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Langsam zog ich mit dem roten Lippenstift meine Lippen nach. Die letzten Schliffe erledigte ich bevor es losging. Die Firma bei der Matt angestellt war, veranstaltete eine Betriebsfeier und alle Mitarbeiter wurden mit Begleitung eingeladen. Normalerweise mochte ich solche Feiern nicht besonders und verbrachte die Zeit lieber zu Hause. Dennoch war es für Matthew wichtig und selbstverständlich wollte ich ihn bei dieser Angelegenheit unterstützen. Somit machte ich mich fertig bevor wir losfuhren. Die Firma in der Matt arbeitete war eine riesige IT-Firma, wo man als Kunde nur sehr schwer einen Termin bekam, da sie eine der besten Firmen war. Genaueres wusste ich aber auch nicht. Jedes Mal wenn er mir etwas über seinen Job und seine Arbeit erzählte, verstand ich nur einen kleinen Teil davon. Das war aber nicht schlimm, er verstand die Fachbegriffe der Medizin auch nicht sonderlich und somit beließen wir es dabei.

"Bist du fertig?" Matt streckte seinen Kopf ins Bad und musterte mich durch den Spiegel. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. "So gut wie". Er kam näher bis er hinter mir stand. Sanft legte er seine Hände auf meine Taille. Er schloss die Augen und sog meinen Duft ein. Ein leichter Kuss folgte auf meinen Nacken. Ich beobachtete ihn durch den Spiegel während mein Lächeln immer breiter wurde. "Du bist wunderschön" hauchte er mir leise ins Ohr. Sein Blick hob sich und er sah mich ebenso durch den Spiegel an. "Umwerfend schön" fügte er noch hinzu. "Ich liebe dich" grinste ich ihn an. Seine Augen sahen direkt in meine und ich spürte wie mich ein wohliges Gefühl überkam. Seine Blicke ließen mich geliebt fühlen. Er musste mich nur ansehen und ich wusste was er meinte. Nun hoben sich seine Mundwinkel. Sanft drückte er mir einen Kuss auf den Kopf. "Ich liebe dich auch, Baby". Leise flüsterte er mir diese Worte ins Ohr bevor er sich von mir löste und aus dem Bad verschwand. Lächelnd sah ich ihm noch hinterher bis ich ihn schließlich nicht mehr sah. Wieder wendete ich mich dem Spiegel zu und betrachtete mich in diesem. Ich trug ein elegantes schwarzes Kleid. Ich liebte die Farbe Schwarz. Schon früh fand ich diese Farbe für mich. Die rote Lippen stachen heraus und umrundeten das Gesamtbild.

Ich lief den Flur entlang und sah vom oberen Stockwerk hinunter wie Matt im Wohnzimmer stand und sich seine Krawatte richtete. Wieder umspielte ein Lächeln mein Gesicht, wenn ich ihn sah. Ich liebte ihn so sehr.

Bevor ich jedoch runter schritt lief ich auf Anastasia's Zimmer zu. Schon seit Wochen verbrachte sie ihre Zeit in ihrem Zimmer, wenn sie mal zu Hause war. Sehr oft war sie nach der Schule noch unterwegs mit Freunden, doch mich störte es nicht. Sie sollte ihr Leben so lange genießen bis sie dies nicht mehr tun konnte.

Leise klopfte ich an ihrer Tür. Sie antwortete jedoch nicht. Langsam machte ich die Tür auf und sah sie auf ihrem Bett sitzen. Sie war am Handy und sah schließlich auf als sie mich bemerkte. "Hey" hauchte ich. "Hey" sagte sie ebenso und legte das Handy aus der Hand. "Matt und ich gehen dann zur Feier" sagte ich während ich im Türrahmen stand. Sie nickte nur. Mir kam Ana in den letzten Wochen ein wenig verändert vor. Ich konnte es nicht wirklich deuten wie sie verändert war, doch irgendwas war los. "Geht es dir gut?" ein wenig besorgt sah ich meine Tochter an. "Ja klar" sagte sie ohne eine Mimik zu verziehen. Vielleicht nahm sie mir den Hausarrest von vor einem Monat noch übel. Sie hatte noch nie Hausarrest bekommen, da sie nie etwas ausgefressen hatte. Sie war ein gutes Mädchen, immer zuvorkommend, ehrlich und hilfsbereit. Sie war ein guter Mensch. Ich setzte an zum Gehen und setzte mich neben sie auf ihr Bett. Eine weiche weiße Kuscheldecke lag auf ihrer Bettdecke und ließ das Bett nun gemütlicher aussehen.

Ich sah auf meine Finger und auf meine rot lackierten Nägel. Dann sah ich sie wieder an. "Ist irgendetwas los? Du bist ein wenig verändert". Anastasia zuckte nicht einmal mit ihrem Gesicht. Sie sah mich einfach an. "Wie verändert?". "Ich weiß es nicht. Du wirkst einfach anders". Weiterhin sah ich sie besorgt an, weil ich fühlte, dass in ihr etwas vorging. Ich hatte es im Gefühl. Dann lächelte sie auf einmal mich an. "Mama, mir geht es gut". Ein kleines Lächeln fand sich nun auch auf meinem Gesicht, doch es war kein echtes. Es war nur aus reiner Freundlichkeit. Ich wollte ansetzten zum Gehen, doch ich hielt noch inne. "Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du oder?" erneut sah ich sie an. Ich war immer noch nicht überzeugt und ich wollte, dass sie ehrlich zu mir war. Ich wollte nicht, dass meine Tochter Geheimnisse vor mir hat so wie ich früher vor meiner Mutter. Ich wünsche ihr alles Glück der Welt und dass sie alles erreichen sollte was sie sich vornimmt. Doch ich wollte meine Tochter durch Geheimnisse nicht verlieren. Sie war mein ein und alles.

Auf einmal legte sie ihre Hände um mich und drückte mich an sich. "Ich weiß, Mama. Das weiß ich.." flüsterte sie leise. Mit einem sanften Lächeln sah ich auf sie herunter und legte auch meine Arme um sie. Ich strich behutsam über ihren Kopf und somit auch über ihre braunen Haare. "Ich liebe dich, mein Schatz. Vergiss das bitte nie" hauchte ich ihr zu. Und das stimmte, ich liebte sie über alles. Sie war mein Fleisch und Blut und ich würde mein Leben sofort für sie geben. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um sie zu beschützen. Ich würde mein Kind immer beschützen. "Und ich liebe dich".

Zusammen liefen Matt und ich aus dem Aufzug und den Gang entlang. Er war knall rot wie mein Lippenstift. Die Wände stattdessen waren neu gestrichen in einem schlichten Weiß und brachten das Rot des Teppichs noch mehr zum Vorschein. "Alles klar?" Matt sah mich an während wir den Flur entlang liefen. Ich hob meinen Blick und sah ihn an. "Alles klar" grinste ich ihn an. Auch auf seinem Gesicht bildete sich ein Grinsen ab. "Dann bringen wir's mal hinter uns, mein Liebling" war das letzte was er noch sagte bevor wir nach rechts einbogen und die Feier sahen, welche schon im Gange war.

Wir mischten uns unters Getümmel und unterhielten uns bei einem Glas Champagner mit Matt's Kollegen. "Und als was arbeiten Sie wenn ich fragen darf?" eine ältere Dame sah mich mit einem interessierten Blick an während ihr ebenso älterer Ehegatte neben ihr stand. Er war der Dienstälteste in diesem Unternehmen und beäugte alle sehr genau. "Ich bin Oberärztin der Allgemeinchirurgie im Prespetarian Hospital" lächelnd sah ich sie an. "Wow, eine Chirurgin. Das ist sehr speziell" sagte sie beeindruckt. "Ich arbeite derzeit in einem Modelabel in den vereinigten Staaten. Heute morgen bin ich hier eingeflogen. Das ist auch immerzu stressig hin und her zu fliegen. Die Zeitzonen nicht zu vergessen" lachte sie auf und sah ihren Mann an. Auch ihr Mann lachte sie an. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich Matt an, welcher zu meiner Linken neben mir stand. "Das ist äußert beeindruckend" fügte ich noch hinzu bevor ich einen Schluck aus meinem Glas nahm.

So ging der Abend weiter. Die Menschen versuchten sich immer wieder gegenseitig zu besiegen, da der eine einen höheren Rang beziehungsweise Platz besaß als der anderen. Deswegen mochte ich diese Feiern von Matt's Arbeitgeber nie besonders.

Es herrschte Rivalität.

Her pale fire | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt