10 . . . qualvolle narben

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Die Funken in mir springen an und entfachen eine Flamme, die so groß ist wie das Lagerfeuer vor uns. Für wen hält er sich? Es sollte hier um unser Katz- und Mausspiel gehen, dass er mir hinter jagt wie Tom Jerry. Er hat sowas von kein Recht, sich einfach freizunehmen und sich etwas durch die Nase zu ziehen! Sand rieselt in meine Schuhe, was mir das aufgewühlte Stampfen nur noch schwerer macht. Wie kam er überhaupt auf diesen dummen Gedanken, etwas zu nehmen?

»Nevio!«, rufe ich ihn. Einige der jungen Leute mit den bunten Hemden und Kleidern drehen sich in meine Richtung. Alle, außer Savio.

Mit ihren roten Bechern in den Händen prosten sie mir zu, heißen mich auf ihrer Party willkommen. Es riecht nach vollgeschwitzt Idioten, billigen Fusel und etwas Salz, was wie gewohnt in der Luft hängt. Was es auch ist, was von dem allen so stinkt - meine Aufmerksamkeit gebührt ganz alleine Savio.

Versucht aufzustehen, erhebt sich Savio mit zittrigen knien; muss sich an einer jungen Frau abstützen, weil ihm das nötige Gleichgewicht fehlt, um auf eigenen Beinen zu stehen. Ich würde am liebsten ausholen und ihn in die Kniekehle treten, damit er seinen eben erst gefundenen Halt wieder verliert. Dieser Idiot, nimmt nicht einmal wahr, in was für einer Situation er sich gerade befindet!

Über diesen Fauxpas amüsiert, hallt sein Lachen durch die von einen starken Bass getragenen Nacht. Der jungen Frau, die nur einen weißen Bikini trägt, haut er auf die Schulter. Gemeinsam fallen sie ins schallende Gelächter und ich schwöre bei irgendeiner der unzähligen Götter, ich werde dieses Mädel fertig machen, wenn sie an seinem Konsum schuld ist!

»Verdammt nochmal, badboy!«, schreie ich jetzt lauter. Einige der Leute vor mir, weichen einen holprigen Schritt zur Seite, sodass ich die letzten Meter, die Savio und mich trennen, vernichten kann.

Man könnte vermuten, sein weißes Hemd hat schon des Öfteren Gesellschaft mit dem Sand geschlossen. Die Knöpfe seines Hemdes sind in unregelmäßigen Abständen geöffnet, sodass der Stoff wirr über seine Schulter hängt. Man könnte meinen, seine muskulöse Brust ist das Päckchen, was vom Hemd gerade noch zusammengehalten wird.

Wie zugedröhnt ist er denn, dass er nicht einmal meinen Ruf ausmachen kann? Vollkommen orientierungslos guckt er an mir vorbei, übersieht mich. Dieser Vollpfosten! Meine Lippen trennen sich voneinander und ich möchte ihn ein weiteres Mal anbrüllen, als ich meine Wut und ein etwas Frust, runterschlucken muss.

Scheiße, was ist das denn? Seine ganzen Augen sind rabenschwarz, scheinen von seiner ganzen Pupille eingenommen. Man könnte meinen, er habe den Himmel verschluckt und sei nun von seiner Dunkelheit eingenommen. Denn wie diese Nacht, sind seine Augen so bedeckt, dass man kein leuchten Ausmachen kann – weder der Sterne, noch der Lichtquelle des Lagerfeuers.

Ein unangenehmer Schauer jagt mir die Wirbelsäule hinunter, den ich kaum wahrnehmen kann, zu sehr verliere ich mich in seinen Augen. Immer noch stehe ich mit offnen Mund vor ihm und kann ihn einfach nicht schließen. Mit meiner Zunge befeuchte ich meine Lippen, die trocken wie Asche sind.

Irritiert, dass niemand anderes den Zustand von Savio bemerkt, schaue ich mich im feiernden Kreis um. Einige tragen ihre Sonnenbrillen und halten ihre Becher in die Höhe, während sie zum Rhythmus der Musik tanzen. Andere unterhalten sich angeregt und reichen weitere Tütchen und Phiolen weiter. Besonders die Phiolen haben mein Interesse geweckt.

»Was zur Hölle habt ihr mit ihm angestellt?«, fauche ich die junge Frau an, die zuvor noch als Savios Stütze diente.

Ihr grässliches Lachen verstummt und sie starrt mich stumm aus ihren schwarzen Augen an. Einige male blinzelt sie, ehe sie wieder zu kichern beginnt. Nicht mit mir! Dir werde ich verdammt nochmal deine blondierten Haare rausreißen und dafür sorgen, dass du ...

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