Die Sommerferien waren vergangen und wir führten unseren Alltag wieder fort. Anastasia ging auf eine neue Schule, um ihr Abitur zu absolvieren. Ihr gefiel die Schule und ihre Klasse war ebenso voller Schüler, die sie nett fand. Ein wenig war ich erleichtert, dass sie dort gute Mitschüler hatte und Anschluss gefunden hatte, nicht so wie bei mir damals. Ich war zuversichtlich, dass sie das alles meistern wird. Sie ist nicht umsonst meine Tochter.
Bevor ich mich zur Arbeit aufmachte, machte ich noch Frühstück für alle. Ich wollte, dass wir alle wenigstens einmal am Tag zusammensaßen, aßen und uns austauschten. Matt war der Erste, der herunter kam. "Guten Morgen" sagte er und band sich seine Krawatte als er zu mir kam und mir einen Kuss auf die Wange gab. "Guten Morgen" erwiderte ich und drehte das Omelett in der Pfanne um. "Die Zeit rennt wie verrückt" sagte mein Freund in Gedanken versunken als er sich ein Toast in den Mund schob, welcher auf dem Tisch lag. "Wann musst du los?" fragte ich ihn als ich das Frühstücksomlett auf einen Teller legte und mich zu ihm umdrehte. "In 10 Minuten" erwiderte er und stand schon an der Kaffeemaschine. "Wann musst du ins Krankenhaus?" gab er von sich als er dann noch den Filter wechselte. "Auch um den Dreh, aber ich komme später als die Anderen" sagte ich und sah mir die gedeckten Kücheninsel an. "Hast du keine Visite heute?" er drehte sich mir zu und nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe erst am Mittwoch wieder Frühschicht". Matt nickte und trank einen Schluck aus der Tasse. Er nahm erneut einen Bissen von seinem Toast während er angelehnt an der Ablage stand und mich beobachtete. Ich drehte mich um und sah seinen Blick. "Was ist?" lachte ich. Er lächelte ebenso und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. "Nichts" hauchte er nur. Verwirrt sah ich ihn an, schüttelte jedoch meinen Kopf und drehte das Omelett um. "Hast du eigentlich Ana geseh-?" weiter kam ich jedoch nicht, da sie schon die Treppe heruntergerannt kam. "Sorry, habe verschlafen". Hektisch lief sie auf das Frühstück zu und schaufelte sich so viel sie konnte in den Mund. "Ana, du weißt, dass wir zusammen-" fing ich wieder an, doch auch diesmal unterbrach sie mich. "Essen wollten, ich weiß. Tut mir Leid, Mama" lächelte sie mich leicht an. Auch ich musste lächeln. "Schau wenigstens, dass du an deinem ersten Schultag pünktlich kommst" sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Tee. "Das wäre unangebracht" sagte Matt und nahm ebenso einen Schluck aus seinem morgendlichen Kaffee-Frückstück. "Ja, ich weiß. Bin auch gleich weg, wollte mich noch mit Elin treffen" presste sie mit vollem Mund heraus ohne den Blick einmal zu heben. Zu sehr fokussierte sie sich aufs Essen. "Ist sie denn auch in deiner Klasse?" fragte Matt während er mit seinem Kaffee dem Tisch näherte. "Setz dich auch" hauchte er mir zu als er seine Hand auf meine Taille legte. Er ließ wieder von mir ab und setzte sich auch an den Tisch. "Ja, so steht es auf der Liste. Ich hoffe die ändern auch nichts mehr daran" seufzte Ana. Sie hoffte sehr, dass sie mit ihrer Freundin in eine Klasse kommen würde. Natürlich wäre es kein Untergang, jedoch weiß jeder, dass ein Freund in der Nähe zu haben schon etwas Positives ist und einem auch Halt bietet. "Notfallshalber soll sie im Sekretariat um einen Wechsel bitten" sagte ich ihr bevor ich aus meiner Tasse trank. "Geht denn das?". Ich nickte. "Offiziell nicht, aber du weißt nicht wie oft ich im Sekretariat deswegen damals war" lachte ich. Auch ich hasste es vollkommen alleine in eine neue Runde von fremden Menschen geschmissen zu werden, jedoch gehört das auch zum Leben dazu, auch wenn ich es so gut wie möglich vermeiden würde.
"Guten Morgen" begrüßten mich die Krankenschwestern und einige Ärzte, während ich zur Übergabe kam. "Guten Morgen" erwiderte ich und schenkte mir noch schnell einen Kaffee ein als die Ersten uns schon über die Patienten informierten. Heute würde ein anstrengender Tag werden. Jedoch war ich froh mein Studium gemeistert zu haben und hier arbeiten zu dürfen. Eine der Besten meines Jahrgangs zu sein hatte seine Vorteile, denn man wird von Chefärzte immer wieder erkannt. Natürlich ist es auch stressig und man geht an seine Grenzen, jedoch lohnt es sich wenn man am Ende des Tages Menschen geholfen hat. Ich nahm mir schon am Anfang meiner Laufbahn vor nie ein arroganter Arzt oder Chirurg zu werden wie ich sie kannte. Ich wollte diejenige sein, wo die Leute sagen Sie ist ein netter Arzt oder Endlich mal ein freundlicher Arzt. Und nun hatte ich es endlich geschafft. Ich war Oberärztin der Allgemeinmedizin.
"Könntest Sie sich noch einen meiner Patienten kurz anschauen. Er bekommt um 14:00 Uhr noch eine OP, wegen eines Schädelbasisbruches. Deswegen wollte ich noch klären ob er anschließend noch-" kam eine Assistentinärztin der Chirurgie und zeigte mir die CT Aufnahmen des Patienten. "Otobasale Fraktur oder Laterobasale Fraktur?" unterbrach ich sie. Ich nahm die Bilder und öffnete den großen braunen Umschlag als ich sie fragend ansah. "Otobasale Fraktur" sagte sie sofort. Schließlich zog ich die blauen Folien hervor und sah sie mir an während wir weiterliefen zu einem anderen Patienten, den ich mir auch noch anschauen wollte. Ich sah mir genau die Bilder an und erkannt sofort Luft im Schädelinneren. "Hatte er irgendwelche austretenden Flüssigkeiten?" ich sah sie fragend an. "Ja, er hatte Nasenbluten und aus den Ohren floss ebenso Blut" erklärte sie. "Rufen Sie den Neurologen des Patienten hinzu und bereiten sie ihn vor. Ich werde gleich dazukommen und sehe es mir dann genauer an" ich gab ihr wieder die Bilder bevor ich die große Tür des Patientenzimmers aufmachte und hineinging.
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Her pale fire | Band 3
RomanceNach all dem was passiert war, baute sich Emily ein komplett neues Leben auf. 16 Jahre waren nun vergangen und einiges hatte sich geändert. Sie hatte nun einen festen Job in einem Krankenhaus als Chirurgin nachdem sie ihr Abitur und ihr Studium erfo...