11 . . . savio ballini

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Nichts. Wieso finde ich denn nichts über den berüchtigten Savio Ballini? Es müsste eigentlich schon reichen, dass er ein Ballini ist, und trotzdem ist der Eintrag in seiner Akte leer. Es gibt nicht einmal eine Akte. Jedenfalls keine, die auf meinem geliebten Marshal zutrifft. Ich forsche schon seit längerem meine Mitmenschen aus, indem ich ihre Akte lese. Das ich ausgerechnet bei ihm, genauso wie beim Chief meine Menschenkentnisse spielen lassen wollte, stellt sich jetzt als Fehler heraus. Ein ziemlich großer Fehler.

»Morgen.«

Die schlaftrunkene Stimme sorgt dafür, dass ich ein Kribbeln von den Sohlen bis zum Kopf verspüre. Vollkommen energielos geht er die letzten Stufen hinunter, fährt sich mit seiner Hand durch seinen Nacken. Wahrscheinlich ist er so streif, weil ich ihn einige Kissen untergeschoben habe. Der Nacken – versteht sich wohl.

»Guten Morgen, badboy.«

Er sieht aus wie aufgegessen und ausgespuckt. Die krumme Haltung, die Haare die vom Kopf abstehen und die roten Säcke unter seinen Augen sind ein Souvenir vom gestrigen Abend. Dabei spüre ich, wie ich erleichtert die Luft aus den Wangen puste, als ich erkenne, dass seine normale Augenfarbe zurückgekommen ist und er nicht mehr dieses beschissene Lösungsmittel in den Augen hat.

»Wegen gestern ...« Die Bemühung steht im ins Gesicht geschrieben, genauso wie der Scham, der sich in seine Wangen frisst. Es ist ihm sichtlich unangenehm und obwohl er selber schuld hat, fühle ich mich so komisch, ihn so zu sehen. Leuchte nennen das Mitgefühl, stochert mich mein Unterbewusstsein an. Natürlich. Mitgefühl ist wahrscheinlich das Letzte, was ich ihm gegenüber verkörpern würde.

»Ich habe Frühstück gemacht«, wechsle ich das Thema und deute mit meinen Daumen hinter mir auf die Küchenzeile. Toast und eine ganze Packung Eier. Dass die Küche noch steht, ist ein Wunder. Ein verdammtes Wunder! 

»Gott«, stöhnt Savio. »Ich könnte den ganzen Kühlschrank verschlingen. Hat mein Magen die ganze Nacht geknurrt und dich nicht schlafen lassen, dass du freiwillig gekocht hast?«

Ich zucke salopp mit den Schultern. Erstens habe ich die Nacht kein Auge zu gemacht, weil jemand da sein musste, nicht, weil ich wollte. Und zweitens: Weil es eine typische Nachwirkung vom Konsum, für einen Drogenabhängigen ist? Mir fallen noch weitere Gründe ein, doch ich muss mir auf die Zunge beißen, um die Ahnungslose weiterzuspielen.

Nur bin ich weder ahnungslos noch dumm. Der ganze Ausdunst, die Art, wie die Droge seine Psyche selbst im schlaff massakriert hat ... Ich habe mir gewünscht, es wäre eventuell eine einmalige Sache gewesen, wirklich! Nur war es das leider nicht. Die Art wie er darauf reagiert hat – das ich ihm stündlich etwas zu trinken geben musste, weil seine Schleimhäute ganz trocken waren ... Die Nachwirkungen deuten ganz klar auf einen Rückfall hin. Da bin ich mir sicher.

Festentschlossen bin ich allerdings erst, wenn mir ich in der Datenbank von FBI Savios beschissene Akte finden. Wie oft ich auch auf Fernbedienung Knopf mit dem Pfeil nach unten drücke, um weitere Akten zu durchsuchen – ich finde seine nicht und das treibt mich beinah in den Wahnsinn!

»Was machst du da?«, fragt er zwischen dem Kauen seines Rühreis auf dem Toast nach.

Ich luchse aus dem Augenwinkel zu Savio und wie er sich auf das Sofa niederlässt. Der Sitzpolster sinkt ein wenig nach unten, was mich aber kaum beunruhigt. Eher ist es das leichte Zittern von Savios Händen, was er gekonnt überspielt.

»Deine Akte suchen«, erkläre ich mit einem scharfen Ton. Die ganze Nacht neben ihn am Bett gesessen zu haben, hinterlässt Spuren. Meine Augenlider fühlen sich schwer an, genauso wie etwas Kratziges über meine Haut huscht, sobald ich Savios niedergeschlagenes Ich betrachte. Ein Blick reicht aus und ich spüre ein Kribbeln in der Nase, als würde ich selber Drogen konsumiert haben, weswegen ich sie ständig rümpfe.

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