Nachdem Parkinson und ich auseinandergegangen waren, hatte ich es noch rechtzeitig geschafft, meine Blessuren zu verbergen und zu Zaubertränke bei Snape zu gelangen.
Die ganze Stunde lang hatte ich Kopfschmerzen gehabt und war unkonzentriert gewesen, sodass das Gebräu, das bei mir am Ende herauskam, selbst Snape entsetzte, doch immerhin war keinem aufgefallen, was ich verbarg.
Von dem Gerangel mit Parkinson hatte ich einen geschwollenen Kiefer, zwei blutige Kratzer auf der Wange und mehrere blaue Flecke davongetragen, die ziemlich schmerzten.
Nicht zuletzt war die Haut an meinen Fingerknöcheln aufgeplatzt, nachdem ich Parkinson ins Gesicht geschlagen hatte, und sobald ich meine Hand zur Faust ballte, schoss ein ziehender Schmerz durch meinen Handrücken.
Ich starrte meine Handfläche an.
Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich handgreiflich geworden war.
Klar, ich hatte mich gegen Parkinson verteidigt, aber wenn Peeves nicht gewesen wäre ... Ich wusste, dass wir vielleicht am Ende sogar im Krankenflügel gelandet wären.
Und wahrscheinlich hätten wir für den Rest des Schuljahres Nachsitzen aufgebrummt bekommen.
So hatten wir rechtzeitig unsere Schlägerei unterbrochen und am Ende hatten Crabbe und Goyle den ganzen Ärger abbekommen.
Die hatten nämlich noch am Boden gelegen, als die ersten Lehrer am Tatort aufgetaucht waren.
Trotzdem hielt sich due Erleichterung über den halbwegs guten Ausgang der Situation in Grenzen. Es hätte gar nicht erst so weit kommen dürfen.
Ich seufzte und strich mir durch die Haare, die inzwischen nicht mehr unangenehm an der Kopfhaut ziepten.
Natürlich hatte ich meine Wunden schnellstmöglich mit Episkey behandelt, sodass die blauen Flecken zusammen mit der Schwellung an meinen Kiefer verschwunden waren.
Die Stelle unter meinem Kinn sowie meine Hand waren jedoch immer noch sehr empfindlich.
Natürlich war das alles unter Make-up versteckt.
Als ich Parkinson das nächste Mal begegnet war, war sie stur an mir vorbeigelaufen, hatte mir weder einen blöden Kommentar zugerufen noch eines Blickes gewürdigt. Vielleicht waren wir sogar wirklich quitt.
Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht wieder in eine Schlägerei mit ihr verwickelt werden würde. Tatsächlich war ich mir dessen sicher, denn obwohl Parkinson eine große Klappe hatte, war sogar sie schlau genug, um zu wissen, wann genug war.
Ich versteckte meine verletzte Hand wieder in meinem Ärmel und richtete den Blick wieder auf den Gang vor uns.
Neben mir lief Zack her und sah sich nervös um, obwohl die Schüler unseres Jahrgangs sich noch auf den Gängen aufhalten durften.
Seine Vorsicht hatte einen anderen Ursprung: heute Morgen hatte Michael uns mitgeteilt, dass heute um acht Uhr das erste Treffen unserer Verteidigungsgruppe stattfinden würde.
Zack und ich waren etwas spät dran, doch der Raum der Wünsche, den Harry als Treffpunkt ausgewählt hatte, war nicht weit vom Gemeinschaftsraum entfernt.
Wenn ich genauer darüber nachdachte, stellte er den bestmöglichen Ort für solch ein geheimes Treffen dar.
Ein vorfreudiges Grinsen legte sich auf meine Lippen, das sich nur noch verbreiterte, als wir an der Stelle ankamen, an der sich der Raum der Wünsche befand.
Wenn wir hier trainierten, würde Umbridge uns nie finden.
"Hier ist es", sagte Zack überflüssigerweise und strich über den glatten Stein.
Ich wollte gerade damit beginnen, auf der Stelle auf und ab zu laufen, um den Raum zu beschwören, als aus der kahlen Wand bereits eine hölzerne Tür wuchs.
Zack trat überrascht einen Schritt zurück, bevor er verstehend grinste. "Wahrscheinlich ist die Tür direkt aufgetaucht, weil wir erwartet werden. Praktisch", stellte er fest und griff nach der Klinke.
Ich sah mich vorsichtshalber noch zweimal auf dem Korridor um, um sicherzustellen, dass uns keiner sah, bevor ich ihm in den Raum folgte.
Die Tür fiel leise hinter mir zu, und schrumpfte, wie ich wusste, auf der anderen Seite wieder zusammen.
Zack keuchte staunend auf.
Der Raum war perfekt. Bei unserem letzten Besuch, der bereits einige Zeit zurücklag, hatten wir in einem kleinen gemütlichen Zimmer gesessen, in dem man zusammen Kakao trinken konnte, aber das hier war viel ... beeindruckender.
Der Raum war weitläufig und wurde von hellen Fackeln beleuchtet, wie sie es auch unten in den Kerkern taten.
Begeistert ließ ich meinen Blick über hölzerne Bücherregale wandern, die sich an den hohen Wänden entlangzogen und wie ich vermutete, Anleitungen für Verteidigungszauber enthielten.
In anderen Schränken standen verschiedene Instrumente, wie Geheimnis-Detektoren oder Spickoskope und weitere magische Geräte.
Am anderen Ende des Raumes brannte ein Kamin, vor dem ein Kreis an Sitzkissen drapiert war.
Auf diesen befanden sich die anderen Schüler, die nun erwartungsvoll zu uns herübersahen.
Harry kam zu uns herüber, um die Tür hinter uns abzuschließen.
"Gut, dann sind wir vollzählig", stellte er fest und begrüßte uns lächelnd.
Zusammen gingen wir zu den Anderen herüber, die sich fasziniert über den Raum und seine Ausstattung unterhielten.
Ich ließ mich auf einem freien Kissen neben Marge nieder, die ausnahmsweise einmal nicht mürrisch dreinblickte, sondern sich der allgemeinen Begeisterung anschloss.
"Der Raum ist perfekt", raunte sie mir vorfreudig zu und sprach damit die Gedanken aus, die ich mit dem ersten Blick gehabt hatte.
"Ja", hauchte ich und betrachtete einen Kronleuchter, der mittig des Raumes hing.
"Nun, ich hab darüber nachgedacht, was wir als erstes tun und - ähm-", setzte Harry an, bevor er Herminrs erhobene Hand bemerkte.
Ich hob eine Augenbraue. Das war ja wirklich wie im Unterricht.
"Ja, Hermine?"
"Ich finde, wir sollten einen Anführer wählen", schlug diese vor.
"Harry ist der Anführer", kam es prompt von Cho, der Marge einen finsteren Blick schenkte.
"Ja, aber ich denke, wir sollten richtig darüber abstimmen", erwiederte Hermine, "Das macht das Ganze offiziell und verleiht ihm Autorität. Also- wer ist dafür, dass Harry unser Anführer sein soll?"
Ich hob meinen Arm, genauso wie auch alle anderen. Nicht, dass ich noch als weitere Kandidatin vorgeschlagen werden würde.
Harry bedankte sich etwas unsicher und nahm erneut Hermine dran, die sich schon wieder meldete.
"Ich finde außerdem, dass wir uns einen Namen geben sollten", erklärte sie eifrig, "das würde den Teamgeist und den Zusammenhalt unter uns fördern, meint ihr nicht?"
Ich wechselte einen Blick mit Zack. Der hatte einen vorfreudigen Gesichtsausdruck aufgesetzt.
"Wie wär's mit Anti-Umbridge-Liga?", schlug eine Siebtklässlerin aus Gryffindor vor.
"Oder die Ministerium-macht-Murks-Gruppe?", kam es von einem der Weasley-Zwillinge.
"Ich würde meinen, dass wir uns einen Namen geben sollten, der nicht allen verrät, was wir vorhaben, damit wir ihn auch außerhalb unser Treffen gefahrlos verwenden können."
Schließlich einigten wir uns auf den Namen "Dumbledores Armee", kurz "DA".
Nachdem das Organisatorische geklärt war, widmeten wir uns dem Praktischen.
Auf Harrys Vorschlag, den Expelliarmus-Zauber zu üben, folgte keine großartige Begeisterung, jedoch verstummten die Einwände, nachdem er behauptete, den Zauber erfolgreich gegen den dunklen Lord eingesetzt zu haben.
Mir musste er nichts erzählen - ich war dabei gewesen.
Ich konnte den Entwaffnungszauber meiner Meinung nach zwar relativ gut einsetzen, jedoch hatte ich dies schon lange nicht mehr getan. Außerdem konnte ich ja noch die non-verbale oder zauberstablose Form üben. Für letzteres hatte ich immer noch ein verstecktes Talent, auch wenn es mir immer noch große Schwierigkeiten bereitete, bewusst zauberstablose Magie anzuwenden.
Das einzige, was ich konnte, war mich in eine Melusine zu verwandeln und ein schwacher Wärmezauber - der hatte mir aber schon gute Dienste geleistet.
Also stellte ich mich gemeinsam mit Marge auf, um zusammen mit ihr zu üben.
Wie sich herausstellte, lag ihr der Entwaffnungszauber nicht wirklich gut, wodurch sie ständig einige Bücher im Regal traf oder einmal stattdessen meinen Ärmel hochzog.
Als ich an meinem linken Unterarm auf einmal einen Luftzug spürte, brach ich kurz in Panik aus, stellte daraufhin jedoch schnell fest, dass nur mein Umhang vom Zauber betroffen gewesen war und der darunterliegende Pullover an Ort und Stelle saß.
Auch ich verhaspelte mich manchmal oder wirkte den Zauber nicht stark genug, sodass Marge ihren Zauberstab wieder auffangen konnte, doch in den meisten Fällen schaffte ich es, sie nach hinten fliegen zu lassen und zu entwaffnen.
Einmal schaffte ich es sogar, die Flugbahn ihres Zauberstabes so zu lenken, dass er entspannt in meine Hand flog.
Nach einer Weile, in der ich wieder reingekommen war, versuchte ich mich, an non-verbale Zauber heranzutasten.
Sobald ich den Zauber nur dachte, fiel seine Wirkung deutlich schwächlicher aus als zuvor. Einmal sprang Marges Zauberstab ihr aus der Hand aber oft passierte auch gar nichts. Nun war ich diejenige, die den kürzeren zog und sich unbefriedigend oft bücken musste, um meine Waffe wieder aufzuheben.
Vielleicht sollte ich auch einmal an der zauberstablosen Ausführung von Accio arbeiten...
Ich fluchte, als mir der Zauberstab erneut aus der Hand flog.
Genervt fixierte ich das Stück Holz mit einem intensiven Blick und streckte meine Hand in seine Richtung aus.
Wenn ich es nur schaffte, die Kraft aus meinem Inneren zu ziehen...
"Was machst du da, Pears?", fragte Marge in ihrem üblichen ruppigen Ton, jedoch konnte ich einen Hauch von Belustigung heraushören.
Ich warf ihr einen bösen Blick zu und bückte mich, um meinen Zauberstab aufzuheben.
In dem Moment blies Harry in eine Pfeife, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Nun, das war schon mal ganz gut", sagte er, "aber wir haben überzogen und sollten jetzt besser aufhören. Nächste Woche, selbe Zeit, selber Ort?"
"Lieber schon früher!", schlug Dean Thomas vor, womit er auf große Zustimmung traf. Bereits jetzt juckte es mir in den Fingern, weiter zu üben.
"Die Quidditch-Saison fängt bald an, unsere Mannschaft muss auch noch trainieren!", warf eine der Gryffindors rasch ein.
"Ja, unsere auch", stimmte Zack ihr zu, woraufhin ein etwas feindseligeres Knurren von Marge kam. Auf dem Quidditch-Feld vergaß sie ihre Freundschaften.
"Sagen wir also nächsten Mittwochabend", schlug Harry daraufhin vor, "dann können wir immer noch zusätzliche Treffen beschließen."
Die Mitglieder der Gruppe ließen ein zustimmendes Murmeln von sich hören, bevor die Versammlung aufgelöst wurde.
Es war zehn nach neun - die Zeit war schneller vergangen als gedacht.
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The dark Lady
FanfictionSequel zu: She who can not be named ❥︎ Für Sam hat sich Alles geändert. Denn nicht nur scheinen die Beziehungen zu ihren Mitschülern völlig neue Wege einzuschlagen, sondern auch ihre eigenen moralischen Vorstellungen und Ziele erscheinen nun merkwür...