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Ich lief den Gang entlang in Richtung des Haupteingangs wo ich schon Matt warten sah. Er stand mit dem Rücken zu mir vor der gigantischen Glasscheibe. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht als ich Matt näher kam. Es tat gut wieder etwas anderes um sich zu haben ohne denken zu müssen gleich passiert etwas Schlimmes.

"Hey" hauchte ich ihm mit einem Lächeln zu als ich neben ihm stand. Matt drehte sich sofort zu mir um. Ein breites Lächeln umspielte sein Gesicht als er mich sah. "Hey" hauchte er mir zu und küsste mich sofort zur Begrüßung. "Wie gehts dir?" er sah mich ein wenig besorgt an. Doch ich neigte ab mit einer Handbewegung. "Ach wie immer, viel zu tun". Einen Moment sah mich Matt an und bemerkte die Augenringe, die ich versucht hatte heute morgen zu überschminken. Sie tauchten immer öfter auf, welche ich überhaupt nicht begrüßen konnte. Schon als Studentin als ich damals meine ersten Nachtschichten hatte, sah ich am nächsten Morgen wie eine Leiche aus.

"Müde?". Ich hob meinen Kopf und sah Matt einen Augenblick an bis ich nickte. "Du solltest kürzer treten, Schatz" sanft strich er mir über die Wange. Für einen Moment schloss ich meine Augen und genoss einfach nur seine Nähe. Wenn Matt nur wüsste was hier wirklich los war. Ich öffnete meine Augen, nahm seine Hand in meine. "Na los, lass uns Mittagessen gehen".

Während dem Essen schwirrten meine Gedanken sehr oft zu Joachim ab, der in seinem Zimmer lag und nicht bei Bewusstsein war. Erneut bekam ich Schuldgefühle als ich an dieses Bild dachte wie er dort lag, völlig hilflos. Matthew erzählte und erzählte irgendetwas, ich konnte mich jedoch überhaupt nicht konzentrieren weswegen ich stöhnend mir die Hände übers Gesicht fuhr, völlig unterbewusst. Natürlich merkte mein Gegenüber das. "Emily?". Ich atmete noch einmal durch bevor ich ihn wieder ansah. "Entschuldige, es ist nur.." fing ich an zu erzählen und lehnte mich auf den Tisch und wusste nicht was ich überhaupt sagen sollte. Mir fehlte die Worte, schließlich wollte ich ihm nicht sagen, dass mein Ex gerade auf der Inneren lag und um sein Leben kämpfte, zum zweiten Mal.

"Es ist einfach viel los ist letzter Zeit" lächelte ich ihn an und versuchte alles klein zu reden. Natürlich war nichts klein gerade. Ich hörte immer noch nichts von Ana, zudem kommt jetzt dazu dass Joachim hier im Krankenhaus war. "Hey" hauchte Matt sanft und nahm meine Hand. Ich sah ihn an. "Wir schaffen das alles schon, wenn du willst kann ich am Revier vorbeifahren und fragen, ob es etwas Neues gibt von Anastasia". Ich nickte. "Schau du, dass du weniger arbeitest. Du jagst deinen Patienten Angst ein wenn du dich so da blicken lässt" grinste Matt mich an. Empört fiel mir die Kinnlade herunter als ich ihn ansah. "Paaah, wie gemein!". Matt fing an zu lachen wo ich direkt mit einstieg.

"Melde dich wenn du mal Zeit zum Atmen hast" grinste Matt während er mich zum Abschied umarmt. Ich musste kurz auflachen. Dann lösten wir uns aus der Umarmung und sahen uns an. Sanft strich er mir über die Wange. Langsam schloss ich meine Augen und genoss diesen Moment. "Ich wünschte ich könnte dir den Druck abnehmen" hauchte er mir zu. Er drückte mir einen leichten Kuss auf den Kopf.

Ich sah ihn an. "Alles wird wieder gut, so wie es war" lächelte ich ihn an.

Während ich wieder durch den Haupteingang zur Inneren Medizin lief ließen mich meine Gedanken immer noch nicht in Ruhe. Wieso wird alles so stressig in letzter Zeit? Ich blieb stehen und sah einfach nur die Wegweiser an der Wand an. Wieso lag mir Joachim immer noch so nah? Ich wollte dies alles doch nicht einmal..

Langsam sah ich zu meiner Rechten und sah eine kleine Vase mit Blumen drinnen, welche auf einem der Tische stand im Wartebereich. Natürlich tat ich es.

Vorsichtig stellte ich die Vase auf Joachim's Nachttischkästchen. Gott, ich hatte wirklich eine Vase vom Wartebereich geklaut. Aber ich wollte, dass es in seinem Zimmer etwas gemütlicher aussah. Bis jetzt ist keiner ihn besuchen gekommen, was mich schmerzte. Joachim hatte doch Familie, Freunde, eine Freundin. Wieso kam niemand vorbei und stand ihm bei? Er tat mir leid.

Ich verbrachte eine weitere Nacht bei ihm im Zimmer, bis mich eine Schwester dazu ermutigt hatte ins Bereitschaftszimmer zu gehen und dort etwas zu schlafen. Ich war hundemüde und man sah es mir wahrscheinlich schon an. "Wir kümmern uns um ihm und überwachen ihm stetig. Machen Sie sich keine Sorgen" lächelte sie mich an. Ich ließ mich überreden und ging schließlich ins Bereitschaftszimmer. Zwar hatte ich diese Nacht wenig geschlafen, aber das bisschen tat mir gut.

Ich wusste, dass Joachim in guten Händen ist.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt