Sechsundzwanzigstes Kapitel

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"Aurelia!", Nova winkte mir hektisch zu. Ihr braunes Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden. Sie sah frisch und sehr erholt aus.

Ich nahm neben ihr Platz. Cosmo, der gegenüber von mir sass, zwinkerte mir fröhlich zu. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und nahm mir vor, noch heute das Gespräch mit ihm zu suchen.

"Wo warst du denn?", fragte Nova neugierig, "wir dachten schon du kommst nicht mehr."

"Ich war noch schnell bei Mr Amberla. Musste was mit ihm besprechen", erzählte ich nur die halbe Wahrheit. Nova und Cosmo wussten schliesslich noch nichts von all den Dingen. Je mehr davon wussten, desto grösser war die Gefahr, dass etwas durchsickerte und an die falschen Ohren gelangte.

Die Angelegenheit war mittlerweile heikel geworden.

Ich schnappte mir die Gabel und schaufelte sie mit dem Bohnenauflauf voll. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich doch tatsächlich war.

"Wie war dein Tag?", fragte Cosmo und ich schaute auf.

"Gut", gab ich zurück, "war jetzt nichts besonderes. Elliot war mal wieder nicht da, er ist krank. Muss ihm wohl ziemlich mies gehen. Ohne ihn ist es richtig langweilig. In Metamorphose bin ich fast eingeschlafen."

"Lässt euch Miss Adler auch nichts selbst probieren?"

Ich seufzte und verdrehte die Augen. "Nein. Ich weiss gar nicht, wie wir die Prüfungen am Ende des Schuljahres bestehen sollen, wenn sie uns nichts beibringt."

"Vielleicht sollten wir uns mal an Mr Bones wenden. Kann schliesslich nicht ewig so weitergehen", schlug Cosmo vor.

"Bis zu den Prüfungen kann noch viel passieren", entgegnete Nova.

"Die kommen schneller als du denkst." Ich dachte an meine gesamte Zeit hier in Emiva. Die Tage vergingen schnell und es kam mir so vor, als sei ich erst vor einem Monat hier angekommen.

Cosmo stimmte mir zu. "Nicht mehr lange und unser erstes Jahr hier ist vorbei."

Nova erhob sich. "So Leute, ich würde wirklich noch gerne länger hier mit euch sitzen und quatschen aber ich muss los. Bin vor dem Unterricht noch verabredet", sie gab mir schnell einen Kuss auf die Wange und warf Cosmo eine Kusshand zu. "Wir sehen uns später", rief sie uns noch zu, als sie schon einige Schritte gegangen war.

Cosmo und ich blieben allein zurück.

"Du siehst gut aus heute", sagte er in meine Richtung.

Ich wurde rot.

"Nicht, das du sonst nicht gut aussiehst", fügte er hastig hinzu, "du siehts immer sehr gut aus, nur.. heute halt... besonders gut." Auch er wurde rot.

Ich fasste mir ein Herz. "Cosmo", fing ich an und schaute direkt in seine leuchtenden Augen, "vielleicht sollten wir mal reden."

Cosmo nickte eifrig. "Ja, das glaube ich auch."

Schnell ass ich noch ein paar Bissen und liess dann die Hälfte des Bohnenauflaufs auf meinem Teller zurück.

"Lass uns zum Sportfeld runterlaufen", schlug Cosmo und ich war einverstanden.

Auf dem Weg ging ich alles nochmals haargenau in meinen Gedanken durch. Ich musste mir jetzt absolut sicher sein, mit dem was ich ihm gleich sagen werde. Ist es einmal gesagt, kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Dann gab es kein Zurück mehr.

Schliesslich liessen wir uns auf einer der oberen Tribünenbänke nieder. Die Sonne schien noch immer nicht, aber es windete nicht mehr. So fror ich nicht.

Cosmo griff nach meiner Hand. "Nach unserem Kuss habe ich mir einige Gedanken gemacht. Ich hatte zuhause viel Zeit um nachzudenken, mal wieder." Er lächelte zerknirscht.

Die Erstgeborenen | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt