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Ich fuhr mit dem Auto in die Einfahrt und atmete einmal tief aus. Ich wusste, dass ich heute auf Matt traf und hatte wirklich keine Lust dazu. Ich weiß, dass ich nicht drum herum komme, ich musste mit ihm reden. Eventuell kommt er ja erst heute Abend nach Hause..

Ich öffnete die Haustüre, streifte meine Schuhe ab und legte meine Schüssel auf die Ablage im Flur ab. Ich war sowas von erschöpft und wollte mich einfach nur hinlegen. Als ich um die Ecke bog und ins Wohnzimmer eintrat hielt ich inne. Matthew stand vor mir mit einem großen Strauß Rosen und einem Plüschbären in den Händen. Er hatte sich ein Hemd angezogen und sah herausgeputzt aus. Verwirrt trat ich ein und betrachtete die Wohnung. Auf dem Boden waren einige Rosenblätter verstreut. "Was ist hier los?" fragte ich ihn verwirrt und schritt langsam auf ihn zu. "Hallo, mein Schatz" lächelte er leicht und sah mich voller Wärme an. Noch verwirrter als zuvor sah ich ihn an. Ich blieb vor ihm einige Meter stehen und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich wollte wissen was hier los ist.

"Was soll das?".

Matthew's Lächeln verschwand und er legte die Rosen sowie auch den Bären auf die Kücheninsel. "Hör zu" sagte er und kaum auf mich zu, nahm meine Hände in seine. Er sah auf sie runter bevor er sprach. Langsam strich er mit seinen Daumen über meine Handrücken. "Ich weiß, ich war ein Arsch und verhielt mich scheiße" er hob den Blick und sah mir in die Augen. "Ich hatte nicht das Recht diese Sache an dritte Personen weiterzugeben. Ich hatte nicht das Recht es weiterzuerzählen und dich öffentlich darstellen dürfen. Ich-.. Es tut mir so unfassbar leid, Emily". Ich sah Matt in die Augen und sah in ihnen pure Reue. Ich wusste, dass es ihm leid tat. "I-ich war nicht dein Partner, ich war jemand anders in diesem Moment. Alles andere als dein Mann". Matthew's weicher Blick in seinen Augen und seine Verletzlichkeit ließen mich ein wohliges Gefühl empfinden. Diese Seite hatte ich schon lange nicht mehr an ihm gesehen und diese Seite hatte ich, um ehrlich zu sein, vermisst. "Ich kann mir das nicht verzeihen, ich weiß nicht was in mich gefahren ist.." Matt nahm den Blick von mir ab und sah wo anders hin. Er fixierte einen Punkt. "Ich denke.. dass mich diese Sache mit der Fehlgeburt noch prägt, weißt du? Es soll jetzt nicht wie eine Ausrede klingen, aber ich hoffe du verstehst vielleicht ein Stück weit und dass du mir verzeihst, Schatz" Matt's Augen fanden sofort die meinen wieder. Er sah so zerbrechlich aus, so einen intimen Moment hatten wir lange nicht mehr.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich sah Matthew einfach an und verarbeitete gerade diese Worte, die er mir sagte. Er bereute es wirklich sehr, dass sah ich ihm an. Matthew war ebenso ein emotionaler Mensch wie ich, dieses Thema ging ihm nahe das spürte ich. Er sah weg und schloss die Augen.

"Ich verzeihe dir" sagte ich sanft und sein Blick fand meinen. "Ich weiß, dass wir eine schreckliche Zeit durchmachen und wir uns ferner denn je sind, aber.." ich sah in die Ferne und dachte an unsere schönen Zeiten. An die Abende vor dem Fernseher, an die erste Begegnung, an die Zweisamkeit... "Aber ich will nicht, dass all das zu Bruch geht. Das was passiert ist, hat mich verletzt Matthew. Aber ich spüre, dass es dir leid tut und ich verstehe dich. Ich möchte bei dir sein". Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange. "Ich will dich" hauchte ich ihm zu. Matt öffnete sofort die Augen und sah mich an. "Es ist sehr viel passiert in letzter Zeit und ich denke wir müssen reden". Wir sahen uns einfach nur in die Augen. "Ja, das sollten wir" stimmte er mir dann zu während er ebenso nachdachte.

"Wir werden das zusammen überstehen" lächelte ich ihn an. Auf seinem Gesicht fand sich ein sanftes Lächeln wieder. Er legte die Arme um mich und zog mich in seine Umarmung. Ich schloss die Augen und genoss seine Nähe und die Berührungen.
Wie ein kleiner Blitzschlag durchfuhr es mich und ich musste an Joachim's Arme denken, die meinen Körper festhielten. Ich öffnete sofort die Augen, um ihnen zu entfliehen. Mein Herz schlug so unfassbar schnell, dass ich mich auf meine Atmung konzentrieren musste. Ich ließ mir nichts anmerken, ich wollte nicht dass Matt das alles erfuhr. Er hatte so schon viel durchgemacht und ich wollte endlich mit Joachim abschließen.

Wäre diese eine Nacht nur nicht passiert...

Ich drückte Matt näher an mich, um zu vergessen und im Hier und Jetzt wieder sein zu können bei ihm. Auch er erwiderte und drückte mich fester an seine Brust, sodass er mich hält. Auch wenn wir uns verziehen haben, fühlte sich es anders an. Wieso fühlt es sich anders an?!

Es machte mich selbst so wütend. Wieso kann ich nicht das haben was ich haben will? Ich möchte, dass Matthew dieser eine Mann ist der mir die Welt zu Füßen legt, bei dem ich mich vollkommen fallen lassen kann, der mich in Sicherheit wiegt, der mich aufbaut, dass er derjenige ist an welches Lächeln ich zuletzt denken will bevor ich einschlafe und das erste ist bevor ich aufwache, doch ein winzig kleiner Anteil meines Herzens schlägt auf der anderen Seite, wo es eigentlich nicht schlagen sollte.

Matthew ließ seine Arme sinken, nur um seine Hände auf mein Gesicht zu legen. "Ich werde dir versprechen, dass alles ab jetzt wieder besser wird und meine Liebe zu dir aufrichtiger wird". Er strich mit seinem Daumen meine Wange entlang während wir uns in die Augen sahen. Mein Herz schlug fest in meiner Brust wegen seinen Worten. Sie ließen gewollt fühlen.
"Versprochen?" fragend sah ich ihn an. Ich wollte meinen alten Matthew wieder bei mir haben, den ich kennengelernt und lieben gelernt hatte. "Versprochen" hauchte er mir zu und zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Ich vertraute ihm und schenkte ihm meinen Glauben.

Im Glauben, dass alles von nun Besser wird, so wie es einst war.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt