25 . . . don diamantes

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»Viel Spaß beim Schwitzen«, rufe ich Savio hinterher. Das meine Stimme vor Vorfreude verzerrt ist, fällt mir erst auf, als mein Ruf in meinen Ohren echot. Vorfreude auf Savios verschwitzen Körper, der mich später einlädt, mit ihm zusammen zu duschen und die Vorfreude, endlich meine Ruhe zu haben.

Meine Beine schwinge ich innerviert über das Bettgestell. In meinen Ohren höre ich das Tabelt vom kleinen Gnom schon nach mir rufen: Benutz mich und lass mich all deine Fragen beantworten. Gott, die Nacht habe ich geradeso ein Auge zubekommen, denn stets habe ich abgewogen, die kleine Medienquelle zu nutzten, während Savio schläft. Das er noch mitten in der Nacht unter der Dusche stand, um die ganzen bunten Farben und den Glitzer abzuwaschen, hat ihn vollkommen ausgenockt. Zumindest hat er friedvoll einen Baum nach dem anderen im Schlaf gefällt. Nichtsdestotrotz war es eine zu gewagte Möglichkeit.

Nachdem es gestern nicht geklappt hat, weil unsere tollen Nachbarn den Zwerg erst gegen zwei Uhr in der Früh abgeholt haben, habe ich die Müdigkeit aller ausgenutzt und mir das Tablet in meinen noch nach Tod miefenden Zimmer geschmuggelt. Der erregte Duft von Sex hängt überall in der Luft dieses Hauses – überall, nur nicht in meinem Zimmer. Dort hängt der stichende Mief wie ein dichter Smoke unter der Decke. Er vernebelt einen vollkommen die Sinne.

Nutz mich, erklingt erneut die monotone Stimme des Tablets aus meinem Zimmer. Eben noch tapste ich auf Zehenspitzen, jetzt halte ich es kaum noch aus. Mit bebenden Schritten schreite ich auf die Schubladen unterm Bett zu, in denen Savio und ich all die Technik von mir versteckt haben. Er meinte, es wäre nützlich, was ich für relativ empfinde. Denn der USB-Stick hängt noch immer um meinem Hals und solange das kalte Stück Metall meinen glühenden Körper kühlt, habe ich gar nichts zu befürchten.

Wirklich gar nicht? Kniend halte ich inne, als meine Hand auf dem Weg zum Griff der Schublade aufhört. Was ist, wenn mir die Fragen auf die Antworten ... Ich schüttle meinen Kopf. Konzentration, scheiße ich mich stumm selbst zusammen, deine Gefühle haben nichts bei der Arbeit zu suchen. Der Kloß in meinem Hals lässt sich beim ersten Mal nicht ansatzweise runterschlucken. Arbeit, das ist der Grund, warum ich mich auf dieses Zeugenschutzprogramm eingelassen habe. Es ist meine Chance, für die Arbeit, dessen Lösung ich näher nie sein könnte.

Deswegen kneife ich meine sexy Arschbacken zusammen und ziehe an den eisernen Henkeln der Schublade, um diese mit ... Moment, das kann nicht sein! Gestern war sie noch, ja! Gestern waren in dieser Schublade noch ...

»Suchst du etwas Bestimmtes?«

Vom barschen Ton der autoritären Stimme zucke ich zusammen. Verdammte Scheiße. Wollte er nicht laufen? Wolltest du nicht vergessen, dass er nicht so naiv ist, wie er sich manchmal gibt? Ja, ich habe mir vorgenommen, nicht zu vergessen, dass auch er um die Ecken denken kann. Trotzdem habe ich nicht daran gedacht. Meine Vorfreude hat mich wie durch einen Schleier blicken lassen - kaum durchsichtig genug, um noch Savios Raffinesse wahrzunehmen. Deswegen habe ich die schweren Schritte von Savio überhört, mit denen er immer die Treppen besteigt, egal, ob er versucht, leise zu sein, oder nicht. Und das die Tür nicht ins Schloss gefallen ist ... einfache Details, die mir hätten auffallen müssen.

Zuerst schaue ich mir lediglich über die Schulter, doch dann kratze ich jegliches Selbstwertgefühl in mir zusammen, um genug Ehre zu haben, Savio in die Augen zu blicken. Er wird immer besser darin, mich zu durchschauen, und das weiß er auch.

Mit einer ausgestreckten Brust und diesen beherrschten Zügen in seinem Gesicht, entspricht er dem typischen Klischee eines Besserwissers: Die Langeweile lässt seine Augen nur matt schimmern – als hätte er nicht nötig, Stolz darauf zu sein, mich durchschaut zu haben. Gott, das lässt meine Würde nur noch mehr in die Tiefe fallen.

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