33 . . . sebastianos auftrag

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Wenn dein Herzschlag lauter ist als die Musik, dessen Beat dein Wagen zum Rütteln bringt, dann ist es eine ernstzunehmende Warnung deines Körpers. Meine inneren Muskeln verhärten sich, stellen sich gegen mich. Ja, es ist idiotisch. Ja, wahrscheinlich der größte Fehler, den Savio und ich begehen. Ja, ja, ja und nochmal ja zu all den Vorwürfen, die ich mir selber mache. Diese Aktion hier ist eindeutig durchdachter, oder soll man sagen, es existieren dieses Mal mehr als nur ein Plan?

Dass die Don Diamantes immer für Überraschungen gut sind, zeigt sich auch dieses Mal.

Es ist mehr; es ist bunter; es ist ein Teil von jemands Alltag.

Ein Casino.

In New York würde man von einer versifften, nach billigem Gras riechenden Spielhalle erwartet werden. Für Nantucket Island, ist das hier genauso elegant und extravagant wie das des Ceasares Palace in Las Vegas. Nur ist es hier mehr spartanisch eingereicht. Wenn man das überhaupt sagen kann, schließlich befinden wir uns in der Garage, unter der Tiefgarage.

Es ist wie für eine Elite geschaffen. Eine hochpolierte Bar, die mit weißen Marmorarbeitsplatten und sterilen LED-Leuchten ausgestattet ist, eine erhöhte Sitzfläche bestehend aus schwarzen Ledersofas, unter denen sich ein weißer Tigerfellteppich befindet und Alkohol. Jede Menge Alkohol anzumerken. Von dem ganzen Koks und den restlichen Drogen ganz zu schweigen, die hier wortwörtlich auf ein Silbertablett präsentiert und durch die wild tanzende, verschwitzte Menschenmasse getragen wird.

Jeder hier ist in seinem eigenen Element versunken. Eng aneinandergeschmiegt, räkeln sich die meisten Paare auf der Tanzfläche aneinander, und wenn sie sich nicht im Klang der italienischen Rap-Musik verloren haben, dann kleben sie heißknutschend in einer Ecke aneinander.

»Pass auf«, murmelt Savio und zieht mich an der Hand. Ich verbessere mich: Oder sie kleben beim Trockenficken direkt vor einem aneinander.

Insgeheim willst du es doch auch, ertappt mich mein Unterbewusstsein. Um dieses Verlangen nicht laut auszusprechen, beiße ich mir auf die Unterlippe. Den Drang, einen unverhohlenen Blick auf Savios Gestalt zu werfen, kann ich nicht widerstehen.

Das beige Poloshirt schmiegt sich an diesen durchtrainierten Körper, dessen einen Gladiator aus dem alten Rom entsprungen sein könnte. Zwar sind die schwarzen Tintenkunstwerke schon Eyecatcher genug, doch die voneinander abstehen Kragenenden und seinen langen, ebenfalls tätowierten Hals locken jemands Interesse ins Ungewisse. Mit der einen Hand hält er die Lederjacke fest, die er sich über die Schulter geworfen hat. Die andere liegt in meiner, die Finger in einander verschränkt, als würden wir der Anker für den jeweils Anderen sein.

Doch auch das lässt die Weiber nicht davon ab, mir mit gesunkenen Lidern und verführerischen Wimpernschlägen hinterherzuschauen. Ich meine, Widerstand ist in einigen Dingen nun Mal zwecklos. Dieses Mal bei mir. Es ist ein mit Perlen besticktes Spitzenbustier, was die Aufmerksamkeit der meisten hier unten auf sich zieht. Nicht, weil die weiß-goldenen Glanzstücke im bunten Licht schimmern – sie ergänzen meiner blassen Haut. Der größte Teil meiner nackten Haut wird vom schwarzen Jeansstoff versteckt, der bei tiefer Hüfte anfängt und kurz über meinen Kniescheiben fransenartig endet.

»Mir gefällt es nicht wie sie gucken«, bölkt Savio über das Vibrieren der Musik. Mir rauscht das Blut durch die Ohren; dient als Schutzmaßnahme für mein mittlerweile empfindliches Gehör.

»Wieso?«, will ich wissen. »Weil sie dieses Mal mir nachschauen statt dir?«

Er zieht mich näher an sich ran, schiebt mich vor sich, um seine Hand auf meine Taille ablegen zu können. »Nein, weil sie sich damit in potenzieller Gefahr begeben.«

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