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Einige Jahre nach meinem Abitur fuhren Sandra, Olivia und ich in die Berge, um eine Auszeit zu nehmen. Zu dritt stiegen wir damals ins Auto und fuhren los. Wir wollten die Zeit am Liebten anhalten und unser Leben in vollen Zügen genießen. Olivia saß am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz und Sandra hinten. Wir hatten so viel Spaß auf diesem Ausflug. Auf den Weg in die Berge sangen wir Lieder zusammen, lachten oder alberten rum. Wir fühlten uns wie Kinder, es war einfach traumhaft. Wir wollten die Zeit ein letztes Mal zurückdrehen und sie genießen.

Als wir in den Bergen waren und mit unserer Tour auf dem Berg ankamen, gab es ein Restaurant, welches wie eine große Hütte aussah. Kleinere Holztische standen draußen im Schnee vor dem Restaurant, man konnte von diesen aus sich hinsetzen und hatte eine wunderschöne Sicht über die Täler und die Berge, welche in kompletten Weiß bedeckt waren. Sandra und Olivia setzten sich mit mir an einen der kleinen Tische und wir bestellten etwas warmes zum Trinken. Mit einer dicken Jacke waren wir so weit weg von unserer Heimat entfernt und sogen die kalte Luft ein. "Es ist atemberaubend" sagte Olivia und legte ihre Hände um das heiße Getränk, welches vor ihr stand. "Ja und wie" hauchte ich und sah mir die schneeweiße Landschaft an. "Aber kalt" sagte Sandra und trank ihr Getränk sofort ohne es abkühlen zu lassen. Mir war wie schon, von klein auf, die Kälte egal. Einige Touristen standen auch an dem dicken Holzzaun und schossen Bilder von dem Ausblick. Ich bemerkte immer wieder die Blicke einer Person auf mir. Ich sah in diese Richtung und bemerkte einen Mann, der mich lächelnd ansah. Das behielt ich jedoch für mich und ignorierte es eher, denn ich wusste wenn Sandra und Olivia davon Wind bekämen, würden sie mir sofort raten mich mit ihm zu verabreden oder so etwas in der Art. Sie wollten, dass ich nach all den Jahren voller Tiefschläge endlich mal wieder jemand an meiner Seite hatte, der mir halt gab.
Jedoch waren sie nicht dumm und merkten sofort, dass mich ein Mann immer wieder anstarrte. "Du hast einen Starker" grinste Olivia und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. "Der steht auf dich, geh und frag ihn nach seiner Nummer" Sandra hob ihre Augenbrauen immer wieder an. Grinsend verdrehte ich die Augen. Ich stand auf und ging stattdessen auf die Aussichtsplattform zu, um mir die Berge anzusehen. Ich stand einfach nur da und sah sie mir an. Ich liebte Schnee fast so sehr wie Regen.

"Schöne Aussicht, nicht wahr?" ertönte die Stimme eines Mannes neben mir. Sofort sah ich zu meiner Linken und sah ihn an. Der Stalker würde Sandra ihn benennen. "Im Sommer sieht es hier noch schöner aus" lächelte er und sah mich dann an. Er hatte dunkelbraune Haare und solch strahlende blaue Augen, die wie der Himmel aussahen. Sein leichter Bart stand ihm und ließ seine vollen Lippen voller aussehen. Er war echt hübsch und genau mein Typ. Seine dunklen Haare hatten einige Wellen in sich welche mich faszinierten. Innerlich gab ich mir eine Ohrfeige, ich wollte mich nicht wieder auf einen Mann einlassen, der mich wieder so umhaute mit seiner Ausstrahlung. Ich wollte nichts empfinden und doch fand ich ihn anziehend.

Lächelnd sah ich ihn an. "Ich bin eher der Wintermensch". "Dito" grinste er und steckte mich ebenso an. "Gehören Sie auch zur Truppe?" er deutete auf die Menschen hinter uns. Ich sah kurz in diese Richtung in welche er deutete und nickte schließlich meinen Kopf. "Ja, ganz genau". Ich sah ihn wieder an, er sah kurz zum Eingang des Restaurants und dann wieder zu mir. "Dann sehen wir uns später" lächelte er mich noch an bevor er ging. Ich drehte mich um und sah wie er ins Restaurant schritt, dann sah ich zu meinen Freunden und sie waren völlig aus dem Häuschen und jubelten stumm vor sich hin. Lachend ging ich zu den Beiden an den Tisch.

Nachdem unsere Gruppe eine Pause gemacht hatte, riefen uns die Guides zusammen, um weiter zu gehen. "Bitte schauen Sie, dass Sie all ihre Sachen bei sich haben und nichts vergessen. Wir werden dann noch einige Meter hinaufsteigen" erklärte der Mann, welcher mich vorher angesprochen hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er die Touristengruppen anführte und diese Art wie er alles fest im Griff hatte und die Gruppe anführte, fand ich ziemlich anziehen. Ich gab mir in Gedanken eine doppelte Kopfnuss. Mit verschränkten Armen vor der Brust sah ich ihn an während ich ihn angrinste. Während des Sprechens glitt sein Blick zu mir und er grinste nun ebenso mich an. Er sieht so gut aus.

Als wir an diesem Abend im Hotel ankamen sprach er mich nochmal an bevor ich mit Olivia und Sandra auf unser Zimmer ging. "Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht einen Kaffee mit mir trinken gehen möchtest. Hier gibt es ein sehr gutes Café mit einer wunderbaren Aussicht oder vielleicht gibst du mir sogar deine Nummer?" er sah mich an und grinste breit über beide Ohren. Mich steckte er sofort mit seiner Positivität und dieser umwerfenden Ausstrahlung an, sofort musste ich auch lächeln. Doch dann entglitt mir mein Lächeln und ich sah ihn nur an. "Weißt du, ich bin mit meinen Freundinnen hier" ich deutete nach hinten zu Olivia und Sandra, die sich gerade unterhielten. "Und eigentlich wollten wir ein letztes Mal etwas zusammen unternehmen-" ich holte tief Luft. Ich sträubte mich, eigentlich würde ich ihn sehr gerne kennenlernen. Jedoch wohnt er tausend Kilometer von meinem zu Hause entfernt und außerdem war ich noch nicht bereit eine neue Beziehung einzugehen, noch nicht. Er stoppte mich beim Reden. "Es ist schon okay, vielleicht ein anderes Mal. Mal sehen" lächelte er mich an und er hatte wirklich wunderschöne Zähne, sein komplettes Gesamtpaket war einfach unbeschreiblich. "Vielleicht sehen wir uns im Sommer" lächelte er nochmals auf.
An diesem Abend sah ich ihn nur noch flüchtig im Hotel, er schenkte mir jedes Mal ein Lächeln.

Nachdem wir zu dritt in Deutschland zurück gekehrt sind, führte jeder sein eigenes Leben fort. Ich studierte, kümmerte mich um Anastasia, lernte und führte einen Minijob in einem Café aus. Irgendwo musste ja das Geld herkommen und da ich nicht Vollzeit arbeiten konnte, musste ein kleiner Job her. Jahre lang hatte ich in diesem Café gejobbt, alles schien auch normal und gut zu laufen. Morgens bis nachmittags bleib Anastasia im Kindergarten und dann schließlich bei der Nachmittagsbetreuung, welche der Kindergarten zum Glück für ganztags arbeitende Eltern zur Verfügung gestellt hatte.

Eines Tages, als ich eine Bestellung von einem Kunden annahm, hob ich meinen Kopf und als ich dieses Gesicht sah, fiel ich fast aus meinen Schuhen. Es war der Mann, den ich damals in den Bergen als Tourguide getroffen hatte, der sich einen Kaffee bestellt hatte. Verwundert hob er die Augenbrauen als ich ihn fassungslos ansah und betrachtete mich genau. Diesen wunderschönen Mann würde ich nie vergessen können "Kennen wir uns nicht irgendwo her?" lächelte er mich an, doch dann fiel es ihm sofort ein bevor ich etwas erwidern konnte. "Du warst doch damals-" fing er an, "in den Bergen" vollendete ich seinen Satz und grinste breiter. "Wow, ist das ein Zufall!" lachte er und seine Augen strahlten. "Oder vielleicht Schicksal?" ich sah ihn von der Seite an als ich seinen Kaffee zubereitete. Lächelnd sah er mich an.
Von dem Tag an kam er fast jeden Tag während seines Studiums und bestellte immer wieder den gleichen Kaffee und den gleichen Käsekuchen. Wir lernten uns besser kennen und schließlich fanden wir die Liebe zueinander. Matthew wurde mir vom Schicksal geschickt und es verging kein einziger Tag an dem ich ihn nicht liebte.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt