29 . . . giftgrün

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Giftgrün.

Eine beißende Farbe, die so falsch aussieht, wie sich diese ganze Sache hier anfühlt. Okay, ich sehe ein, dass Savio sich verpflichtet fühlt, sich diesen Arschlöchern und ihren erbärmlichen Willen zu fügen, aber ... es fühlt sich mehr als falsch an. Nein, es fühlt sich grausam an. Ihm dabei zuzusehen, wie er unter diesen Wagen kriecht und noch für diese Wichser dran arbeitet, lässt mich jedes Mal auf neue die Zähne aufeinanderbeißen – und ich bin mir sicher: Wenn es so weiter geht, werde ich bald ein neues Gebiss brauchen.

»Bist du schon weiter gekommen?«

Eher unverständlich dringt Savios Frage unterm Wagen, bis hinauf zu mir hoch. Mit dem Rollbrett unter dem Rücken kriecht er unterm Auto hervor. »Und?«

Mit meiner Unterlippe zwischen den Zähnen betrachte ich starr mein Meisterwerk auf dem Bildschirm von Savios Sicherheitslaptop. »Gib mir noch ein paar Minuten und ich bin ferig«, lasse ich ihn an meiner Arbeit teilhaben. »Dann können wir die erste Testrunde drehen.«

Ein kurzes Nicken seinerseits und verschwindet wieder unter dem Wagen. Keine Ahnung was er macht, doch ich es ist mit Sicherheit genauso sinnvoll wie seine Idee zu unserem Schutz: Ein Programm, was dafür sorgt, dass jegliche Kameras und Videoaufnahmen gestört werden, wenn wir uns in einem Umfeld von etwas zwei Meilen befinden. Damit brauchen wir dem Chief keine Rechenschaft schulden, denn mit diesem kleinen Wunderprogramm, was ich gerade auf dem Eigentum des NYPDs entwickle, dribbeln wir deren ganzes System aus.

Meine Finger fliegen über die harten Tasten des Laptops, die immer wieder harten Widerstand leisten, sobald ich sie drücke. Man könnte glatt meinen, der Laptop selbst ist gegen mich. Tja, macht mein zu stolzes Unterbewusstsein, selbst der Laptop kann unser Geschick nicht stoppen. Zwar habe ich schon gestern dran gesessen, um den Laptop indirekt von den Netzwerken des NYPDs zu trennen, damit wir uns in einem Geist-Modus befinden, um unsere Angelegenheiten zu klären, derweil das NYPD nichts anderes als die übliche Aktivität ihres Eigentums sehen: nämlich keine.

»Oka-ey«, ziehe ich das Wort einige Sekunden in die Länge, bis ich den letzten Befehl ausgeschrieben und der Laptop ihn übernommen hat. Ein Feuerwerk von Freude schießt durch meinen Körper und lässt mich leise jubeln, als mein Terminal grün aufleuchtet.

Enabled – aktiviert und bereit für die Anwendung.

»Wie sieht's bei dir aus?«, forsche ich nach. Den Laptop stöpsle ich vom Ladekabel ab und trage ihn zum Auto. Wie könnte ich es mir nehmen lassen, Savio mein Werk zu präsentieren.

»Habe eben nochmal alles abgecheckt«, gibt er an; den Dreck von seinem blauen Jumpsuit klopfend. Dabei rieselt noch etwas Dreck von seinen dunklen Haaren auf den matten Betonboden von Domenicos Werkstatt. Die Ringleuchten erfüllen selbst zur späten Stunde die Werkhalle im hellsten Schein, und lassen es sich nicht nehmen, jeden dunklen Fleck auf Savios Kleidung zur Geltung zu bringen.

Den Kampf mit den Ärmeln gewinnt er, nachdem er den Reißverschluss seines Jumpsuits weiter nach unten gezogen hat und sich vollkommen aus den Stofffetzen ziehen kann. Locker baumeln sie an seiner Hüfte herunter, erscheinen einem gar nicht mehr so interessant, wenn man sich das weiße, durch sein Schweiß fast transparente Unterhemd ansieht. Gott, ich würde am liebsten meine Hände über jegliche Muskelgruppen streichen lassen, an denen das Unterhemd klebt.

»Die Sensoren sind fest, dürften sich selbst im Flug nicht lösen«, erklärt er. »Das Programm ist einsatzbereit?«

Wow! Diese muskulösen Arme rauben mir die Sprache, als Savio sich den Dreck am Unterhemd abwischt und sich der Bizeps automatisch anspannt. Habe ich schon mal erwähnt, wie gerne ich ihn anfassen würd? Meine Hände kribbeln und wollen überall gleichzeitig seinen Körper berühren.

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