Fünfunddreissigstes Kapitel

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"Aurelia", hauchte Aralda. Sie wirkte traurig und ängstlich, so als wüsste sie genau, was jetzt folgen würde. "Was tust du hier? Und wer ist das?"

Dean reichte ihr höflich die Hand. "Deanion West. Ich bin ein Freund ihrer Tochter."

"Aha." Sie erwiderte seinen Händedruck ohne jedoch ihre Augen von mir zu lösen.

Sie tat so unschuldig und unwissend. Ich spürte, wie Wut in mir aufkochte. Mein Inneres begann zu brodeln. So wütend war ich. "Wo ist Valentin?"

"Ich habe ihn gebeten, noch nicht nach Hause zu kommen. Ich habe ihm gesagt, es würde sich um eine magische Sache handeln."

Das sagte sie immer, wenn es etwas zu besprechen gab, von dem Valentin als Mensch keine Ahnung hatte. Er ging dann meistens immer eine Runde spazieren, bis wir fertig waren.

"Warum?", entgegnete ich schnippisch, "weil du nicht willst, dass er erfährt, dass es nicht der Vater von Esmera und mir ist und dass du in Wirklichkeit auch eine Erstgeborene bist?" Ich konnte meine Wut nun wirklich nicht mehr zurückhalten und funkelte meine Mutter böse an.

Sie schluckte, ehe sie mit leiser und unsicherer Stimme vorschlug, uns an den Esstisch zusetzten.

Dean strich mir im Vorbeigehen aufmunternd über den Rücken, doch ich konnte seine Berührung in diesem Moment gerade nicht geniessen.

Als wir alle am Tisch sassen, Aralda, Esmera, Dean und ich sagte sie: "Das ist alles viel komplizierter als ihr denkt, wisst ihr?"

Ich hatte meine Arme vor der Brust verschränkt. "Dann erklär es uns. Wir haben genug Zeit."

Ihr Blick fiel auf Dean und ich wusste genau, was sie gerade dachte. "Er bleibt", sagte ich fest entschlossen, "alles was du Esmera und mir zu sagen hast, kannst du auch ihm sagen. Er gehört dazu."

Aralda schien noch einen Moment lang mit sich zu harren, ehe sie begann zu erzählen: "Das ich keine Erstgeborene bin, war gelogen. Ich bin eine und ich war auch in Emiva."

"Wissen wir, wir haben das Jahrbuch gefunden."

"Als ich mit der sSchule fertig war, habe ich eines abends einen Mann getroffen, in einer Bar. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Eines führte zum anderen und ich wurde von ihm schwanger. Mit euch beiden. Als ich es ihm gesagt habe, hat er völlig die Fassung verloren. Ich dachte, wir könnten ein schönes Leben zusammen führen, doch ich hatte mich getäuscht. Er wollte nichts mehr von mir wissen und von euch schon gar nicht. Er sagte, dass das seinen Plan völlig zerstören würde und dass ich euch auf keinen Fall bekommen darf."

Esmera hatte angefangen zu weinen. Wimmernd dass sie auf dem Stuhl und hielt ihren Kopf gesenkt.

"Daraufhin habe ich Angst bekommen", fuhr Aralda fort, "er war nicht mehr der Mann, den ich kennengelernt habe. Ich habe mich Amanda anvertraut und daraufhin sind wir in die Menschenwelt abgehauen, aus Angst er würde mich finden und die Schwangerschaft abbrechen. Das wollte ich auf keinen Fall. In der Menschenwelt waren wir... war ich vor ihm sicher und dort habe ich dann Valentin kennengelernt. Es wäre nicht gut in Endola angekommen, wenn ich schwanger war und keinen Mann hatte. Ich weiss, dass es falsch war von mir, doch ich brauchte einen Vater für euch und Valentin war gerade da... er hatte sich in mich verliebt. Also habe ich mit ihm geschlafen und behauptet, ihr seid von ihm."

Wow. Ich hätte meiner Mutter ja viel zugetraut, aber das definitiv nicht. Esmera, dachte wohl das gleiche wie ich. Empört richtete sie sich auf: "Wie konntest du nur?"

Arlada versuchte sich zu verteidigen, doch sie scheiterte kläglich. "Ich konnte keine Kinder ohne Mann bekommen, das ging einfach nicht. Der Rat und die Garde hätten Fragen gestellt ich musste ihnen einen Vater vorweisen."

Die Erstgeborenen | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt