epilogo

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Zu Beginn sprach ich davon, dass ich vom Leben gezeichnet sei – ohne jegliche Farbe. Jetzt kann ich mit dieser Aussage nichts mehr anfangen. Mögen es die buntesten Gefühle sein, die ich auf meiner Zunge schmecke, sobald ich sie küsse oder die leidenschaftlichsten Farben sein, wenn ich sie spüre: Unsere Liebe macht mein Leben bunt.

»Wow«, entkommt es der junge Frau neben mir. Große, grüne Augen verfolgen das Geschehen auf meinem Brustkorb; wie die Nadel mit dem intensiven Farbstoff unter meine Haut geht.

»Meiner Meinung nach einer der schönsten Farbtöne, den man wählen kann«, meint mein Tätowierer. Hm? Meine Braue wandert in die Höhe. Hat dieser Typ gerade ohne Scheu vor mir mit meiner Freundin geflirtet?

»Ich weiß«, erwidert Karoline selbstsicher. Ihre Finger finden sich in einer kupferroten Haarsträhne von ihr wieder. »Die Auswahl kam ja auch von mir.«

»Ich habe mich dazu entschieden«, korrigiere ich sie. Und ich werde es nie bereuen, bin ich festentschlossen, als sich unsere Blicke begegnen.

Mit den feurigroten Schattierungen auf meiner Haut habe ich nicht nur meine Liebe zu Karoline verewigt: Durch die Farbe fühle ich mich gefunden. Meine Freude, mein Vertrauen zu mir selbst, meine Willenskraft, mein Durchhaltevermögen, mein Lachen ... Karoline hat dafür gesorgt, dass ich mich gefunden habe.

Meine Prima-Donna wurde zu meiner einzigen Sucht.

Wie Amors Bogen biegen sich ihre samtigen Lippen, dessen Geschmack mich für meine neuste Abhängigkeit sorgt. »Dabei waren die Glitzerfarben auch echt chic.«

Ein freies, ungezwungen Lachen dringt tief aus meinem Brustkorb, der durch die gestochenen Nadeln vibriert. Diesen ganzen Glitzer habe ich kaum abwaschen können, erinnere mich breitgrinsend.

Vorsichtig nehme ich ihr Haar zwischen meine Fingerkuppen, vergleiche es mit dem Farbton, der ohne jeglichen Schmerz unter meine Haut geht. »Jacob?«

»Ja?« Der Mann, mit dem drei Millimeter rasiertem Haar, was blond gefärbt wurde, lässt mit der Nadel von mir ab.

»Welche Farbe beschreibt dein Leben?«

Irritiert von meiner Frage, runzelt er die Stirn. Durch die tiefen Furchen wölbt sich auf das Mandala, wo die schwarze Tinte ihren Anfang auf seiner Schläfe gefunden hat. »Ich glaube, blau. Wieso?«

Weiter begutachte ich das nach fliederriechende Haar von Karoline, mustere die Wellen bis hinauf zum Scheitel. Einige Härchen kräuseln sich auf ihrer Stirn, was ihre natürliche Schönheit unterstreicht.

»Meine ist Karoline-rot«, erfinde ich die Farbe, in der mein Leben leuchtet.

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