Die Erstgeborenen | ✔️

Achtzehntes Kapitel

Als nächstes hätte meine Klasse eigentlich, gemäss Stundenplan, Sinne bei Mrs Vander. Jedoch liess sie sich entschuldigen, da es einen Notfall in ihrer Familie gab. Bedeutete für uns: keinen Unterricht. Jedoch gab sie uns einen Auftrag, den wir bis nächste Woche zu erledigen hatten.

"Kommst du gleich mit in die Bibliothek?", fragte ich Elliot, als wir hintereinander den Pfad zum Hauptgebäude runterliefen. "Wir könnten den Auftrag gleich zusammen erledigen. Dann haben wir's hinter uns."

An einer Stelle wurde der Pfad etwas steiler und ich musste aufpassen, damit ich auf den kleinen Steinchen nicht den Halt verlor. Letzte Woche war es Nova gewesen, die hier ausgerutscht war und nun einen blauen Fleck am Po hatte. Ich wollte nur ungern die Nächste sein.

"Ich muss noch schnell in mein Zimmer und dann aufs Klo. Ich komm dann einfach nach, okay?", kam es von Elliot, der einige Meter vor mir lief.

"Hey, wartet auf mich!", rief uns eine weibliche Stimme zu. Ein Mädchen mit einer rotbraunen Wellenmähne kam uns hinterher gerannt. Ich drehte mich um und konnte sie gerade noch in meinen Armen auffangen, ehe sie zu Boden fiel. "Huch, Hoppla", kicherte sie, "danke Aurelia." Sie klammerte sich an meinen Unterarmen fest. Als sie wieder festen Boden unter ihren Füssen hatte, liess sie mich los.

"Puh, das war knapp", sie rückte ihre rund Brille mit den dicken Brillengläsern zurecht. "Fast wäre ich hier ausgerutscht." Ich nickte langsam. "Allerdings. Am besten nicht so schnell laufen."

Sie lächelte mich mit ihrem breiten Mund bis über beide Ohren hin an. "Danke." Ich winkte ab. "Kein Thema." Der Name des Mädchens war Anna Forsyth und sie ging mit Elliot und mir zusammen in eine Klasse. Sie war stets gut gelaunt und hatte ein sehr, sehr lautes Lachen, was bestimmt schon die ganze Schule gehört hatte. Sie war nett, ich mochte sie. Jedoch hielt ich es nicht lange in einem Raum mit ihr aus, da sie nie still sitzen und ihre Klappe halten konnte.

Elliot, der angehalten war, lief weiter und wir folgten ihm. "Darf ich mit euch in die Bibliothek kommen?", fragte Anna, "Ich hab gehört, wie ihr darüber geredet habt. Wir könnten den Auftrag zu dritt machen. Drei sind schneller als zwei."

"Klar kannst du mitkommen", sagte ich schnell, bevor Elliot etwas sagen konnte. Ich wusste, dass er sie nicht wirklich leiden konnte, was mich sehr verwunderte. Elliot war mit seinen Witzen und seinem Lachen auch ziemlich laut, genau wie Anna.

Unten angekommen, schlug Elliot den Weg zu den Schlafhäusern ein und Anna und ich den, zur Bibliothek. "Warst du schonmal in der Bibliothek?", fragte sie. "Ja", antwortete ich. "Ich war auch schon da, allerdings habe ich nichts ausgeliehen. Ich lese nicht so gerne", kicherte sie, "ich habe sie mir nur angesehen. Sie sieht sehr gemütlich aus."

Ich zwang mich zu einem Lächeln, und hoffte die zwei Stunden bis zum Mittagessen, würden sich nicht all zu doll in die Länge ziehen. Ich musste wahrscheinlich einfach mehr Zeit mit Anna verbringen, um mich an sie zu gewöhnen.

Anna stiess die Tür zur Bibliothek auf und ich trat nach ihr ein. Einige Schüler standen an den verschiedenen Regalen und blätterten in alten Büchern herum. "Ich schlage vor, wir gehen nach oben", Anna zeigte auf die versteckte Treppe, "dort gibt es Tische zum Arbeiten."

Ich erblickte Miss Greer hinter dem Tresen. "In Ordnung", sagte ich zu Anna, "geh doch schonmal und such uns einen Platz. Ich werde Miss Greer schnell nach dem passenden Buch fragen und komme dann gleich hinterher." Fröhlich hüpfend machte sich Anna aus dem Staub.

Ich seufzte einmal laut und kräftig, ehe ich auf Miss Greer zuging. Die alte Frau hob ihren Kopf und lächelte erfreut, als ich nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. "Hallo Liebes", sagte sie strahlend, "wie geht es dir heute?"