Den ganzen Tag über hielt ich die Augen offen, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht irrte. Darauf angesprochen hatte ich bisher noch niemanden. Es ist Mittag und ich bin auf dem Weg zur Kantine, als mich ein unbekanntes Mädchen ansprach. "Hey, Clary." "Äh, hey. Sorry aber kennen wir uns?", fragte ich unsicher, da ich es nicht gewohnt war, von fremden Menschen angesprochen zu werden. Auch sie war sich unsicher, das erkannte ich daran, wie sie mit einer ihrer dunklen Haarsträhnen spielte. Ihre blauen Augen wurden perfekt von ihrem dunkelblauen Rollkragenpulli betont. Der Kontrast von ihren Haaren und den Augen war wunderschön.
"Ja. Das heißt Nein. Nicht persönlich.", stotterte sie. "Ich weiß nicht ob das unangebracht kommt, aber ich freue mich, zu wissen, dass ich nicht allein bin." Allein womit? "Und das mit Kiki hätte ich auch nicht erwartet. Sie scheint eine echt gute Freundin von dir zu sein, wenn sie so etwas nur für dich tut. Dabei kam sie sonst immer so eingebildet und oberflächlich rüber. Aber..." "Tut mir leid, aber ich weiß echt nicht wovon du sprichst. Ich muss jetzt los.", unterbrach ich sie, verwirrt über das was sie gesagt hatte. Das 15-jährige Mädchen vor mir wich einen Schritt zurück. Es schien fast so, als ob sie Angst vor mir hätte. Sie wirkte von Anfang an schon unsicher, doch jetzt sah sie mich verletzlich und entblößt an. Bis zu diesem Moment wusste ich nicht, wie viel Emotionen ein Mensch allein durch seine Augen und sein Gesicht vermitteln konnte. Bevor ich mich für meine leicht fiesen Ton entschuldigen konnte, drehte sie sich blitzschnell um und verschwand in der Kantine.
Stirnrunzelnd blickte ich ihr hinterher. Als mein Magen knurrte, beschloss ich erst einmal etwas zu essen, bevor ich mir weiterhin den Kopf über das alles zerbrechen würde. Vielleicht konnte mir Kiara mehr erzählen, von dem was sie angeblich für mich getan hatte. An meinem Tisch angekommen, entdeckte ich, dass ein zweiter Tisch an unseren ursprünglichen Tisch gezogen wurde, sodass mein Bruder mit seinen Freunden auch noch Platz aus. Mit einem zufriedenen Seufzen ließ ich mich gegenüber von Kiara und zwischen Kelly und Flynn nieder, da der Rest schon besetzt war. Die Neugier nagte so sehr an mir, dass ich es nicht mehr aushielt.
"Kiara, was hast du getan?" Erschrocken zuckte Besagte bei meinem harschen Ton zusammen. "Tut mir leid, das sollte nicht so fies rüberkommen. Ich bin nur mit meinen Nerven am Ende und dass mich ein wildfremdes Mädchen auf dem Flur angesprochen und mit vollkommen Rätseln vollgelabert hat, machte es auch nicht gerade besser." Leicht frustriert belud ich mein Gabel mit Essen und steckte sie mir in den Mund. "Also?", fragte ich ein weiteres Mal nach, nachdem ich alles runtergeschluckt hatte. "Diese Pullis", ergriff Kewin das Wort, welcher neben Kiara saß. "Vielleicht hast du bereits bemerkt, dass das heute ein paar mehr Leute tragen als sonst." Da ich ihn nicht unterbrechen wollte, nickte ich nur. "Wir wussten nicht, wie unsere Schulkameraden mit dem Thema Vergewaltigung umgehen würden und haben überlegt, wie wir das Gerede über dich irgendwie einschränken könnten. Letzten Endes kam Kiara auf die raffinierte Idee."
Er schaute sich ein bisschen in der Kantine um, während er gedankenverloren seinen Kragen richtete. "Naja, so raffiniert war die Idee auch nicht. Ich wollte dir unbedingt helfen und ich wusste nicht wie ich dir helfen sollte, außer dir zu zeigen, dass du nicht die Einzige bist, der so etwas widerfahren ist." Bei Kiaras Worten blickte ich vorsichtshalber zu meinen Freunden, ob sie die Worte mitbekommen hatten. Normalerweise war Kiara nicht so offen, schließlich hatte sie es auch einiges an Überwindung gekostet, mir ihre Vergangenheit zu offenbaren. "Keine Sorge, sie wissen es schon. Und nicht nur sie. Was denkst du denn, wofür diese Pullis gut sind?" Nun zupfte auch Kiara ihren Kragen zurecht. Ich hörte beinahe wie die Räder in meinem Kopf arbeiteten und alle Puzzleteile zusammenfügten. "Auf jeden Fall nicht um gut auszusehen." Da machte es klick.
"Heißt das, dass alle die einen Pulli mit Kragen tragen, etwa was? Vergewaltigt worden sind?", fragte ich unsicher und wurde am Schluss immer leiser. "Nicht ganz. Es geht dabei um jegliche sexuelle Belästigung. Ich habe letzte Woche einen Aufruf an die Schüler von unserer Schule in meiner Instagram Story gemacht, dass alle sich trauen sollten, es zu zeigen, denn sie sind nicht alleine. Ich habe dich und mich als Beispiel genommen, das schien den Leute etwas von der Unsicherheit zu nehmen. Ich meine, schau dich um. Es hat offensichtlich etwas gebracht." Ich schaute mich um und erst jetzt viel mir auf, wer genau so einen Pullover trug. Und das waren nicht nur Mädchen, sondern auch Jungs. "Sie hätte mir vielleicht etwas früher von ihrem Einfall erzählen sollen. Es war verdammt schwierig noch so verspätet solch einen Pullover zu finden, welcher nicht komplett nach Opa schrie.", beschwerte sich Kewin, was meine Aufmerksamkeit auf ihn zog.
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Badboy's Devil
RomancePechschwarzee Haare und trotzdem wunderschöne, leuchtende grüne Augen. Das sind die äußerlichen Merkmale von Flynn Black, dem heißesten Badboy der Schule. Alle sind natürlich hin und weg von ihm. Nur Clarissa, die kleine Schwester seines besten Freu...