Am nächsten Abend lief ich den Gang entlang meines Hauses Richtung Schlafzimmer. Matt war immer noch auf Geschäftsreise und ich war somit nach wie vor allein zu Hause. Ich blieb vor Anastasia's Zimmer stehen und sah auf die halb offen stehende Türe. Lange war ich nicht mehr in ihrem Zimmer gewesen, ich konnte es nicht.
Doch nun öffnete ich sie ein Stück und trat ein. Alles sah nach wie vor so aus wie sie es damals verlassen hatte, einfach alles. Jedoch gab es da einen kleinen Unterschied; sie hatte lange nicht mehr in diesem Bett geschlafen. Langsam sah ich mich um und trat weiter ein. Ich setzte mich vorsichtig auf das gemachte Bett und sah mich einfach um ohne etwas zu Denken. Ich konzentrierte mich nur auf die Eindrücke des Zimmers. Ich vermisste sie unfassbar sehr.
Ich hatte die Plüschgiraffe, welche ich von Joachim mitgenommen hatte, auf meinem Schoss sitzen. Wieder sah ich auf das kleine Spielzeug herunter und strich es mit dem Daumen über den Kopf. Ich fühlte mich so leer und komisch. Ich hatte das Bedürfnis zu weinen, doch die Tränen kamen nicht. Ich konnte irgendwie nicht. Wie eine Art Blockade hinderte mich daran. Seufzend ließ ich mich nach hinten auf das Bett fallen und sah die Decke an. Was sollte ich machen? Ich würde hier noch verrückt werden, vor allem da ich nun alleine war.Ich drehte mich zur Seite und zog die Beine an mich an, sowie die Giraffe. Mein Kopf war völlig leer. Ich drückte die Giraffe an mich und dachte an Joachim's gestrigen Worte, die ich immer noch verdauen musste. Ich wiederholte sie immer wieder in meinem Kopf. Er wollte mir vor Jahren einen Antrag machen, er wollte mich heiraten, er wollte wirklich den Rest seines Lebens mit mir verbringen. Doch ich dachte mir nun meinen Teil. Wäre wirklich alles anders gelaufen, wenn wir uns nie gestritten hätten? Wenn ich nie das alles rausbekommen hätte? Ich glaubte schon immer an das Schicksal und ich glaubte daran, dass egal was passiert es so vorgesehen war. Alles hatte seine glücklichen Seiten, aber auch seine schrecklichen Seiten.
Es ist besser so, das wusste ich. Ich roch an der Giraffe und sie roch nach ihm. Kurz schloss ich meine Augen.Noch lange lag ich in ihrem Bett und dachte einfach nach. Doch dann stand ich auf, richtete das Bett und setzte die Giraffe aufs Bett vor die Kissen bevor ich den Raum verließ.
Ich machte mich fertig fürs Bett und legte mich schließlich ins Bett. Mit einem Handgriff nahm ich mein Handy und wählte Matt's Nummer. Ich hatte seit gestern früh nichts mehr von ihm gehört und wollte mich nach ihm erkundigen. Außerdem ließ mir die Sache mit Joachim keine Ruhe. Ich wusste nicht ob ich ihm davon erzählen sollte oder nicht. Doch bevor ich auch schon weiter überlegen konnte nahm er ab und ich sah ihn über Facetime. Ein Lächeln schlich sich über mein Gesicht. "Hey Süße" sagte er. Auch er lag im Bett im Hotelzimmer und sah in den Display. "Hey" hauchte ich und stellte das Handy neben ein Kissen, sodass ich es nicht halten musste.
"Wie geht es dir? Ich habe lange nichts mehr von dir gehört". Matt rieb sich über die Stirn. "Wir haben so viel zu tun hier, es tut mir leid, Schatz. Ich wollte mich auch gerade bei dir melden" lächelte Matt leicht. Ich nickte. "Wie gehts dir so? Das ist die wichtigere Frage" fügte er noch hinzu. "Naja, ich denke viel nach.. und es ist alles so still im Haus. Ich vermisse dich, Matthew" ich sah ihn an. Matt's Mundwinkel sanken als er meine Worte hörte. "Schatz, soll ich nach Hause kommen?" besorgt sah er mich an. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nein, das musst du nicht". "Bist du dir sicher? Ich kann sofort losfahren". Wieder schüttelte ich den Kopf. "Nein Matt, mach du deine Arbeit dort fertig und komm dann nach Hause" lächelte ich schwach. Wie sehr wünschte ich mir seine Gesellschaft. Ich vermisste es neben jemanden einzuschlafen, der mich im Arm hielt und mir zuflüstert, dass alles wieder gut wird. Ich fühlte mich sehr einsam, doch ich wollte nicht, dass er extra wegen mir Heim kommt. "Baby.." hauchte Matt. "Was hast du heute so gemacht? Wellness?" lächelte ich um das Thema zu wechseln. Matt lachte auf. "Besonders Wellness. Nein Spaß bei Seite, wir haben eine Fortbildung nach der Anderen und es ist wirklich anstrengend" seufzte er. Ich nickte. "Glaub mir, ich wäre auch lieber zu Hause" grinste er ins Handy und steckte mich an. "Ist irgendwas bei dir gewesen oder hast du was aufregendes gemacht?" lachte er während er etwas suchte. Langsam senkten sich meine Mundwinkel als ich an gestern dachte. Ich würde ihm davon erzählen, ich hätte sonst ein schlechtes Gewissen. Er erzählte mir auch immer alles was passierte und was in ihm vorging, es wäre nur gerecht ihm gegenüber auch ehrlich zu sein.
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Her pale fire | Band 3
RomanceNach all dem was passiert war, baute sich Emily ein komplett neues Leben auf. 16 Jahre waren nun vergangen und einiges hatte sich geändert. Sie hatte nun einen festen Job in einem Krankenhaus als Chirurgin nachdem sie ihr Abitur und ihr Studium erfo...