2 . . . wiedersehen macht freude

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Mein Blut rauscht wie ein Fernseher ohne Satellitenempfang in meinem Ohr, während mir mein Herz brutal gegen die Brust hämmert. Dennoch fühle ich mich in diesem Moment wie gefangen, kann es nicht einmal zu Stande bringen, mit der Wimper zu zucken.

Er steht direkt vor mir.

Etwas Kleines, Kratzbürstiges in mir versucht zu glauben, dass ich noch träume und schlummernd auf der Rückbank des Leihwagens liege. Dass der Mechaniker in meinem Hirngespinst auftauchen würde, wäre gar nicht mal so unrealistisch, denn in der Nacht verarbeitetet man die Geschehnisse des Tages und nachdem wir erwischt wurden, ehe es überhaupt zum Quickie kommen konnte, kreist der rationale Teil meines Kopfes immer wieder um die Erinnerung an den Möchtegern Badboy. Mich hat der ungestillte Hunger vollkommen in den Wahnsinn getrieben, was man hätte verhindern können, hätte er schneller gemacht und wäre sein Schwanz früher in mich eingedrungen.

Doch es ist kein Traum.

Ich bin verdammt nochmal hellwach und der Mechaniker traut sich tatsächlich, vor mir zu stehen und unverschämt breit zu grinsen. Der unbefriedigte Frust strömt mir durch die Adern, weswegen ich mir auf das Innere meiner Wange beißen muss, um die Schimpftiraden brav herunterzuschlucken.

»Veritas, wenn ich vorstellen darf«, reißt mich der Chief aus meinen Gedanken. Vage deutet Perez auf die muskulöse Gestalt neben sich.

Im Gegensatz zu gestern hat der Mechaniker eindeutig mehr an, was nicht bedeutet, dass er gerade weniger sexy ... Regenbogen, Einhörner, Penisse, Regenbogen, Einhörner, Penisse, Regenbogen ...

»Marshal Ballini wird für Ihren Schutz sorgen«, erklärt der Chief. Meine Aufmerksamkeit gebührt immer noch dem muskulösen Körper in der dunklen Uniform, während mich mein Unterbewusstsein immer noch mit denselben Parolen anschreit. Regenbogen, Einhörner ...

Die enganliegende Cargohose ist genauso mitternachtsschwarz wie das Shirt, was Marshal Ballini in seine Hose gesteckt hat. Ich würde wetten, dass man die Höhen und Tiefer seiner Muskeltäler durch den eng anliegenden Stoff des Shirts erkennen könnte, nur macht mir die Sicherheitsweste einen Strich durch meine Phantasien. Die schwarze Weste mit den Munitionstaschen an den Seiten und den Klettstreifen mit der Aufschrift US MARSHAL auf den Brustkorb, wirkt sich ungewöhnlich auf mich aus. Vor allem die Handschellen, die an seiner Hüfte baumeln, wecken besonderes Interesse in mir.

Mein Blick schweift von den Stahlkappenschuhen erneut zur Weste, dessen Klettstreifen mit einem reißenden Laut abgezogen und der Reißverschluss runtergezogen wird. Ich weiß, dass ich aufgeschmissen bin, wenn ich meinen Blick nicht von ihn nehme, doch das ist mir egal. Es wäre gelogen, wenn ich leugnen würde, dass ich mich nicht angezogen von ihm fühle – natürlich nur im sexuellen Sinne.

Die schwarze Tintenkunst ziert seine Arme bis unters Shirt, und durch gestern weiß ich ganz genau, dass die Tattoos ihren Weg noch weiter unter dem Shirt fortführen – erst kurz vor seinem Schambereich verblassen. Verdammt, jemanden wie ihn noch eine Uniform zu verpassen sollte verboten werden! Vor allem, weil jede Frau eine Schwäche für Kerle mit Uniformen übrig hat und darunter zähle leider Gottes auch ich, wobei ich mir auch eine Frau ziemlich sexy mit Schutzweste vorstelle.

Erneut ist es Chief Perez, welcher mich aus der Trance reißt.

»Ebenso wird Marshal Ballini dafür sorgen, dass Sie sich an die Abmachung halten und keinen Fehltritt in jeglicher Weise gehen.« Es ist pure Absicht, dass Perez das Wort ›Abmachung‹ und ›Fehltritt‹ in die Länge zieht. Keine Ahnung wieso, denn ich leiste mir nie einen Fehltritt.

Unschuldiger denn je lächle ich Chief Perez an, sodass ich spüre, wie sich meine Wangen versteifen. »Sir, wir haben uns auf einen Personenschützer und keinen Babysitter geeinigt.«

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