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Als es klingelte, stand ich sofort auf und machte die Tür auf. "Heeeeeey!" schrien Olivia und Sandra durch die halbe Nachbarschaft, welche noch Weinflaschen dazu hochhielten. Lachend begrüßte ich die beiden und bat sie herein. "Em, dein Haus wird immer noch größer" staunte Sandra und sah sich um. "Und moderner" fügte Olivia hinzu. "Verdient man gut als Chirurg, hm?" grinste sie und stupste mich mit ihrem Ellbogen an. "Es reicht zum Leben" lachte ich und schritt auf die Couch zu. "Jaja, Meredith Grey" sagte Sandra und sah sich erneut um. Grinsend sah ich sie an. "Leute, setzt euch oder wollt ihr eine Stehparty veranstalten?". Somit kamen Sandra und Olivia zu mir aufs Sofa. "Wo ist denn deine Kleine und Matthew?" fragte Olivia und sah mich an. "Ana ist bei ihrer Freundin und Matt arbeitet heute länger" erläuterte ich den Beiden und fing an die erste Weinflasche zu köpfen. "Wie gehts euch so? Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen" ich sah die beiden freudig an. "Ja, wegen Sandras geschrotetes Auto" Olivia nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas und sah Sandra aus dem Augenwinkel an. "Ja Entschuldigung, wenn mir son Arschloch hinten rauffährt" maulte sie. Sandra hatte sich überhaupt nicht verändert. Sie maulte und motzte heute immer noch so wie ich sie kennengelernt hatte. Olivia seufzte und lehnte sich nach vorne. "Egal, wie gehts dir so? Geht Anastasia nicht auf die gleiche Schule wie wir früher?" Olivia sah mich an. Wieder nickte ich. Olivia hatte sich ebenso nicht verändert und ich war nach wie vor froh sie in meinem Leben zu haben. Sie waren immer hinter mir und pushten mich ans Limit, das brauchte ich immer wieder in der Zeit meines Studiums und als ich Anastasia großzog. Sie waren immer für mich da gewesen und hatten sogar auf sie aufgepasst, während ich arbeiten war bis tief in die Nacht. Solche Freunde schätzt man. 

"Denkst du das ist eine gute Idee?" Olivia sah mich an und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Kurz hielt ich inne bevor ich antwortete. Anfangs war ich überhaupt nicht davon überzeugt, dass sie auf die gleiche Schule wie wir damals gehen sollte. Nicht nur wegen des hohen Drucks, sondern auch wegen meinem Ex-Freund. Ana konnte nicht wissen, dass er dort unterrichtet und ich ihn dort kennengelernt hatte und wer weiß, vielleicht arbeitet er dort sogar nicht mehr. Möglich wärs. 

"Es ist ihre Entscheidung, sie soll das machen was sie für richtig empfindet" sagte ich. "Auch, wenn dein Ex dort noch sein könnte? Wolltest du sie nicht aus dem ganzen Mist heraushalten?". "Ja, schon. Sie weiß nichts von ihm und das wird auch so bleiben" ich sah Olivia an. Sie schien davon überhaupt nicht überzeugt zu sein, das sah man ihr an. "Ich kann's nach all den Jahren immer noch nicht fassen. Du und Herr Feihl" Sandra rollte mit den Augen und trank einen gigantischen Schluck Wein. "Sandra.." fing ich langsam an, doch Olivia unterbrach mich. "Sie hat Recht, Em. Das ist oder war Herr Feihl". 

Olivia und Sandra wissen diese Geschichte mit Joachim und als ich ihnen das damals erzählt hatte, fielen sie fast vom Stuhl. Nicht nur, dass es illegal war, sondern auch, dass ich das alles drei Jahre lang unter den Tisch gekehrt hatte. Ich hatte damals solch eine große Angst, dass ich nun meine besten Freunde auch durch diese Geschichte verlieren werde, doch sie blieben bei mir. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Ich hatte damals solch eine große Angst die letzten zwei Personen, die mir wichtig waren auch noch zu verlieren. "Joachim hatte mir damals die Welt zu Füßen gelegt. Kein Mensch hat mich je so sehr geliebt und mir das Gefühl von Akzeptanz gegeben wie er" schwelgte ich in Erinnerungen. Ja, Joachim war einst meine große Liebe gewesen und ich habe ihn über mein eigenes Leben gestellt, so sehr hatte ich ihn geliebt. Doch dies ist seit langem schon Vergangenheit. Joachim ist zur Vergangenheit geworden und so ist es besser für alle Beteiligten. "Ja und dann hat der dich Monate lang betrogen und dich mental zerstört" fügte Olivia hinzu. Diese Aussage kam so schnell und kalt herausgeschossen, dass ich nun wieder in der Realität war. Sie hatte Recht, Joachim hatte mich psychisch so zerstört, dass ich mich monatelang nur weinend in den Schlaf weinen konnte, wenn ich überhaupt schlief. "Das war echt keine leichte Zeit gewesen, Em" Olivia nahm einen Schluck aus ihrem Glas während ich nur auf den Glastisch vor mir starrte. "Wir haben damals für einige Monate noch bei dir in deiner kleinen Wohnung gewohnt. Erinnerst du dich?" Sandra sah mich an. "Natürlich, wie könnte ich vergessen" hauchte ich und sah auf das weinrote Getränk. 

Nach unserem Abitur zog ich von zu Hause aus nachdem ich genug Geld gespart hatte und holte mir eine kleine Wohnung, welche in der Nähe der Uni lag an der ich studiert hatte. Ich hatte Anastasia gerade bekommen und war völlig überfordert mit allem. Ich war damals noch völlig kaputt von der Beziehung zu Joachim und versank selber ins Dunkle. Ich konnte mich damals nicht mal um Ana kümmern. Damals zogen Olivia und Sandra bei mir ein und halfen mir mit allem fertig zu werden. Hätte ich sie damals nicht gehabt, wäre ich wahrscheinlich in Depressionen versunken oder wäre wahrscheinlich gar nicht mehr da. Sie zogen mich aus meinem dunklen Loch heraus und halfen mir somit auch zu einem Psychologen zu gehen. Als ich noch 19 war, hätte ich alle Wege zu einem Psychologen abgeschlagen. Doch in diesem Zustand und Situation in der ich war, brauchte ich einen und es stellte sich heraus, dass es mir nachdem auch deutlich besser ging. Mein Leben ging wieder Berg auf. Ich konnte meine Tochter wieder auf den Arm nehmen, mit ihr raus gehen, mein Leben genießen. In dieses Loch will ich nie wieder reinfallen, nie wieder. 

Die Beiden merkten, dass ich nochmal an die damaligen Geschehnisse nachdachte und wechselten schnell das Thema. "Reden wir jetzt aber nicht von dem. Erinnerst du dich noch daran als wir in die Berge gefahren sind und du dort deine Liebe des Lebens getroffen hast?" Olivia übertreibt zum Schluss sichtlich was mich breit strahlen ließ. "Selbstverständlich". "Das war mein Verdienst, hörst du? Ich habe die Idee vorgeschlagen wegzufahren und dann hast du ihn getroffen, alles dank mir" stolz ließ sie sich mit ihrem Weinglas ins Sofa zurück fallen und grinste stolz. "Spielst du jetzt Amor oder was?" Sandra sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Ich bin Amor" Olivia sah zu Sandra und zog ihre Augenbrauen hoch. Mein Grinsen wurde breiter als ich ihnen zu sah. Ja, ich habe die besten Freunde auf der Welt und es ist schön, dass wir immer noch Kontakt hielten. 

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt