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Langsam rührte ich in meinem Tee um und sah ihm zu, fast als wäre ich in Trance. Es war früh am Morgen und es wurde langsam hell draußen. Ich sah auf und durch das große längliche Fenster, welches über der Küchentheke war. Ich liebte diesen Blick durch das Fenster. Schon als das Haus in Auftrag gegeben war wünschte ich mir so ein Fenster in die Küche. Man sah die Stille am Morgen und das saftige grüne Gras. Ab und zu sah man auch Vögel die an den Ästen der Bäume saßen und zwitscherten. Ich war ein Morgenmuffel, ich war schon immer ein Morgenmuffel gewesen, jedoch zwang ich mich immer zum Aufstehen und dachte nie darüber nach, sonst kam ich nie aus dem Bett. Das war eine der wichtigsten Regeln, die ich in meinem Leben gelernt hatte.

Ich sah müde zum Horizont und beobachtete die Wolken, die langsam am mir vorbeischwirrten während ich einfach die Stille genoss. Es waren nun einige Wochen vergangen und mir ging immer noch die Szenen durch den Kopf mit Joachim. Immer wieder habe ich vor Augen wie ich nach seiner Hand griff, sie war immer noch so weich und rau wie damals. Seine Hände, die auf meinen Schultern lagen und mich festhielten. Seine Augen, die mich besorgt ansahen, sie hatten nach wie vor den gleichen Ausdruck in ihnen. Seine Nähe als er neben mir saß und die Stille uns umhüllte, seine Präsenz war einfach anders als ich sie von Matt gewohnt war. In diesem Moment fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückkatapultiert. Es fühlte sich so... gut an. Einfach jemand zu haben, der in der gleichen Situation wie ich steckte. Irgendwie komisch, wenn ich so nachdachte.

Ich schloss meine Augen als ich daran dachte. Er saß rechts von mir. Wieder glitt mein Blick seinem Arm entlang bis zu seinen Händen, die auf den Knien verschränkt lagen. Ich sah sie fasziniert an. Schon immer fühlte ich mich Händen und Unterarmen hingezogen, die muskulös und grob aussahen. Unterbewusst fuhr ich meinen Arm mit den Fingerspitzen hinauf. Auf meiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus als ich immer noch an das Bild in meinem Kopf dachte und der Gedanke, dass diese Finger meinen Arm in dieser Sekunde streiften würden ließ mich verrückt werden.

"Alles gut?" riss mich auf einmal Matt aus meinen Gedanken und ich öffnete sofort meine Augen. Ich bemerkte wie er an mir vorbei schritt und mich kurz ansah. Ich hingegen sah die Küchentheke wieder vor mir und das große Fenster. Ich legte meinen Kopf ein wenig zu meiner Linken ohne den Körper zu drehen. "Ja" hauchte ich sanft. Matt griff nach seinem Kaffee und trank einen Schluck daraus bevor er zu mir kam. "Mach dich nicht verrückt, heute wird ein guter Tag" sagte er und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich schloss die Augen. Matthew roch nach Kaffee, ich hasste diesen Geruch. Er erinnerte mich immer an meine Ausbildungszeit. Jeder trank Kaffee im Krankenhaus und egal wo ich auch hin ging, jeder roch nach diesem Koffeinduft. Zudem es am frühen Morgen war und ich diesen Duft riechen musste brachte mich zum Würgen. Er wusste dies, jedoch wollte ich nicht, dass er meinetwegen darauf verzichtete.

Seit den letzten Tagen war etwas passiert, jedoch wusste ich nicht was konkret es war. Irgendetwas war anders seitdem Matt zurück nach Hause gekommen war. Mir kam es irgendwie wie ein Hauch von Distanz vor, obwohl wir ständig aufeinander saßen. Immer wieder dachte ich an meine Gedanken, wenn ich ihn abends im Bad beobachtete wie er sich bettfertig machte oder auch wenn wir nebeneinander auf der Couch saßen und fern sahen. Egal wo wir waren oder was wir machten, immer wieder kamen mir die Gedanken zugeschossen, was mich verunsichert da stehen ließ. Ich hatte versucht dieses Gefühl zu überspielen, weil ich dachte ich bilde mir das nur ein, jedoch bei jedem Versuch der Ablenkung kam es verstärkt wieder. Mit jeder Berührung, jedem Kuss fühlte sich irgendetwas anders an. Selbst als ich die Initiative ergriffen hatte Sex mit ihm zu haben, obwohl ich eigentlich nicht sonderlich in Stimmung war, war etwas anders. Für Matt war anscheinend alles wie es war, beim Alten weswegen ich ihn deswegen auch nicht ansprach. Ich würde ihn wahrscheinlich nur unnötig aufwühlen. Vielleicht lag dieses Gefühl auch einfach daran, dass Anastasia verschwunden war und ich keine Ruhe fand. Wer weiß das schon.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt