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Mir wurde schlecht, verdammt schlecht. Mein Kopf wurde schwer und ich konnte nicht mehr klar denken. Alles verschwomm und meine Ohren wurden dumpf, sodass ich nicht mehr alles genau wahrnahm. So als würde ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren, doch ich kämpfte dagegen an. "Alles in Ordnung?!" hörte ich nur die drei Worte der Medizinstudentin welche mich besorgt ansah. Ich nickte und atmete einmal tief durch. "Ja, alles gut" sagte ich als ich zur Schleuse lief dann drehte ich mich noch einmal um. "Sie assistieren mir, waschen Sie sich" sagte ich ihr und ging in den OP. Sie kleideten mich ein und ich konnte meinen Blick nicht von diesem Mädchen nehmen, das Schlimmste war, dass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte. "Doktor?" sagte eine OP-Schwester und sah mich an. Ich nahm meinen Blick von dem Mädchen und sah sie an. "Wir wären dann soweit" sagte sie. Ich nickte. Ich trat näher an den Tisch und atmete einmal tief durch.
"Ich muss ihr Gesicht sehen" sagte ich dann. Alle Anwesenden sahen sich verwirrt an. "Entschuldigung, aber ist das von Relevanz?" fragte irgendjemand. "Ja, ja das ist es!" sagte ich nun in einem schärferen Ton. Mir war schlecht und mein Magen drehte sich und schmerzte. Der Anästhesist drehte den Kopf des Mädchens besser in Position, sodass ich sie besser sehen konnte. Mir fiel ein Stein vm Herzen. Das war nicht Anastasia. Kurz schloss ich die Augen und atmete noch einmal tief durch.

"Okay, legen wir los" sagte ich schließlich.

Während ich versuchte die Blutung zu stoppen zog sich in meinem Unterleib alles zusammen und zwar so stark, dass ich kurz inne halten musste. Würde ich jetzt meine Periode bekommen? Ich atmete einmal tief durch und die Medizinstudentin sah mich direkt an, da sie gegenüber von mir stand. "Alles in Ordnung?" fragend sah sie mich an. Ich nickte. "Ja es geht wieder" sagte ich ihr und verödete die Stelle. Als die Naht der Milz soweit in Takt war versorgte ich die weitere Verletzung. Doch da war es wieder, dieser Schmerz. Nur diesmal war er um einiges stärker und ich nahm meine Hände aus dem Bauchraum des Patienten und versuchte diesen Schmerz zu verarbeiten. "Was ist los?" sah sie mich an. Ich legte die Instrumente sofort auf der Ablage ab und atmete langsam ein und wieder.
Ich spürte Nässe, schleimige Nässe.
Dann öffnete ich wieder die Augen und sah sie an. "Sie entfernen sich jetzt vom Tisch und suchen Dr. Neil Ment. Sie sagen ihm, dass er meine Operation übernehmen muss". Sie sah mich einfach schockiert und verwirrt an, tat aber dann das was ich ihr gesagt hatte. Sie trat vom Tisch und lief um ihn herum bis sie vor mir stand. Kurz sie sah mich von oben bis unten an.

Ich stand immer noch mit meinen Händen in der Luft da und sah sie aus dem Augenwinkel an. Sie riss dann die Augen auf und sah mich wieder an. "S-sie blu-uten" stockte sie. Ich atmete noch einmal tief durch und schloss die Augen.
"I-ich habe eine Fehlgeburt" stockte ich mit meiner Aussage. Ich schloss meine Augen und wischte mir mit dem Unterarm über die Haube. Ich hatte mir nicht ausgemalt, dass ich doch schwanger werden konnte, doch ein winzig kleiner Teil in mir wusste es. Und nun kam es soweit, dass der ganze Stress mich von innen auffraß. Hätte ich vielleicht doch einen Schwangerschaftstest zur Sicherheit gemacht? Doch es war alles zu spät. Dann öffnete ich meine Augen und sah sie an. "Los! Und kein Wort davon zu Neil. Haben Sie verstanden?" ich fixierte sie. Eingeschüchtert nickte sie und rannte aus dem OP. Erneut schloss ich meine Augen und versuchte mich zu sammeln. Ich blendete aus was gerade passiert und konzentrierte mich auf das hier und jetzt. Gott sei dank ist die Patientin soweit stabil.

Alle Anwesenden standen einfach da und keiner traute sich ein Wort zu sagen und um ehrlich zu sein war das auch gut so. Ich wollte mich mit keinem unterhalten oder diskutieren. Immer wieder zog sich mein Unterleib zusammen und ich konzentrierte mich dabei auf meine Atmung bis der Schmerz nachließ. So ging es die ganze Zeit, ein- und wieder ausatmen.
Also warteten wir bis Neil kam und mich ablöste. Gott, wo bin ich hier wieder reingeraten..

Plötzlich öffnete sich laut die Tür und Neil stand mit der Medizinstudentin im Raum hinter dem Geschehen. Ich spürte wie er im Waschraum stand und seine Augen meinen Rücken durchbohrte. Ich spürte seinen Blick. Ein leises fluchen vernahm ich jedoch dann doch. Beide kamen gewaschen in den OP und wurden neu angekleidet. Neil's Blick fixierte mich immer noch und ich spürte immer mehr wie mir das Blut am Schenkel herunterlief. Ich will nicht wissen wie meine Hose gerade in diesem Moment aussah. Ich sah hinauf in das grelle Licht und verkniff es mir zu weinen.

Sofort kam Neil zu mir. Er stand direkt neben mir, das spürte ich. "Ich übernehme ab hier. Mach dir keine Sorgen" sagte er ruhig zu mir.

Mein Blick glitt langsam zu ihm. Er sah meine glasigen Augen. "Kümmer du dich um dich selbst, das ist nun wichtiger" hauchte er mir wieder zu. Ich nickte und trat vom Tisch zurück um ihm den Zutritt zu gewähren.

Neil operierte einfach weiter so als hätte er nichts anderes gemacht in der letzten Stunde. Langsam tritt ich immer mehr zurück und sah in Trance wie alles kleiner wurde.
Ich musst hier raus.

Nachdem ich den Saal verlassen hatte hob Neil seinen Kopf. "Das was gerade passiert ist verlässt nicht diesen Raum. Keine Seele wird davon erfahren und wenn ich mitbekomme, dass jemand sich nicht an diese Anweisung hält werde ich Konsequenzen schließen. Niemand hat das Recht dies weiterzuerzählen. Hat das jeder verstanden?" Neil sah alle Beteiligten im Raum an und durchbohrte jeden mit seinem Blick. Seine Stimme war tief und erschauderte fast die anderen Anwesenden.
Jeder gab schließlich ein deutliches Ja von sich.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt