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So schwer es mir auch fiel. Ich ignorierte Silvan über Wochen, Monate, mittlerweile sogar fast zwei Jahre. Ihn interessierte es nicht. Er sprach nicht mit mir, nur im Falle das Nötigste. Und so vegetierte ich einfach vor mich hin.

Einige Male spürte ich seine verbitterten Blicke, doch meistens sah er mich emotionslos an. Ich versuchte den stechenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren. Doch jedes Mal, wenn ich ihn sah, zog sich alles in mir zusammen.

Die Bilder vom Kuss mit Ashley verschwanden nie, tauchten immer wieder vor meinem inneren Auge auf. Und sie blieben nicht allein.

Fast wöchentlich schleppte er ein neues Mädchen an. Immer hörte ich ihr Treiben durch die Wände. Jedes Mal lag ich zusammen gekrampft in meinem Bett und versuchte nicht zu schreien. Tränen rannen mir in solchen Momenten stumm die Wangen hinab. Meine Augen waren zusammen gekniffen und meine Hände waren auf meine Ohren gepresst, mit dem Versuch sie nicht mehr hören zu müssen.

Wenn ich dann einen kurzen Moment hatte, in dem ich aufstehen konnte, stürmte ich aus dem Haus. Die letzten beinahe zwei Jahre verbrachte ich mehr Zeit in meiner Geistergestalt, als in menschlicher Form. Isolierte mich von allem. Zur Schule begleitete ich ihn ebenfalls nicht mehr. Wollte nicht sehen, wie er mit einen dieser Mädchen rummachte.

Ich war mittlerweile an meinem Pegel von drei Wochen angekommen, in denen ich nichts gegessen hatte. Das Verhalten von Silvan zerschmetterte meine Seele von Tag zu Tag mehr. Ich wartete nur noch darauf, bis meine Seele völlig zu Grunde ging. Doch es war nur noch eine Woche hin, bis er mich erkennen würde. Und desto näher der Tag rückte, desto mehr bekam ich es mit der Angst zu tun. Mit der Angst, er würde mich ablehnen.

Mit tiefen Augenringen saß ich am Fenster und starrte in den Wald. Die letzten Wochen hatte ich mein Zimmer nur verlassen, wenn ich in den Wald ging. Wann ich das letzte Mal geduscht hatte, konnte ich nicht mehr sagen. Schlaf kannte ich nicht mehr. In meiner Geistergestalt fühlte ich keine Müdigkeit, weshalb ich immer, sobald ich müde wurde, meine Gestalt wechselte. Meine Zimmertür war abgeschlossen, so dass niemand eintreten konnte.

Das Glas des Fensters spiegelte meine Gestalt wieder. Platt und glanzlos lagen meine Haare auf meinem Kopf. Meine Augen waren matt und meine Haut blasser, als sie es eh schon war. Die Augenringe stachen besonders auf der blassen Haut hervor und zeigten wie schlecht es mir ging.

»Elian? Komm doch bitte raus«, hörte ich Harpers besorgte Stimme und ein Klopfen an meiner Tür. Sie hatte noch am Anfang versucht mit mir zu reden, doch blockte ich immer weiter ab. Irgendwann gab sie erstmals auf und ließ mich in Ruhe. Doch wann hatte ich wirklich, dass letzte Mal mit jemanden gesprochen? Die einzigen Geräusche, die ich immer wahrnahm, waren mein Atem, mein Herzschlag und das Stöhnen welches von Silvan und seinen neuen Mädchen kamen, wenn er es mal wieder mit ihnen trieb.

»Elian, ich komme rein! Alexi ist neben mir. Sie wird die Tür jetzt öffnen«, ertönte es. Meine Augen nahm ich nicht vom Wald. Ich wollte nicht, dass sie mich so sah. Sie sollte sich keine Sorgen um mich machen.

Ein Spruch war klar und deutlich zu hören, ehe ein Klacken ertönte und die Tür geöffnet wurde. 

»Elian?«, fragte Harper zögerlich. Sie trat auf mich zu und nahm meine knochige Hand in ihre. »Sieh mich an«, flüsterte sie. Schwach drehte ich meinen Kopf zu ihr und sah sie durch meine müden Augen an. Sie zuckte erschrocken zurück und sah mich nun umso besorgter an.

»Göttin«, hauchte sie erschrocken. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen oder was gegessen?«, fragte sie mit geweiteten Augen. »Ich weiß es nicht genau...vielleicht drei Wochen...«, krächzte ich unverständlich.

»Verdammt! Was kann ich tun?! Ich will dir helfen!«, fluchte sie und drehte mich bestimmend zu sich. Als ich an ihr vorbei sah, sah ich die Hexe neben der Tür stehen. Sie sah mich ebenfalls besorgt an. Doch nicht sie erweckte meine Aufmerksamkeit, sondern der braunhaarige Alpha - Silvan.

Er stand im Türrahmen und sah mich fassungslos an. Seine Haut nahm einen bleichen Ton an und seine Augen lagen geweitet auf mir. Harper nahm ihn nicht war.

Krächzend wandte ich mich ihr wieder zu. »Ich glaube, ich habe meinen Gefährten verloren.« Harpers Augen weiteten sich und wenn Silvan noch blasser werden konnte, war er es in diesem Moment geworden. »Nein, Nein! Elian! Alles ist gut! Du hast ihn nicht verloren!«, versuchte sie mir panisch einzureden.

Als ich wieder zu Silvan sah, sah ich ein Mädchen neben ihm. Sie schaute zu ihm auf und klammerte sich an seinen Arm. Ein heftiger Stich durchfuhr mich und ließ mich heftig zusammen zucken. Traurig schüttelte ich meinen Kopf und versuchte die aufsteigenden Tränen zurück zu halten. »Nein. Ich habe ihn bereits verloren...«

Sie keuchte auf und Tränen traten in ihre Augen. »Elian!«, rief sie verzweifelt, wollte nach mir greifen. Doch da löste ich schon meine Materie auf. Mein Körper zerfloss zu Rauch, bis er nicht mehr für sie sichtbar war.

Ein letztes Mal sah ich Silvan an, bevor ich durch die Wand schlüpfte und im Wald stand. Meine Hufe trugen mich schnell über den Waldboden und ließen keine Pause zu. Sie wollten einen riesigen Abstatt zwischen uns bringen. Wollten dem Schmerz entkommen.

Forest SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt