Nach der Schule kam Kelly mit mir ins Krankenhaus. Mary war immer noch auf der Arbeit. Ich habe ihr versprochen sie auf dem Laufenden zu halten und hatte sie davon überzeugt, den Nachmittag auch noch zu arbeiten. Die Ablenkung würde ihr gut tun. Dafür hatte sie am Abend versprochen noch einmal vorbei zu schauen bevor die Besucherzeit endete. Gerade als Kelly und ich uns über die bevorstehenden Arbeiten und das Abi unserer Brüder unterhielten trat Doktor Banks in den Raum. "Oh, hey Clary. Ich wollte euch nicht stören, ich dachte nur du hättest heute wieder Mittagschule." "Alles gut, Elias. Mathe ist heute ausgefallen. Ach ja, das ist meine Freundin Kelly.", stellte ich meine beste Freundin vor, welche den Mund gar nicht mehr zu bekam. Ihre Reaktion belustigte und verwirrte mich gleichermaßen. Schließlich stand sie doch auf Jake.
"Freut mich. Ich bin Doktor Banks, der behandelnde Arzt von Tyler Blair." Sie nickte nur und schüttelte seine Hand. Er hatte ihr offensichtlich die Sprache verschlagen. "Ich kann wirklich nochmal später kommen, falls ich störe." "Wie gesagt, du störst nicht, Elias. Mach du nur wieder dein Ding." Ich rutschte mit meinem Stuhl ein Stück zurück, sodass er besser zu den Geräten kam. "Willst du Pommes?" Ich hielt ihm meine Tüte vom McDonald's hin. "Einen Moment. Ich würde nur ungern die Akte deines Bruders mit fettigen Fingern anfassen."
Als er fertig ist, schnappte er sich wie angekündigt ein paar Pommes. Beim Kauen stöhnte er einmal genießerisch auf. "Danke, du rettest mir gerade mein Leben. Ich bin nach dem Vorfall heute Nacht bei deinem Bruder zwar direkt nach hause, weil meine Schicht zu Ende war, aber ich wurde heute Mittag wieder aus dem Bett geklingelt wegen einer Not-OP. Da hatte ich keine Zeit mehr zu essen." "Ich hoffe die OP ist gut verlaufen?" Ich hob ihm noch ein Hamburger hin, da ich absolut keinen Hunger mehr hatte. "Wenn du Zeit hast, dann kannst du auch noch den haben. Wir haben absolut keinen Hunger mehr, stimmts Kelly?" Meine Freundin, welche unseren Dialog nur stumm beobachtet hatte, nickte.
"Ich habe noch keinen Dienst also habe ich Zeit. Ich dachte nur, dass ich noch kurz nach deinem Bruder schaue bevor ich wieder gehe. Und zu deiner Frage, ja sie ist gut verlaufen. Ich kam zum Glück noch rechtzeitig." Er schnappte sich den Burger und wir sprachen über die OP und andere medizinische Sachen, während er ihn aß. Sein Pieper unterbrach unser Gespräch. "Ich bin doch nicht im Dienst.", knurrte er kurz und schmiss das Papier in den Mülleimer. "Sorry Mädels, aber ich muss los." Vor der Tür desinfizierte er sich einmal kurz die Hände und drehte sich anschließend noch einmal um. "Bei deinem Wissen und Interesse würde ich dir echt mal ein Praktikum hier empfehlen. Das ist bestimmt dein Ding. Und wer weiß, vielleicht wirst du eines Tages meine Kollegin." Er zwinkerte mir spielerisch zu und verschwand anschließend aus der Tür.
"Puh.", stieß Kelly erleichtert aus. "Was ist?" "Na, der heiße Doktor hat doch ganz offensichtlich mit dir geflirtet. Wie machst du das nur, dass die schärfsten Typen immer was von dir wollen?" Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Jake will aber nichts von mir.", widersprach ich. Kelly seufzte tief. "Ach ja, Jake." Verwirrt über ihren Tonfall, hakte ich nach, was los ist. "Ich weiß auch nicht. Wir haben in der letzten Woche echt viel zusammen unternommen und es ist echt komisch, dass ich das sage aber... Er ist nicht der für den ich ihn gehalten habe." Kelly atmete einen Moment durch und ich beschloss sie nicht zu unterbrechen.
"Er ist nett, witzig und aufmerksam, aber irgendwie funkts nicht. Kennst du das?" Ich nickte und sie sprach weiter. "Ich verstehe das nicht. Ich war doch so verschossen in ihn. Wieso bin ich es jetzt nicht mehr, wenn er sich endlich für mich interessiert? Jetzt sehe ich ihn viel mehr als einen guten Freund." "Du solltest es ihm sagen. Es könnte schließlich sein, dass er sich Hoffnungen macht, was ich wirklich nicht für ihn hoffe. Dann wäre es natürlich blöd. Aber angenommen, er empfindet auch nicht mehr für dich als Freundschaft und ihr habt euch beide anfangs ein bisschen in euren Gefühlen getäuscht, dann wären die ganzen Sorgen nun umsonst. Ich finde, du solltest so bald wie möglich mit ihm darüber reden, bevor du dir noch den Kopf zerbrichst." Als ich meinen Vortrag beendet hatte, atmete ich einmal tief durch. "Verdammt, scheiß auf diesen Doktor mit seinen Tipps. Du solltest Psychologin werden.", sagte Kelly bewundernd. "Du bist nicht die Erste, die das sagt." "Wer ist denn noch meiner Meinung?" Mein Schweigen war Antwort genug.
***
Zwei Stunden später ist Kelly gegangen. Sie meinte, ich bräuchte noch meine Zeit alleine mit Tyler. Da ich nichts zu erzählen hatte was er sowieso nicht wusste, beschloss ich einfach wieder mit ihm Biologie zu lernen. Wenn Elias wirklich recht hatte und Tyler probiert hatte aufzuwachen, nachdem ich mit Mary über Flynn gesprochen habe, bedeutete das, dass er uns hörte. Dies nutzte ich wieder zu meinem Vorteil, denn das laut lernen half mir, nicht die ganze Zeit über meine ganzen Probleme nachzudenken.
Abends kam Mary noch kurz vorbei und gemeinsam aßen wir auf dem freien Bett zu Abend. Zur Abwechslung hatte sie mal etwas Gesundes vom Supermarkt geholt und nicht wie sonst etwas von irgendeinem Fastfood Restaurant. Anschließend ist sie zu uns nach Hause gegangen, mit dem Versprechen, Christina Grüße von mir auszurichten. Den Abend verbrachte ich wieder damit mit meinem Bruder Biologie zu lernen. Um Mitternacht war ich mit dem gesamten Stoff fertig. "Ich bin stolz auf uns.", sprach ich zu ihm. "Wir haben den ganzen Stoff einmal durchgearbeitet. Du müsstest ihn noch einmal wiederholen, aber ansonsten kann ich dir jetzt schon in zwei deiner Abifächern eine gute Note garantieren." Erschöpft legte ich die Materialien auf den Nachttisch und überprüfte an meinem Handy, ob der Wecker auch wirklich gestellt war. Ich wusste, dass es unnötig sein würde, da ich wegen meiner Albträume sowieso früher aufwachen würde, doch sicher war sicher.
***
Laute Rufe ließen mich aufwachen. "Ja, sofort." "Sie hört nicht auf zu schreien." "...aufwecken..." "...gerade aufgewacht..." Einzelne Sprachfetzen drangen in mein Unterbewusstsein und ich schlug die Augen auf. Im Zimmer waren mehrere Krankenschwestern und auch zwei Ärzte. Verschlafen wischte ich mir über die Augen. In dem einen Moment beugte sich eine dunkle Gestalt über mich und ich zuckte zurück. Ich spürte, wie sich mein rasender Puls noch mehr verschnellerte. Ich hatte offensichtlich wieder einen Albtraum, aber was machten die ganzen Leute hier?
Tyler! schoss es mir durch den Kopf. Ruckartig setzte ich mir auf, sodass ich mit meinem Kopf gegen den den der Person über mir knallte. "Aua. Sorry.", sagte ich verwirrt. Ich spürte warme Hände auf meinen Schultern. "Geht's dir gut?" Es dauerte einen Moment bis ich die Stimme zuordnen konnte. "Natürlich, Elias. Mir geht's gut. Was machen die ganzen Leute hier?" "Bist du dir sicher? Du hast geschrien." Also hatte ich wirklich einen Albtraum. Ein Raunen ging durch die Gruppe, welche etwas entfernt von meinem Bett stand. "Ich hatte einen Albtraum. Sind deshalb also so viele da?" Ich nahm ein Piepsen war, welches ich nicht zuordnen konnte. "Nein, wir sind hier, weil..." "Doktor Banks, wir brauchen Sie kurz hier.", ertönte eine weibliche Stimme auf meiner rechten Seite. Sie war Krankenschwester und stand mit dem zweiten Arzt und zwei weiteren Krankenschwester um das andere Bett.
Sofort ging Elias zum Bett meines Bruders. Ich wollte ihm schon hinter her rennen, doch ich sprang zu schnell aus dem Bett und geriet ins schwanken. Mein Kreislauf war offensichtlich noch nicht ganz so stabil. Schnell eilte mir eine Krankenschwester zur Hilfe und reichte mir ein Glas. "Ich will zu meinem Bruder. Was ist mit ihm?" Doch die Krankenschwester antwortete mir nicht. "Trinken Sie erst etwas." Ich nickte und trank in großen Schlucken das Glas leer, sodass ich zu meinem Bruder konnte. Ich hörte, wie eine kleine Diskussion beim Bett meines Bruders ausbrach. Die Ärzte wurden unruhig.
Schnell eilte ich zu dem Bett meines Bruders und der Anblick, der mich erwartete trieb mir Tränen in die Augen.Mein Bruder, immer noch komplett verkabelt, saß aufrecht im Bett und wirkte sehr wütend. "Tyli.", schluchzte ich erleichtert auf. Als er seinen Spitznamen hörte, suchte er mit seinen Blicken leicht orientierungslos den Raum ab, bis er mich schließlich entdeckte. Er hob langsam die Arme und ich drückte mich an den ganzen Menschen vorbei. Bei ihm angekommen, zog er mich schnell an sich und umarmte mich fest. Das schmerzvolle Stöhnen entging mir dabei keinesfalls. Ich wollte mich lösen, doch er hielt mich weiter fest. Die Erkenntnis ließ mich noch mehr weinen.
Ich hatte meinen Bruder wieder.Da heute der 16.04. ist und Clary somit heute Geburtstag hat, finde ich es passend, heute das Kapitel zu veröffentlichen :)
Nur eine Frage:
Dachtet ihr wirklich, ich würde ihn sterben lassen?

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Badboy's Devil
Roman d'amourPechschwarzee Haare und trotzdem wunderschöne, leuchtende grüne Augen. Das sind die äußerlichen Merkmale von Flynn Black, dem heißesten Badboy der Schule. Alle sind natürlich hin und weg von ihm. Nur Clarissa, die kleine Schwester seines besten Freu...