Jetzt, da ich wieder zurück in Emiva war, registrierte ich erst richtig, was genau passiert ist. Ich war die Tochter des gefährlichsten und zugleich mächtigsten Magiers zu dieser Zeit. Doch anstatt mir darüber Sorgen zu machen, war ich noch immer unglaublich wütend, dass meine Mutter mir dies verschwiegen hatte. Nicht nur mir, sondern auch Esmera und Valentin.
Die Nacht war ziemlich schlaflos für mich gewesen. Ich habe kaum ein Auge zu bekommen. Dean hatte angeboten bei mir zu bleiben und in jeder anderen Situation hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als das. Doch in dieser Nacht spürte ich das Verlangen alleine zu sein.
Dean verdiente meine ganze Aufmerksamkeit und die konnte ich ihm gerade nicht geben. Meine Gedanken waren woanders.Nun stand ich mit Nova auf dem Schulhof versteckt hinter einem hohen Baum. Nova schnappte nach Luft. Ich habe sie dazu gedrängt ihr Müsli in Rekordzeit zu verschlingen und sie dann nach draussen gezogen. Hier habe ich sie auf den neusten Stand gebracht. Obwohl ich mich zunächst schämte seine Tochter zu sein, wurde mir klar, dass es dafür keinen Grund gab. Es war nicht meine Schuld. Niemand hatte daran Schuld.
Ausser vielleicht meine Mutter aber in diesem Moment hätte ich ihr wohl für alles auf der Welt die Schuld gegeben."Ist nicht wahr!"
"Doch."
"Nein. Du lügst."
"Warum sollte ich lügen?"
Sie zuckte mit den Schultern. Ihre Augen weit geöffnet. "Das ist unglaublich."
Ich nickte. "Ja, das ist es allerdings."
"Ich kann's einfach nicht glauben. Heilige Scheisse. Wie gehst du damit um? Geht's dir gut?" Nova legt mir besorgt eine Hand auf die Schulter.
"Ich bin unglaublich wütend auf meine Mutter. Nicht nur weil sie mich und Esmera angelogen hat, sondern auch, weil sie Valentin zwei Kinder untergejubelt hat."
Verständnisvoll schaute mich Nova mit ihren schönen Augen an. "Das verstehe ich. Aber egal was passiert. Valentin ist und bleibt dein Vater, okay? Daran ändert sich nichts. Er wird dich jetzt nicht weniger lieben, nur weil du nicht sein leibliches Kind bist. Er hat dich schliesslich grossgezogen."
Ich seufzte und wartete bis die kleine Gruppe an Erstgeborenen an uns vorbei gelaufen ist, da ich nicht wollte, dass sie irgendetwas von diesem Gespräch mitbekamen. Ich räusperte mich: "Es tut mir einfach leid für ihn. Er hat sein ganzes Leben in der Menschenwelt aufgegeben um mit meiner Mutter ein gemeinsames Leben in ihrer Welt anzufangen und Jahre später kommt raus, dass sie ihn die ganze Zeit belogen hat. Er kann nicht mehr zurück. Er hat sich damit einverstanden erklärt, dass er in Endola bleibt. Er hat hier doch niemanden mehr."
Ich merkte wie ich den Tränen nah war und auch Nova schien es zu bemerken, denn sie nahm mich schnell in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich liess meinen Tränen freien Lauf, da ich mich bei ihr sicher fühlt und mich nicht zu schämen brauchte. Sie sagte nichts, sondern hielt mich einfach nur fest.
Wir gingen heute beide nicht in den Unterricht. Ich, weil ich mich nicht in der Lage fühlte mich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein und Nova nicht, weil sie zur Zeit sowieso nicht gerne in den Unterricht ging und mich nicht alleine lassen wollte.
Wir sassen im Gemeinschaftsraum nahe des Kamins, in welchem ein warmes Feuer brannte, und spielten Magisches Memory. Ich gewann jede einzelne Runde. Memory war eines der Spiele, in denen ich unschlagbar war. So oft hatte ich das in meiner Kindheit gespielt.
Gerade als ich die zweite Karte aufdecken wollte, erschien ein orangefarbener Wichtel vor mir.
"Miss Cohan», sagte er und lächelte mich breit an. "Mein Name ist Illon. Ich komme, weil ich eine Nachricht für Sie habe. Ich hoffe, ich störe Sie und Ihre Freundin nicht, Miss."
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Die Erstgeborenen | ✔️
FantasiIn der magischen Welt Endola gelten Erstgeborene als elitär. Sie besitzen besondere Fähigkeiten die mit sechzehn Jahren in Kraft treten. Aurelia Cohan ist die Erstgeborene und erbt somit das magische Gen ihrer Familie, welches sie in der "Emiva" Sch...