Gang.
Immer noch geschockt glitt ich an dem Lehrerpult hinab auf den Boden.
Der Steinboden unter mir war kalt, doch meine Haut war heiß.
Ungläubig ließ ich meine Finger zu meinen Lippen wandern, dort, wo er mich gerade geküsst hatte. Draco Malfoy- hatte mich geküsst.
Immer noch vor Adrenalin zitternd lauschte ich in die Dunkelheit.
Ich hatte ihn laufen lassen- hatte alles vergessen und zugelassen, dass Malfoy den Raum verließ.
Wenn er jetzt zu Umbridge lief und mich verpfiff, würden sie mich genauso hier vorfinden, wie er mich verlassen hatte.
Es war der perfekte Trick, die perfekte Masche, um mich aus der Fassung zu bringen und mich schnappen zu lassen.
Ein exzellenter Schachzug von Malfoy-
Doch die Zeit verging, in der ich, immer noch durcheinander, auf dem Boden hockte- und niemand kam.

***

Ok, ok, ok es ist passiert!
Die Szene, auf die ich seit über einem Jahr warte! Kinder, so langsam kommt romance mit ins Spiel! *Rennt schreiend im Kreis*
Ich glaube ich bin gerade gehypter als ihr XD
Aber ich brauche euer Feedback. War die Szene gut? Hat es in die Story gepasst oder war es zu plötzlich?
Ich habe null Erfahrung damit, so etwas zu schreiben, deshalb bin ich sehr dankbar für euer Feedback.

Nun denn-
Wir lesen uns nächste Woche wieder, nicht wahr?
-Absolina <3

The dark LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt