Langsam wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, welche meine Nase leicht kitzelten. Verschlafen öffnete ich meine Augen und sah an die Decke. Ich fühlte mich irgendwie anders, so ausgeglichen und schwerelos. Ich war irgendwie glücklich. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Doch dann bemerkte ich auf einmal eine Lampe, die an der Decke hing und wurde aus meiner Ruhe gerissen. Sie sah nicht aus wie meine Lampe. Verwirrt schloss ich noch einmal meine Augen und öffnete sie sofort wieder. Nichts hatte sich geändert, die mysteriöse Lampe hing immer noch an der gleichen Stelle. Ich konnte sie überhaupt nicht zuordnen. Langsam sah ich mich um und bemerkte erst jetzt, dass dies alles überhaupt nicht wie mein Zuhause aussah. Ich hielt sofort den Atem an als ich mich umsah. Nun wusste ich wo ich war.
Natürlich..
Noch langsamer und vorsichtiger sah ich nach links und sah Joachim wie er friedlich neben mir schlief. Sein Oberkörper war freigelegt, nur eine Decke bedeckte ihn ab seiner Hüfte abwärts. Ruhig atmete er ein und wieder aus. Mein Herz setzte aus. Mir kamen all die Erinnerungen und Bilder von gestern hoch. Ich sah sicherheitshalber noch mal an mir runter und auch ich hatte nichts an. "Was habe ich getan?" flüsterte ich kaum hörbar und realisierte erst jetzt was ich angestellt hatte. Ich hatte gerade Sex mit meinem Ex gehabt. Ich hatte meinen Mann betrogen. Mir wurde heiß und ich hörte gleichzeitig wie das Blut in meinen Ohren rauschte. "Verdammte scheiße" stieß ich leise aus meinem Mund aus und bewegte mich langsam. Ich versuchte so gut es ging das Sofa zu verlassen ohne Joachim zu wecken. Bei jeder Bewegung beobachtete ich ihn genau, ich hoffte einfach, dass er jetzt nicht aufwachen würde. Schnell und lautlos zog ich mich an und suchte meine Sachen zusammen. Mein Herz schlug so verdammt schnell, dass mir schon schlecht wurde. Ich wusste nicht was in mich gefahren war und wieso ich das zugelassen habe.
Noch einmal sah ich mich um in der Hoffnung nichts vergessen zu haben. Ein letztes Mal sah ich noch zu Joachim bevor ich zur Haustüre so leise wie möglich lief. Gerade als ich die Türe öffnen wollte klingelte laut Joachim's Handy. Ich erschrak zu Tode, doch gab ich Gott sei dank keinen Ton von mir. Sofort öffnete ich die Türe und verschwand.
Ich stieg ins Auto und dachte nach wo ich nun hin sollte. Welcher Tag ist heute? Sofort sah ich aufs Display vom Auto. Die Uhrzeit sah ich ebenso und der nächste Schock kam. Ich musste zur Arbeit. Kurzer Hand fuhr ich zur Arbeit in der Hoffnung noch halbwegs pünktlich dort zu erscheinen.
Ich sprang aus dem Auto und rannte Richtung Umkleide. Schnell schnappte ich mir die Arbeitskleidung und sprintete ins Badezimmer. Ich wusch mich unter den Armen, im Gesicht und putzte mir rasch die Zähne. Dann zog ich mich um und kämmte mir schnell die Haare durch, die ich dann sofort zusammenband. Meine ganzen Utensilien warf ich in meine Kitteltasche und sprintete zur Visite los.
"Schön, dass Sie sich doch dazu entschieden haben sich uns anzuschließen" sagte der Chefarzt kurzer Hand zu mir und würdigte mich danach kleines Blickes mehr. "Es tut mir leid" hauchte ich schnell ausser Atem und versuchte der Visite zu folgen. Neil war ebenso anwesend und sah mich verwirrt an. Ich konzentrierte mich jedoch auf die Besprechung.
Nach der Visite nahm ich einige Krankenakten der Patienten und schritt völlig in Gedanken versunken Richtung Ärztezimmer. Heute stand einiges an. "Emily!" zischte mir Neil zu und lief mir hinterher bis er mich eingeholt hatte. "Oh, hey" sagte ich nur zu ihm. "Alles klar bei dir?" hakte Neil nach und sah mich an. "Ja klar, wieso? Sollte etwas sein?" verwirrt sah ich ihn an. "Nun ja, ich hatte dich noch nie gesehen wie du zu spät zur Arbeit kommst". Ich bekam jedoch nur die Hälfte mit, da ich überlegte welche Aufgabe ich zuerst erledigen musste. "Was? Nein, es ist alles gut. Du ich muss das hier erledigen, wir sehen uns zur Mittagspause in der Cafeteria?" sagte ich zu ihm und ging mit schnellen Schritten voraus. "Klar" sagte er nur und schon war ich weg.
Zur Mittagszeit setzte ich mich völlig erschöpft auf eine Bank, welche in einem Flur des Krankenhauses stand. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Als ich meine Augen weitergeschlossen hatte kamen mir die Bilder von gestern wieder in den Sinn. Sofort öffnete ich diese und sie waren verschwunden. Nun erinnerte ich mich wieder an die gestrige Nacht. Oh Gott, wie konnte sowas passieren? Ich lehnte mich nach vorne und legte mir die Hand an den Kopf. Wie sollte ich das wieder gut machen? Wie sollte ich das Matt erzählen? Dann fiel mir wieder ein was gestern noch alles passiert war und ich wurde wütend.
Ich werde es ihm nicht erzählen.
Beschloss ich dann. Das mit Joachim war ein Fehler gewesen und diesen bräuchte niemand zu erfahren. Ich musste meine Vergangenheit und somit Joachim ruhen lassen und mich auf die Zukunft konzentrieren. Ich musste es nochmal mit Matt probieren, unsere Beziehung könne einfach nicht deswegen in Scherben liegen.
Ich seufzte einmal tief und griff nach meinem Handy, welches ich heute Morgen schnell in meine Kitteltasche schmiss. Meine Augen wurden sofort größer als ich die ganzen Nachrichten und verpassten Anrufe sah. Alle waren von Matthew gewesen. Er wollte wissen wo ich war und dass ihm alles leid tat. Und dann sah ich es; Joachim hatte mich einmal angerufen. Das war kurz nachdem ich das Haus verlassen hatte und er wahrscheinlich durch den Anruf, den er bekam, wach wurde. Hatte er mich womöglich gehört als ich gegangen bin?
Ich überlegte, sollte ich ihn zurückrufen?
Diese Entscheidung wurde mir jedoch sofort abgenommen als ich sah, dass Neil mich gerade anrief. Verwirrt nahm ich ab. "Hallo?" sagte ich. "Wo bist du? Ich dachte wir essen zu Mittag zusammen. Ich muss dir unbedingt erzählen wie einem Student die Brille in einen Patienten gefallen ist" ich hörte schon wie breit Neil durchs Telefon grinste. Dann fiel es mir wieder ein. Wir wollten doch zusammen zu Mittag essen. "Ach scheiße... ich habs voll vergessen. Aber warte ich komme sofort rüber" sagte ich ihm. "Beeil dich, sonst erfährst du nie diese Story" grinste er wieder. Ich verdrehte meine Augen und lachte auf. "Ich bin schon da" sagte ich nur noch bevor ich auflegte und sofort zur Cafeteria lief. Somit waren meine Gedankengänge vergessen.
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Her pale fire | Band 3
RomanceNach all dem was passiert war, baute sich Emily ein komplett neues Leben auf. 16 Jahre waren nun vergangen und einiges hatte sich geändert. Sie hatte nun einen festen Job in einem Krankenhaus als Chirurgin nachdem sie ihr Abitur und ihr Studium erfo...