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Sanft umschloss Silvan meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander

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Sanft umschloss Silvan meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Er spürte meine Nervosität. Mein schnellschlagendes Herz, meine zitternden und schwitzenden Hände. »Ich spüre deine Angst«, flüsterte er. »Ich habe keine Angst ihnen wiederzubegegnen...«, verneinte ich. »Ich habe Angst vor ihrer Reaktion, auf das was ich ihnen allen gleich erzählen werde«, antwortete ich genauso flüsternd. Würden sie mich verurteilen? So wie es Kain erst tat? Es war ihr Recht, dennoch wünschte ich mir das Gegenteil. Wünschte mir die Reaktion meiner Mutter. »Bist du bereit, es mir auch zu erzählen oder soll ich dich alleine mit deiner Familie lassen und draußen warten?«

»Nein, bleib bei mir.« Ich atmete zittrig ein. »Ohne dich werde ich wahrscheinlich kein Wort herausbekommen. Aber versprich mir, keine Fragen danach zu stellen. Bohre nicht in dieser Vergangenheit und versuchte diese Last nicht von mir nehmen zu wollen. Ich will sie einfach nur vergessen und am besten kann ich das, wenn ich nicht daran erinnert werde.«

»Ich werde wahrscheinlich fragen haben, aber ich werde mich zurücknehmen, das verspreche ich dir. Wenn du nein sagst, werde ich es akzeptieren. Aber wenn du okay sagst und mir eine Frage erlaubst, werde ich nur soweit fragen, wie du es möchtest.«

Meine Mutter sah noch einmal über ihre Schulter zu mir, bevor sie langsam die Tür öffnete, die direkt vom Thronsaal in das Besprechungszimmer führte - welches mehr einem riesigen Wohnzimmer ähnelte. Knapp nickte ich Silvan zu, ehe ich seine Hand los ließ. Eigentlich wollte ich weiterhin an ihm festhalten, um den Mut zu haben, doch musste ich das für diesen Moment allein durchstehen. Musste den Mut alleine fassen, ihnen gegenüber zu stehen und für die letzten Jahrtausende aufzukommen.  

»Mutter, wieso wurden wir her gerufen. Wir waren gerade mitten in einer Trainingseinheit. Du weißt doch, wie wichtig das ist für die neuen Rekruten.« Melchiors Stimme löste ein Flattern in meinem Bauch aus und stark musste ich mich unter Kontrolle halten, um nicht gleich zu weinen. Meine Augen wurden dennoch feucht, auch wenn keine Träne rollte. Erneut atmete ich zittrig ein, schnappte eher nach Luft, da ich sie unbewusst angehalten hatte. Spürte die Sehnsucht in mir nur noch mehr wachsen, spürte die Gefühle, die ich in all den Jahren unbewusst unterdrückt hatte. Spürte die Trauer, dass ich nicht zu ihnen zurückgefunden hatte, sie in ihrer Verzweiflung allein gelassen hatte. Spürte einen leichten Hass auf mich selbst, dass ich der Dunkelheit verfallen war, mich von ihr vergiften ließ und ihr erlaubte, mich meine Familie vergessen zu lassen. »Heute ist etwas geschehen, Kinder«, begann Mutter ruhig, aber mit einer von Trauer und Freude getränk er Stimme. Es war, als könnte sie sich nicht entscheiden, was sie fühlen sollte.

Sie nickte mir kurz über die Schulter zu, mit einem liebevollen Lächeln, und ich trat in das Zimmer ein - hinter mir Silvan, der sich leicht abschirmte. Alle Augen richteten sich auf mich und als ich sah, wie ihnen allen die Züge entglitten und sie noch blasser wurden, als sie eh schon waren, biss ich mir auf meine Unterlippe. Ihr Anblick löste unbeschreibliches in mir aus, und wahrscheinlich auch in ihnen. Unruhig zitterten meine Hände vor Aufregung.

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