44 Menschen verändern sich!

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"Was tust du hier Tristan?", fragte ich meinen Ex. Wir waren etwa zwei Monate zusammen, aber das ist schon über ein Jahr her. Im Vergleich zu dem, was ich gerade für Flynn empfinde, hatte ich auf Tristan lediglich einen Crush. "Ich hab dich in der Kantine gesehen und bin dir dann gefolgt. Du sahst aufgewühlt aus.", fragte er besorgt, doch ich kannte ihn gut. Mir musste er nichts vormachen. "Ach tu doch nichts so, als ob es dich irgendwie interessieren würde, wie es mir geht.", schnauzte ich ihn an. Der gefühlvolle Blick wich aus seinem Gesicht und ich sah, wie er seinen Kiefer anspannte. "Immer noch verletzt, dass ich dich verlassen habe?" Er stellte sich auf und da ich mich im sitzen so schutzlos fühlte, erhob ich mich ebenfalls. "Wow, du musst es wohl so vielen erzählt haben, dass du es mittlerweile selbst glaubst. Schon traurig was aus dir geworden ist." Bevor ich hätte ausweichen können, packte er meine Handgelenke und fixierte sie an der Wand neben der Tür und presste mich so dagegen, wie es Flynn anfangs getan hatte. Bei Flynn konnte ich meine Angst gut unterdrücken, doch bei Tristan schien mir das nicht so zu gelingen. Das lag vermutlich auch daran, dass ich gerade zu verwirrt war um alle meine Emotionen zu unterdrücken.

"Wie redest du denn mit mir, Mäuschen?" Das war der Kosename, den er mir gegeben hatte als wir zusammen waren. Ich mochte ihn von Anfang an nicht wirklich, doch in diesem Moment verabscheute ich ihn. "So wie ich will, Schweinchen." Ich wusste, dass dieser Ausdruck in den Kindergarten passte und nicht hier her gehörte, allerdings viel mir in diesem Moment nichts besseres ein. "Schweinchen? Wie süß. Was ist nur aus dem schlagfertigem Mädchen geworden, mit dem ich mal zusammen war?" Er hatte ja keine Ahnung. "Das, dass jede Feier liebte, obwohl sie den Alkohol noch nicht trinken konnte? Das, dass Risiken liebte?" "Du hast ja keine Ahnung.", sprach ich dieses mal meine Gedanken haus. Er zog die Augenbrauen hoch. "Ach ja? Wovon hab ich keine Ahnung?" Er näherte sich meinem Gesicht, sodass unsere Nasen sich fast berührten. Mir fiel es immer schwieriger die Angst zu unterdrücken. Mein Atem ging stockend und meine Augen müssten der Größe von Scheinwerfern Konkurrenz machen. 

"Erzähls mir.", wisperte er an meine Lippen. Ich wandte mich unter ihm und probierte mich aus seinen Griffen zu lösen, doch diese waren eisern. Als ich mein Knie hochziehen wollte, so wie ich es bei Flynn getan hatte, reagierte er wieder einmal sehr schnell und stellte sich zwischen meine Beine, sodass ich ihm jetzt vollkommen ausgeliefert war. Wer dieses Gefühl nicht kannte, dem würde ich es auch nicht wünschen. Die Unbeholfenheit schürte meine Angst weiter, sodass ich kurz vor einer Panikattacke war. Meine Hände wurden schwitzig und mein Brustkorb hob und senkte sich immer unregelmäßiger, aber schneller. Er zog meine Hände höher, sodass er sie nur noch mit einer Hand über meinem Kopf fixieren konnte. Mit der anderen Hand wanderte er immer tiefer bis zum Saum meines Oberteils. "Wieso hast du so Angst vor allem was Aufmerksamkeit bedeutet? Und wieso hast du sie jetzt? Die Angst. Wovon habe ich keine Ahnung?" 

Seine Lippen waren nur noch ein Zentimeter von meinen entfernt und als seine Hand meine Haut berührte, gab es einen Kurzschluss. "Du willst wissen warum? Warum ich so reagiere wie ich  reagiere?" Anfangs war meine Stimme noch unsicher und leise, doch mit jedem Wort wurde sie lauter, weshalb sie nun einem schreien galt. Das womöglich noch andere auf dem Gang uns hörten, vergaß ich für diesen Moment. "Das liegt daran, dass ich an dem Tag als ich mit dir schlussgemacht habe, fast vergewaltigt wurde." Mit dem Adrenalin im Blut riss ich mich von ihm los, doch dies war sowieso einfacher, denn er wirkte wie zur Salzsäule erstarrt. "Ich...", begann er, doch dieses mal kam ich ihm zuvor. Ich verpasste ihm eine satte Ohrfeige, wovon er sicherlich noch morgen einen Abdruck haben würde. Das interessierte mich aber nicht.

Ich schob ihn zur Seite und trat in den Gang, welcher unnormal leise war. Alle starrten mich an und mit einem Mal überfiel mich die Realität wie eine kalte Dusche. Jeder konnte gerade zuhören. Jeder. Jeder! Und spätestens morgen wusste es die gesamte Schule. Ungewollt kamen mir die Tränen auf. Ich blickte den Gang entlang und entdeckte meine Freunde dort stehen. Kiki, Emily, Spencer, Kewin und Jake. Sogar Flynn stand dort und schaute mich mitleidig an. Der Schock war ihnen deutlich anzusehen. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Er wollte auf mich zukommen, doch ich schüttelte den Kopf. Die Tränen vermehrten sich und ohne dass ich es gemerkt hatte, tauchten Tyler und Kelly neben mir auf. Die einzigen die davon wussten und es für sich behielten, die schienen mich nun auch nicht im Stich zulassen. Ohne lange zu zögern schnappten sie sich jeweils einen Arm von mir und zogen mich Richtung Ausgang. 

Badboy's DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt