45 Tag der Beichten

10.3K 308 34
                                    

Ich entschied mich für Ablenkung, was dazu führte, dass wir schon beinahe eine halbe Stunde über alles sprachen, bis auf den heutigen Tag. "Sag mal, ist Kiki eigentlich dein richtiger Name?" Kiki seufzte. "Nein, so haben mich meine Eltern früher immer genannt und wegen meinem Ruf... du weißt schon. Des klang irgendwie süßer und ich weiß auch nicht... unschuldiger?" "Und wie heißt du wirklich?", fragte ich vorsichtig nach. "Kiara." "Na dann, freut mich dich endlich mal kennenzulernen, Kiara." Belustigt griff sie meine Hand, welche ich ihr hinhielt, und schüttelte sie. "Irgendwie scheints mir so, als ob heute der Tag der Beichten wäre." "Na wenn das so ist." Sie setzte sich in den Schneidersitz und plötzlich wirkte die Stimmung bedrückt. 

"Weißt du, du kannst dich eigentlich ziemlich glücklich schätzen. Ich war auch an deiner Stelle vor zwei Jahren. Ich weiß nicht wie es bei dir ablief, aber ich habe mich damals in einen Club ab 16 reingeschlichen und musste mit einer schlimmen Art und Weise bezahlen." Ich sah, wie ihre Augen wässrig wurden. Nachdem ich mich auch in den Schneidersitz gesetzt hatte, nahm ich ihre Hände in meine. "Du meinst...?" Ich wollte es nicht aussprechen, doch brauchte ich auch gar nicht. Sie schien es auch ohne Worte zu verstehen. "Ja. Es war der Barkeeper. Er verlangte dummerweise nochmal meinen Ausweis und entdeckte somit, dass er gefälscht war. Er hätte die Bullen rufen können, außer..." Sie stockte. Ich spürte wie eine Träne auf unsere verschränkten Hände tropfte. "Damals hatte ich niemanden und jetzt auch nicht. Nur Tina, aber die kann ich nicht als Freundin zählen. Sie hat mich irgendwann so sehr genervt, dass ich es einfach zugelassen habe, dass sie in meinem Leben ist. Das ist ziemlich schwierig zu beschreiben, auf jeden Fall kann man das, was wir haben, nicht Freundschaft nennen." 

"Um wen geht's?" Kiki und ich schrien kurz auf. Emily war unbemerkt in mein Zimmer getreten und hinter ihnen entdeckte ich den Rest meiner Truppe, also Spencer und Kelly. "Tina.", sagten wir im Chor. Kelly schob sich an Emily vorbei und musterte uns. "Was ist denn hier los?" "Viel?", es klang mehr wie eine Frage, doch ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen können. Ob Kiki ihre Geschichte erzählen wollte, musste sie entscheiden. Sie drückte noch einmal meine Hände, bevor sie sich erhob und zur Tür ging. "Ich glaube wir lassen sie mal eine Weile allein."

***

Aus der Weile wurde eine Stunde und aus der Stunde schließlich drei. Doch ich war ihnen keinesfalls böse oder so. Ich genoss die ruhige Zeit und als ich mich bereit fühlte, beschloss ich endlich runter zu gehen. Dort warteten bereits Tyler und Mary. Als sie mich hörten fuhren sie erschrocken auseinander. "Ich weiß es doch, schon vergessen?" Erleichtert stießen sie die Luft aus. "Wisst ihr immer noch nicht, wann ihr es ihnen sagen wollt? Ich meine, was ist denn groß dabei? Sie werden Mary bestimmt nicht rausschmeißen." "Du hast einfach keine Ahnung von Beziehungen, Schwesterherz. Wir wollen einfach noch warten und sicher gehen, dass es funktioniert." "Doch, ich hab eine Ahnung." Und zwar mehr als du denkst. Schließlich war es mit Flynn nicht anders. 

"Wie geht es dir?", fragte Mary besorgt. "Tyler hat mir alles erzählt. Ich hoffe du bist ihm nicht böse." Ich schüttelte den Kopf. "Ehrlich gesagt geht's mir deutlich besser als vor einem Jahr. Ich hätte es wirklich bevorzugt, wenn es unter mir und meinen Freunden geblieben wäre, aber was soll man machen?" Mein Blick glitt gedankenverloren durch den Raum. "Ich hoffe einfach nur, dass sich nicht zu viel verändert. Ich will gerade einfach nicht komplett im Mittelpunkt stehen. Die mittleidigen Blicke... Was helfen die denn?" Traurig schaute ich zu Mary, welche meinen Blick erwiderte. "Was sie aber nicht werden, ist, sich über dich lustig machen. Dafür werde ich sorgen." "Ach ja, und wie?", fragte ich interessiert. "Wenn sie es wagen, dann komm ich höchstpersönlich vorbei und trete ihnen gewaltig in den Arsch." Belustigt hob ich eine Augenbraue. Meinem Bruder schien es nicht viel anders zu gehen. "Du? Du kleine Ein-Meter-sechzig Wurst willst unseren Jungs in den Arsch treten? Ich bin dir doch schon alleine zu viel." "Wenn es um dein Ego geht, dann ja." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Mein Ego? Ja?" Sie nickte trotzig. "Na warte." Sie kreischte auf, als er sie packte und über seine Schulter schmiss.

Genau in dem Moment kam meine Mutter rein und blieb wie versteinert stehen. "Was geht denn hier ab?" Meine Mutter musterte uns drei. Tyler lies Mary runter, welche sich schnell ihr Oberteil glatt strich.  "Ohoh.", murmelte ich und begab mich aufs Sofa. Der perfekte Ort um nicht direkt dabei zu sein, aber man bekommt trotzdem alles mit.   

Zu meiner Enttäuschung wurde es nur halb so spannend wie ich dachte. Meine Mum freute sich unfassbar, dass mein Bruder seine Fuckboyzeit hinter sich hatte. Die Frage ist, wer nicht? Mein Dad anscheinend. "Was? Wir werden also nie mehr jedes Wochenende eine neue Frau entdecken, die sich wieder mit verwuschelten Haaren die Treppe runtersaust?", fragte er empört. "Das, ich..." "Ich mach doch nur Spaß mein Junge. Endlich bist du zur Vernunft gekommen. Du bist früher dran als ich es damals war." Meine Mutter seufzte, als mein Vater Tyler stolz auf die Schulter klopfte. "Ja, leider. Euer Vater hat leider erst mit 21 Jahren verstanden, dass es im Leben mehr als nur Sex und Kohle gibt." "Das einzige was ich dazu gelernt habe, war, dass man das alles auch nur mit einer Frau haben kann und sich nicht jede Nacht eine neue suchen muss."  "Dad!", riefen mein Bruder und ich empört und von unserer Mutter bekam er einen Klaps auf den Hinterkopf. Ihre alten Geschichten wollte wir auf keinen Fall hören.

"Ich bin wieder oben und mach was für die Schule." Schnell stand ich auf, damit meine Eltern gar nicht auf die Idee kamen, warum ich so fertig aussah. "Du siehst blass aus, Clary.", sagte Mary, weshalb ich ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. Was zum Teufel war ihr Ziel? Etwa dass meine Eltern mein leicht verheultes Gesicht sahen und nachfragen, ob alles in Ordnung ist? Ich war mir nicht sicher, ob ich da ein neutrales Gesicht aufrecht halten könnte.
"Bekommst du die Grippe? Ich glaube ich bring dir das Essen hoch und du kannst es dir währenddessen bisschen gemütlich machen.", redete sie unbeirrt weiter und erzielte damit den gewünschten Effekt. Besorgt wandten sich meine Eltern zu mir. "Wenn du dich nicht so wohl fühlst, dann machst du natürlich nichts für die Schule und kannst auch morgen zuhause bleiben." "Meiner Meinung nach übertreibst du es sowieso mit dem Lernen.", stimmt mein Vater meiner Mutter zu. Ich nicke nur und wollte mich grade bedanken, als das Handy meiner Mutter klingelte. Nach einem kurzen, genervten Blick entschuldigte sie sich und ging zur Haustür. Im Türrahmen verabschiedete sie sich nur noch mit einem "Wartet nicht auf mich."

Auch mein Dad schaute auf sein Handy und begann schnell irgendeine Nummer zu tippen, um wild gestikulierend die Treppe hoch zu seinem Büro zu laufen. Das war eindeutig der Nachteil daran, dass beide Eltern so erfolgreich in ihren Jobs waren. Wär Ich Einzelkind, würde ich mich hier im Haus verdammt einsam fühlen, aber zum Glück hatte ich Tyler und auch Mary. Wie aus dem Nichts schoss ein weißer Wollknäul auf mich zu und sprang an mir hoch. Durch das Gewicht flog ich wieder aufs Sofa, von dem ich mich erst vor eine halbe Minute erhoben hatte. Coco schien das als Zeichen zu sehen und sprang auf meinen Schoß, um mir begeistert das Gesicht abzuschlecken. "So wies aussieht geh ich doch nicht nach oben.", sage ich und muss tatsächlich schmunzeln. "Wenn du willst, können wir zwei das auch übernehmen.", kommt mir Tyler entgegen, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich glaub ein bisschen frische Luft tut mir gut." Bevor die zwei noch etwas einwenden könnten, schnappte ich mir meine Jacke und die Leine für Coco und flitzte aus dem Haus.


Hättet ihr das von Kiki (oder mittlerweile Kiara) erwartet? Also zum einen das mit der Vergewaltigung, aber ich meine auch ihre Ehrlichkeit.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt, wieder feste Updatetage festzulegen. Was haltet ihr davon? Soll ich lieber weiterhin frei Kapitel hochladen (was auch bedeuten könnte, dass es viele Updates gibt) oder lieber regelmäßige Updates?

Wenn ihr für festgelegte Tage seit, welche wären das?

Wir lesen uns xo

Badboy's DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt