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Sie kam zu mir gelaufen. "Ist alles in Ordnung?" fragend sah sie mich an. "Ja, was soll denn sein?" sagte ich nur. Sie zog jedoch nur die Augenbrauen hoch. "Achso, du willst mir sagen, dass ihr keine Beziehungskrise habt?". Verwirrt sah ich sie an. "Wir haben keine Beziehungskrise" sagte ich ihr. Sie glaubte jedoch mir kein Wort. "Komm mit" sagte sie und schliff mich mit zum Buffet. Sie nahm zwei Teller und legte von allem etwas darauf und drückte mir einen Teller in die Hand. Mit der anderen Hand griff sie nach meinem Arm und zog mich mit sich. Wir setzten und etwas abgelegener an einen Tisch auf der Terrasse. "Erzähl mir was los ist" sagte sie mit ernster Stimme und hielt das Besteck fest in ihren Händen. "Ich mag keine Auberginen" sagte ich ihr als ich mein Teller gemustert hatte. "Emily" sagte sie schon ermahnend. "Was willst du denn hören?" seufzte ich auf. "Alles. Was ist zwischen euch?". "Es ist nichts, wirklich. Es ist gerade nur schwierig zwischen uns" hauchte ich und sah auf den Grillteller. "Was denn genau?". "Ich weiss nicht was du von mir hören möchtest. Matt und ich haben gerade ein paar Differenzen zwischen uns und ich weiß nicht wie es weiter gehen wird" sagte ich. Olivia schnappte nach Luft. "Willst du dich von ihm trennen?" flüsterte sie mir zu. "Nein, ja, ich weiß es nicht. Ich liebe ihn ja, aber irgendetwas ist zwischen uns und ich weiß nicht was es ist. Es ist nicht mehr alles so wie es einst war. Ich weiß, dass es normal ist, dass sich Beziehungen nach all den Jahren verändern, aber... ach ich weiß nicht".

"Triffst du jemanden anderes?" sie sah mich interessiert an als sie einen Bissen von ihrer Gabel nahm. Ich verschluckte mich fast als ich ihre Worte hörte. "Was? Nein!" sagte ich sofort. Doch je länger ich nachdachte desto mehr musste ich an Joachim denken. "Du hast jemand anderen" sagte sie und zischte mir das zu. "Nein, habe ich nicht!" zischte ich zurück über den Tisch. "Sonst würdest du nicht so lange nachdenken!" zischte sie erneut zurück. "Ich habe Joachim gesehen" flüsterte ich so schnell und leise wie ich konnte ihr zu. Sie riss die Augen auf. "Du triffst deinen Ex?" fassungslos sah sie mich an. "Um Gottes Willen, nein!". Ich holte tief Luft und sah mich um, sodass mich niemand hörte. "Er wurde vor einiger Zeit in die Klinik eingeliefert und ich war zufällig da". "Geht es ihm gut?". Ich nickte. "Es hatte etwas mit dem Herzen und-" ich wollte fortfahren. Ich erinnerte mich wie ich neben ihm in seinem Bett gelegen habe und wir beide geschlafen hatten. Wie wir durch die Stadt rannten und uns den Sonnenuntergang ansahen.

"Und..?" Olivia wollte alles wissen, doch das konnte ich ihr nicht geben. Ich wusste ja selbst nicht einmal was ich mit diesen Erzählungen erreichen wollte. "Und er und ich haben geredet". "Über was?" hakte sie sofort nach. "Über das Leben und das wars! Mehr brauchst du nicht zu wissen" zischte ich ihr nun zu. "Weil da noch etwas war?". "Nein, weil da nichts mehr war!" zischte ich ihr erneut zu und nahm einen Bissen vom Fleisch. "Wow, ich wusste nicht ob ich noch Kontakt zu meinem Ex haben wollen würde" sagte sie erstaunt und nahm ebenso ein Bissen von ihrem Teller. "Ich habe nicht so einen Kontakt zu ihm wie du denkst. Er ist Anastasia's Vater und er macht sich ebenso um sie Sorgen wie ich" erklärte ich ihr.

"Liebt er dich noch?" fragte sie mich gerade raus. Mein Herz machte ein Sprung und blieb sofort stehen. Mit dieser Frage hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. "Natürlich nicht" sagte ich ihr und versuchte fest zu klingen. Sie nickte nur. Ich glaubte nicht daran, dass Joachim noch Gefühle für mich haben könnte. Wie auch? Wir haben uns sechszehn Jahre nicht mehr gesehen, es ist viel Zeit vergangen. Als ich einen Bissen von meiner Gabel machen wollte unterbrach sie mich. "Liebst du ihn noch?". Wie erstarrt saß ich da und mein Inhalte, welcher auf der Gabel war fiel herunter auf den Teller. "Olivia!" zischte ich ihr wieder zu. "Ich frage doch nur. Es hätte doch sein können". Um ehrlich zu sein wollte ich Olivia diese Frage gar nicht beantworten, nicht weil ich nicht wollte. Sondern weil meine Gefühle sowieso schon komplett durcheinander waren und ich selbst nicht mehr wusste wo oben und unten war.

Was ich ebenso nicht wusste war, dass Matt unsere hitzige Diskussion beobachtete. "Entschuldigst du mich für einen Moment" sagte er abwesend zu Olivia's Mann, der gerade eine Konversation mit ihm betrieb. Matt schritt auf uns zu. "Alles gut?" fragte er uns. "Ja" antwortet ich ihm und Olivia sah mich an. "Alles in Ordnung, Matt" lächelte Olivia ihn an. Matt sah Olivia kurz an, doch dann glitt wieder sein Blick zu mir. Er versuchte aus mir schlau zu werden. Mir stieg alles zu Kopf. "Hast du ihr erzählt was dir durch den Kopf geht seitdem Vorfall im OP?". "Matt!" sagte ich in einem rauen Ton und sah ihn warnend an. Auf Olivia's Gesicht bildeten sich Fragezeichen. "Was?" gab sie nur von sich. "Mit mir redest du ja nicht" sagte er. Ihm war die Enttäuschung, Trauer, sowie Wut ins Gesicht geschrieben. "Von was redet ihr?" mischte sich Olivia ein. "Ach so, du hast ihr nichts von der Fehlgeburt erzählt?" Matt hob seine Augenbrauen an. Olivia war schockiert. "Sei still!" schrie ich ihn an. Ich sah ihn wutentbrannt an. "Ich soll still sein? Es ist doch nur noch Stille um uns, Emily! Du schottest dich ab von mir, du lässt mich nicht mehr an dich ran, ich darf dich nicht mal mehr länger als fünf Sekunden anfassen!". Ich war enttäuscht von ihm, dass er das gerade jetzt klären wollte und Olivia alles erzählt hatte worauf er kein Recht hatte. Ich war sauer auf ihn, dass mir die Tränen in die Augen ansteigen. Sofort stand ich abrupt auf und sah ihn wutentbrannt an. Dies zog er direkt heute ab, an dem Geburtstag der Zwillinge. "Du hattest eine Fehlgeburt?!" Olivia sah mich schockiert an. In meiner Hand kribbelte es und ich würde ihm gerade gern eine verpassen wollen, aber ich kämpfte gegen diesen Impuls an. Ich wollte nicht diejenige sein, die ihren Mann schlug. Ich sah ihn ein letztes Mal an und verließ die Party.

"Emily! Warte doch!" rief mir Olivia hinterher. Ich schnappte mir den Autoschlüssel und riss die Haustüre auf. Mir rannten Tränen die Wangen herunter als gäbe es kein Morgen. Ich war zutiefst verletzt von Matt's Verhalten und seinen Worten. "Bitte warte!" Olivia hatte mich eingeholt, stellte sie vor mich und riss mir den Autoschlüssel aus der Hand. "Bitte bleib stehen" sie hob die Hände und hinderte mich vom Gehen. "Lass mich durch" sagte ich ihr nur. Als sie in mein Gesicht sah senkte sie ihre Hände und sah mich traurig an. "Wieso hast du mir nichts gesagt?" flüsterte sie mir zu. "Was hätte ich dir denn sagen sollen? Ich hatte eine Fehlgeburt wegen all dem Scheiß was gerade um mich herum passiert? Ich will nicht mehr reden, Olivia! Ich will nur noch vergessen" schluchzte ich. "Wann ist das passiert?" hauchte sie mit zu. "Vor einem Monat, ungefähr".

Sie nahm mich sofort in den Arm. "Es tut mir alles so leid" flüsterte sie und strich mir über den Rücken. Ich war froh trotz alle dem, dass sie da war und mich in den Arm nahm, auch wenn ich einfach aus dieser Situation fliehen wollte. "Ich bin da und werde dir helfen, okay?". Ich nickte. "Ich vermisse ihn" schluchzte ich während sie mich fest an sich drückte. "Ich weiß" gab sie nur von sich ohne genauer darüber nachzudenken, wen ich überhaupt damit meinte.

"Kannst du mir bitte den Schlüssel geben?" fragte ich sie nach dem Autoschlüssel. Sie löste sich von mir. "Ich will nicht, dass du fährst". "Bitte, ich muss hier weg" flehte ich sie schon an und merkte wie mich nun zwei Augen anstarrten. Ich musste meinen Blick nicht von Olivia lösen um zu sehen, dass es Matt war. Olivia blickte ihn an wie er im Türrahmen der Eingangstüre stand und uns beobachtete. Dann sah sie mich wieder an. "Bitte" flehte ich sie erneut an. Sie sah nochmal zu Matt und merkte, dass auch er sich verändert hatte. Er war kälter, distanzierter als sie ihn kennengelernt hatte. Olivia verstand nun, dass alles nicht mehr so war wie es einst zwischen Matt und mir war.

Sie reichte mir den Schlüssel. Als ich ihn nehmen wollte, zögerte sie noch. "Bitte mach keine Scheiße und bring dich nicht in Gefahr" sie sah mich besorgt an. "Ich verspreche es" sagte ich ihr und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Ich sah sie noch einmal Dankbar an bevor ich dann verschwand.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt