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Die Rektorin rief einen Mann auf die Bühne, welcher mit einem Grinsen heraufgelaufen kam. Dabei trug er stets ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er begrüßte alle anwesenden Schüler und Lehrer und erzählte etwas zur SMV wo er auch ein fester Mitglied als Lehrer war. Alle hörten ihm aufmerksam zu, alle außer Anastasia. Als sie seinen Namen hörte, runzelte sie die Stirn. Diesen Namen hatte sie schon mal gehört. In irgendeinem Zusammenhang war es, doch sie erinnerte sich nur blas daran. Der Name des Mannes kam ihr bekannt vor, doch es konnte auch sein, dass es einfach auch nur Einbildung war. Doch Anastasia war ein stures Mädchen und dachte ständig daran wo sie diesen Namen zuordnen konnte. Ihre Freundin Elin, welche neben ihr saß beachtete jedoch überhaupt nicht die Versammlung. Sie starrte lieber gelangweilt auf ihre Nägel und kratzte die Nagellackreste von ihren Nägeln ab, welche sie vor einer Woche lackiert hatte.

Anastasia's Stirn legte sich schon in Falten als sie diesen Mann fixiert ansah. Er jedoch schien ihr Starren überhaupt nicht zu bemerken, wie soll er auch? Es waren alle Neuankömmlinge anwesend und das waren nicht gerade wenige. Vielleicht war es auch besser so.

"Auch falls Sie Fragen oder Ähnliches haben, können Sie sich an Frau Dell oder auch an mich wenden, Herr Feihl" sagte der Mann und da plötzlich fiel es ihr ein. Dieser Geistesblitz durchfuhr Anastasia's Gehirn in einer Millisekunde. Sofort stockte ihr Atem und sie sah schockiert nach vorne. Langsam lehnte sie sich zu Elin zur Seite, die weiterhin auf ihre Nägel starrte. "Elin, i-ich glaube ich kenne diesen Mann" stockte sie. Immer noch völlig desinteressiert sah die dunkelhaarige auf ihre Nägel. "Achja?" entwich es ihr nur. "Nein". Anastasia nahm ihren Blick vom Mann und zog an dem Ärmel ihrer Freundin. "Ich kenne ihn, da bin ich mir sicher" sie sah sie festentschlossen an. Elin sah sie jedoch nur gleichgültig an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Anastasia wieder das Wort. "Ich glaube er ist es, ich glaube er ist mein Vater". Wie auf ein Schlag weiteten sich Elin Augen. "Du-.. Bist du sicher?". Elin setzte sich aufrecht hin und sah sie an. Jedoch war sich Anastasia nicht sicher, sie vermutete es. Sie wusste nicht wie ihr Vater aussah oder ob er wirklich Lehrer an dieser Schule war.

Jedes Mal als Anastasia das Thema anschneiden wollte, wer ihr leiblicher Vater war, blockte ich ab. Sie wusste nicht mal genau was damals passiert war, und dies sollte auch so bleiben. Ich wollte sie mit allen Mitteln aus dieser Sache raushalten, denn ich wusste ganz genau was dies mit ihr machen würde. Mich hatte es damals verstört als mein Vater all diese Dinge tat und ich jedes einzelne Detail mitbekam. Ana sollte auf keinen Fall etwas mitbekommen, das würde sie zerstören.

"Was ist denn los?" fragte Fabian die Beiden, welcher neben Elin saß. Anastasia sah auf und blickte in die grünen Augen ihres Mitschülern. "Ana meint, dass er ihr Vater wäre" zischte Elin ihm leise rüber. Fassungslos sah er die junge 16-jährige an. "Bist du dir sicher?" fragte er sie dann. "Ich weiß es nicht genau" sagte sie und er konnte ihre Unsicherheit in ihren Augen sehen. Es schien jedes Mal so zu sein, dass wenn er in Anastasia's blaue Augen sah, er ihr Innerstes sah. Seit dem ersten Tag als er die hübsche Braunhaarige gesehen hatte, verzauberte sie ihn einfach nur. Sofort sah sie wieder nach vorne. Sie versuchte alle Details aufzusaugen, die ihr helfen würde herauszufinden ob das wirklich ihr Vater war. Nur für einen kurzen Augenblick dachte sie sie sei völlig verrückt geworden, doch sie kannte den Namen. Sie erinnerte sich daran ihn gelesen zu haben.

Anastasia knetete nervös ihre Finger während sie den Mann auf der Bühne ansah. Sie hatte Angst, dass er sie vielleicht bemerken könnte, so wie sie starrte. Doch wie sollte er sie bemerken? Es war der komplette 10. und 11. Jahrgang anwesend und die komplette Aula war ausgefüllt mit Schülern, es wäre nicht möglich. Die Dokumente, welche sie im Büro durcheinander geworfen hatte als sie nach mehr Information suchte zu ihrem leiblichen Vater, schob sie in irgendwelche Schubladen mit den anderen Dokumenten, die sie nicht gebrauchen konnte. Jedoch hatte sie völlig vergessen, dass nicht nur unsere Dokumente dort lagen, sondern auch Matt's, welche er von der Arbeit mitbrachte, da er zu Hause des öfteren an diesen arbeitete. Zu ihrer Enttäuschung hatte Anastasia überhaupt keine Dokumente zu ihrem Vater gefunden, nicht mal eine Geburtsurkunde. Meine Mutter hatte gründlich ausgeräumt, dachte sie damals. Als sie die ganzen Dokumente in die Schublade stopfte fiel jedoch ein kleiner, fast nicht zu übersehender Schnipsel aus der Schublade. Sie hob ihn auf und sah ihn an. Feihl, J war nur darauf zu sehen. Er wurde nicht geschrieben, nein. Es war ein Dokumente, jedoch war nur dieser Name auf dem Fetzen zu sehen. Der andere Teil des Dokumentes existierte nicht mehr. Ich hatte ihn vor Jahren weggeschmissen, dabei hatte ich ihn damals zerrissen in seine Einzelzeile, welche ich schließlich entsorgt hatte. Diesen kleinen Schnipsel hatte ich anscheinend übersehen.

Anastasia hatte im Netz recherchiert, was ich nicht mitbekam. Welcher Elternteil sollte sowas auch schon mitbekommen? Sie wusste was sie tat und ließ mich nun diesmal im Dunklen, wovon ich immer noch nichts wusste. Nichts sehnlicher wünschte sie sich ihren leiblichen Vater kennenzulernen, doch sie hatte Angst. Angst davor verstoßen zu werden. Wieso wohl wurde sie nur von einem Elternteil aufgezogen? Wieso hatte sie nur eine Mutter und keinen Vater? Schon so oft hatte sie nachgefragt, jedoch bekam sie nie eine richtige Antwort. Irgendwann im Alter von fünf fragte sie auch gar nicht mehr nach, denn ab diesem Zeitpunkt hatte sie schon jemand anderes in ihrem Leben, der für sie eine Vaterfigur war. Sie mochte Matt schon von früh an. Als sie jedoch immer älter wurde, reichte ihr das nicht. Sie wollte wissen wer ihr Vater war und stellte dementsprechend Recherchen an. Es war kein Zufall oder Schicksal, dass sie nun die gleiche Schule besuchte wie ihre Mutter. Nein, das was alles mit einem Hintergedanken. Sie war sich jedoch nicht zu hundert Prozent sicher, dass sie dort auf ihren Vater treffen würde, doch sie hatte so ein Gefühl. Ana wusste, dass sie die Schule locker schaffen würde, das lag an ihren Genen. Zwar bin ich nicht die schnellste im Lernen und Stoff auffassen, jedoch war ich eine gute Lernerin, nicht zu vergessen, dass Joachim ihr Vater war, der meisterhaft mit Zahlen umgehen konnte. Dies konnte Anastasia jedoch nicht wissen. Jedoch zeigte sie das schon früh als Kind in der Grundschule. In Mathe war sie immer die Beste gewesen, was sie nur von ihrem Vater haben konnte, denn ich kann bis heute überhaupt nichts mit Mathe anfangen. Ana zeigte schon früh als Kind, dass sie sich sehr für andere Kinder einsetzte und sehr auf andere Menschen achtete. Sie war sehr einfühlsam und stark, sie war meine Tochter.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt