PER ANORDNUNG DES ZAUBEREIMINISTERIUMS
Dolores Jane Umbridge (Großinquisitorin) hat die Nachfolge von Albus Dumbledore als Leiterin der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei angetreten.
Obige Anordnung entspricht dem Ausbildungserlass Nummer achtundzwanzig.
Unterzeichnet:
Cornelius Oswald Fudge, Zaubereiminister
Schlimmer hätte es nicht kommen können.
Die Aufdeckung der DA hatte nicht nur dazu geführt, dass Dumbledore nun beschuldigt wurde, heimlich an einer Schülerbewegung gegen das Ministerium zu arbeiten, nun da er geflohen war, wurde er auch noch als Schulleiter ersetzt.
Und zwar von niemand geringerem als Dolores Jane Umbridge.
Nach ihrer Niederlage vor einer Woche hatte sie nun endlich über Dumbledore triumphiert. Und zwar höher als sie sich hätte erträumen können.
Zwar hatten Fred und George ihr das Leben direkt an ihrem ersten Amtstag zur Hölle gemacht, während sie weder Zugang zum Schulleiterbüro noch Unterstützung der anderen Lehrer erhielt, doch letztendlich bezog sie nun die höchste Position und Autorität der Schule.
Die Teetasse klapperte, als ihr Löffel gegen die Innenwand aus Porzellan stieß. Der Zucker, den sie gerade hineinrührte, löste sich in einer weißen Wolke auf.
Umbridge schenkte mir ein ähnlich ekelhaft süßes Lächeln und schob mir den überzuckerten Tee entgegen.
Der noch etwas anderes enthielt, wie ich vermutete.
"Trinken sie", ermunterte sie mich.
Ich erwiederte ihr Lächeln und griff nach der Teetasse.
"Sehr freundlich, danke", erwiederte ich und setzte sie an die Lippen.
Als ich sah, wie sich Umbridges Mundwinkel erwartungsvoll verzogen, setzte ich sie jedoch wieder ab und schüttelte beteuernd den Kopf.
"Aber zuerst muss ich mich entschuldigen. Dass ich Ihnen solche Scherereien gemacht habe- nun, ich wusste ja, dass ich damit gegen die Ministeriumserlässe verstieß. Aber die Einladung kam von Dumbledore, wissen sie- da hat es sich gar nicht mehr als verboten angefühlt, ich meine er ist- war unser Schulleiter. Ich dachte, man kann ja mal vorbeischauen.
Im Nachhinein komme ich mir blöd vor, dass ich so einfach auf ihn reingefallen bin. Ich meine, ich hätte Dumbledores Absichten schon früher erkennen können, immerhin bin ich in Ravenclaw!"
Ich griff wieder nach der Teetasse und schwenkte die sich darin befindliche Flüssigkeit nachdenklich hin und her.
Von Hermine wusste ich, wie die offizielle Version der DA lautete- Dumbledore hatte das Geständnis abgelegt, er habe eine geheime Schülerarmee aufbauen wollen, um gegen das Ministerium vorzugehen. Das erste Treffen hatte an dem Abend stattfinden sollen, an dem wir geschnappt worden waren.
Damit hatte er uns vor dem Schulverweis gerettet, aber was er nun vorhatte, war mir rätselhaft.
Dumbledore war eine Legende. Er musste sich etwas Cleveres einfallen lassen, um seine alte Stellung wiederzuerhalten. Vielleicht würde er ja sogar den dunklen Lord aufspüren.
Umbridge lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
"Es ist immer wieder interessant", sagte sie in ihrer Piepsstimme, "ihnen beim Lügen zuzusehen. Diese Dreistigkeit, auch nur zu versuchen, mir zu gefallen, ist erstaunlich. Aber sie wissen genauso gut wie ich, meine Liebe, dass sie bereits zu weit gegangen sind, um mich ihre schönen Worte glauben zu lassen.
Schade- für sie. Vielleicht hätte ich sie sonst sogar in mein Inquisitionskommando aufgenommen."
Ich lächelte gequält. "Ja. Schade, durchaus. Ich gebe zu, mein Versuch damals war äußerst unklug und unbedacht. Am Ende sind doch sie diejenige, die am längeren Hebel sitzt."
Trotz ihrer vorherigen Klarstellung, sie würde nicht mehr auf mich hereinfallen, huschte ein verzücktes Lächeln über Umbridges Lippen.
"Sie müssen sich inzwischen den Mund trocken geredet haben, Miss Pears", hob sie wieder die Stimme, "trinken sie."
Sie deutete auf den Tee, den ich immer noch in der Hand hielt und musterte mich erwartungsvoll.
Ich starrte auf die Flüssigkeit in meinen Händen hinab. Auffälliger konnte man es doch nicht gestalten oder?
Je nachdrücklicher Umbridge mir Tee anbot, desto mehr wurde mein Verdacht bestätigt, dass sie etwas hineingemischt hatte.
Veritaserum, wie ich tippte.
Ein Elixier, das seinen Konsumenten dazu zwang, die Wahrheit auszusprechen.
Ich wusste nicht, was Umbridge mir für Fragen stellen wollte, doch ich durfte unter keinen Umständen riskieren, in diesen Zustand der Schwäche zu geraten.
Wenn sie mir nur eine Frage zum dunklen Lord stellen würde, wäre ich geliefert.
Doch unter Umbridges erwartungsvollem Blick hob ich schließlich trotzdem die Tasse zum Mund und tat so, als würde ich daran nippen.
Meine Lippen hielt ich fest verschlossen.
"Nun", Umbridge holte ein Stück Pergament aus ihren Unterlagen hervor und tauchte eine Schreibfeder in Pinkfarbene Tinte, "wie bereits angekündigt habe ich Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Fangen wir mit etwas Leichtem an- war ihre Entschuldigung von vorhin ernst gemeint?"
Angespannt presste die Lippen zusammen. Ich wusste, welche Antwort Umbridge erwartete und welche als einzige infrage käme. Wenn ich jetzt löge, könnte ich genauso gut laut herumposaunen, dass ich das Getränk nicht getrunken hatte.
Und ich durfte nicht zu lange zögern-
"Nein, Professor", sagte ich also wahrheitsgemäß und tat so als würde ich noch einen Schluck nehmen.
Ein dünnes Lächeln zeichnete sich auf Umbridges Lippen ab, während sie mich weiter musterte.
"Gut meine Liebe, dann machen wir mit dem ernsteren Teil weiter. Wissen Sie, wo Dumbledore sich momentan aufhält?"
"Nein, Professor", antwortete ich prompt.
"Haben Sie eine Vermutung?"
"Nein."
"Wissen sie von weiteren Beteiligten außerhalb der Schülerschaft?"
"Nein."
"Steht Potter in Kontakt zu Dumbledore?"
"Ich weiß es nicht, Professor."
"Trinken sie, trinken sie", Umbridge gestikulierte in Richtung der Teetasse, während sie sich Notizen machte.
Ich hob eine Augenbraue. Bis jetzt hatte ich nicht ein einziges Mal lügen müssen.
"Wie eng stehen sie mit Potter in Kontakt?"
"Nicht sehr eng", erklärte ich, "Wir haben nicht viel miteinander zu tun."
"Aber sie sind in die Lüge um Sie-wissen-schon-wer verwickelt, nicht wahr?"
Ich stockte. "Was?"
Umbridge verzog ihre Miene zu einem gequälten Lächeln. "Meine Liebe, ich glaube sie haben noch nicht genug getrunken."
Ehe ich es mir versah, schwenkte die Lehrerin schon mit ihrem Zauberstab und ließ so die Tasse an meine Lippen schweben.
Bevor ich reagieren konnte, hatte sie diese schon gekippt und die ekelhaft süße Flüssigkeit füllte meinen Mund.
Hustend rang ich nach Luft und versuchte, das Gift aus meinem Rachen zu entfernen, doch es war zu spät- ich hatte bereits etwas vom Tee verschluckt.
"Schmeckt es, Miss Pears?", hakte Umbridge triumphierend nach.
Ich wollte ein sarkastisches 'vorzüglich' erwiedern, doch stattdessen kam ein gequältes "nein", zwischen meinen Lippen hervor.
Umbridge kicherte süßlich, "ich sehe, jetzt können wir eine ehrliche Unterhaltung führen. Keine Lügen, Miss Pears."
Ich verzog das Gesicht. "Ich muss sie vorwarnen Umbridge, die Wahrheit schmeckt grässlich."
Unbeeindruckt tippte mein Gegenüber mit ihrer Feder auf das vorliegende Pergament.
"Professor Umbridge", berichtigte sie und fuhr mit dem Finger über einen Fragebogen, der an ihrer Seite lag.
Ein flaues Gefühl bildete sich in meinem Magen.
"Wissen sie über Dumbledores Pläne Bescheid?"
"Nein", antwortete ich bereits, noch bevor ich mir die Frage überhaupt durch den Kopf gehen lassen konnte. Ich knirschte mit den Zähnen. Das war noch schlimmer als ich erwartet hatte.
"Was hat er ihnen geboten, damit sie bei seiner Lüge mitspielen?"
"Nichts", erwiederte ich.
Umbridge hob eine Augenbraue. "Nichts? Haben sie aus freien Stücken die Wahrheit verschwiegen?"
"Ja", erwiederte ich, denn es stimmte. Ich hatte mich nie öffentlich zu Potters Statement geäußert und die Wahrheit über das, was nach Harrys Flucht geschehen war, hatte ich mit niemandem in Hogwarts geteilt.
"Wieso das?", wollte Umbridge wissen.
"Weil ich Angst vor den Konsequenzen habe", erwiederte ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen.
Umbridge legte ihren Kopf schief. "Was befürchten sie, könnte denn passieren, wenn sie Potters Lügen widerlegen würden?"
Erleichtert stellte ich fest, dass sich diesmal keine Antwort aus meinem Mund zwang. Vielleicht weil ihre Frage fehlerhaft gestellt war.
"Wieso antworten sie nicht?", fragte Umbridge ungeduldig, "trinken sie noch einen Schluck."
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
"Weil Potter nicht lügt."
Umbridges Feder hielt in der Bewegung inne, während ihre Gesichtszüge entgleisten.
Ich schenkte ihr ein süffisantes Grinsen.
In einer langsamen Bewegung legte sie die Feder beiseite und verschränkte die Finger ineinander.
"Wie ich sehe, hat Dumbledores Einfluss seine Schüler schwerer in Mitleidenschaft gezogen, als ich befürchtet hatte. Dass sie es wirklich für die Wahrheit halten-"
Bemitleidenswert schüttelte sie den Kopf.
"Sie sind entlassen, Pears. Halten sie sich in Zukunft von Potter und seinen Freunden fern."
Etwas verwirrt blinzelte ich die Lehrerin an, bevor das Gesagte in meinen Kopf einsickerte. Ich hatte ihr gerade die Wahrheit ins Gesicht geschleudert und sie dachte-
Wie mechanisch erhob ich mich von meinem Platz und ließ den Blick durch das vor mir liegende Büro fahren.
"Guten ... Tag, Professor", sagte ich etwas zögerlich, immer noch die Wirkung des Veritaserums spürend, bevor ich das Büro verließ.
Als ich ihr Büro verlassen hatte, stieg auf einmal ein Kichern in mir auf, das ich nicht zurückhalten konnte, so sehr ich mich auch bemühte.
Wie ironisch das ganze doch war! Da versuchte ich mich das ganze Schuljahr über unter Verschluss zu halten und dann, als ausgerechnet die Frau, mit der ich am wenigsten darüber reden wollte, die Möglichkeit hatte alles aus mir herauszuquetschen, glaubte diese mir nicht!
Das Kichern verwandelte sich in ein hysterischen Lachen, das sich aus mir rauskämpfte als hätte ich mich daran verschluckt.
Unkontrolliert schüttelte ich mich, während meine Lachanfälle freudlos im Korridor widerhallten.
Einige Portraits, die die Wände schmückten, musterten mich argwöhnisch, während ich immer noch kichernd nach Luft rang.
Samantha Merope Riddle. Die Königin der Lügen!
Ein weiterer Lachanfall stieg in meiner Kehle auf.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...