45 . . . alles hat ein ende

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Was wäre wenn, ist eine Frage, die ich mir damals schon oft genug gestellt habe. Irgendwie war ich nie der Typ dafür, Pläne zu schmieden oder irgendwas. Ebenso bin ich mir im Moment unsicher, ob ich je einer dieser Frauen sein kann. Es bin nicht ich.

Die Aufzugtüren schieben sich mit einem Pling auf, und ich blicke von dem Angebot in meinen Händen auf. Niemand ist im Aufzug. Zum Glück. In meinem Kopf verkehren so viele Möglichkeiten, so viele gewagte Versuchungen und Verzweiflungen, dass es für andere kaum zu überhören ist.

Tief atme ich aus, drücke den Knopf fürs Erdgeschoss. In dem Vertrag stand nichts, was von einer Frist gesprochen hat, zu der ich eine Entscheidung getroffen haben muss. Wieso kann ich nicht einfach einer dieser Frauen sein? Wieso kann ich nicht unkompliziert sein und ...

»Karoline!«

Savio!

Damit sich die Aufzugtüren nicht zuschieben, trete ich dazwischen. »Was machst du denn hier?«

Er kommt mit in die Kabine und drückt ebenfalls auf den Knopf, der durch meine Betätigung bereits leuchtet. »Warte.«

Unsicher lache ich auf. »Worauf bezogen?«

»Geh nicht.«

Plötzlich fühlt sich mein Gesicht ganz schwer an. Das Lächeln von eben verblasst und wieder tauchen diese unergründliche Züge auf. Als würden die nicht schon meine Gedanken durcheinanderbringen.

»Danke.«

Er muss es nicht ansprechen. Mir ist klar, dass er damit die Sache von Romero meint. Kaum merklich nicke ich.

»Gerne«, spreche ich monoton aus, was vielmehr nach der Frage klingt: War das der Grund, warum ich warten soll?

Der Aufzug setzt sich in Gang und immer noch blicken wir einander tief in die Augen. Vom ersten Moment an, hat mich etwas in ihnen gefesselt. Jeder einzelne Blickkontakt, regt etwas in mir. Zu Beginn zweifellose Leidenschaft, jetzt ist es mehr als das. Es weckt etwas in mir, was erst letztens verloren ging.

»Willst du wirklich gehen?«

»Willst du es denn?«, platzt die Gegenfrage aus mir heraus.

Keine Antwort, stattdessen eine Aktion. Savio drückt einen Knopf, der den Aufzug innehalten lässt. Ruckartig schweben wir mitten zwischen zwei Stockwerke. Oh Himmel! Mein Herz hat für einen Moment aufgehört zu schlagen.

»Niemals«, schwört er mir. Er kommt mir einen Schritt näher. Unsere Nasen berühren sich beinah, würde ich lediglich meinen Kopf nach vorne sacken lassen. Doch unsere Herzen, schlagen schon wie eins. Sie pulsieren so heftig gegen die jeweilige Brust, dass das Pochen seines Herzens eine Vibration in mir auslöst.

»Ich will, dass du immer an meiner Seite bleibst.«

Meine Mundwinkel kräuseln sich. »Ist das eine Drohung?«

»Nein.« Auch er grinst mich breit an. »Ein Versprechen.«

Er holt tief Luft. »Ein Versprechen, was ich nie in Erwägung ziehe zu brechen«, hängt er hinten dran.

»Ich kann nicht ...« Mir fällt es schwer, das auszusprechen, was gerade mein Herz taktvoll angibt. Mist, ich bin nun mal miserabel, wenn es um Worte geht.

»Doch, du kannst«, greift er mir unter die Arme, ohne zu wissen, was ich überhaupt sagen wollte. Idiot, denke ich mir und muss wieder grinsen. Er ist festentschlossen. Wie du.

»Nein, Savio«, widerspreche ich ihm »Ich kann gerade keine Entscheidungen treffen, was unsere Beziehung angeht.«

Er blinzelt mehrmals. »Wieso?«

»Das, was geschehen ist ...«, versuche ich zu erklären. »Es hat etwas mit mir gemacht.« Trocken lache ich auf. Natürlich hat das Theater und die Entführung was mit mir gemacht. »Ich hatte schon meine ersten Sitzungen und Dr Summer sagte, das ich kleine Schritte gehen soll. Der nächste Schritt wäre eine gemeinsame Sitzung mit dir.«

»Warum das denn?«

»Weil wir beide verdammt nochmal verkorkst sind und wenn es wirklich klappen soll, dann ...«, werde ich immer leiser.

Wie etwas, was er niemals loslassen wird, nimmt er mein Gesicht in seine Hände. Stirn an Stirn, Nase an Nase und dieselbe Luft zum Atmen.

»Wir reden hier über die Zukunft«, macht er mir das klar, was ich zuvor immer gefürchtet habe.

»Unsere«, krächze und räuspere ich mich. »Unsere Zukunft.«

Ein Funkeln erhellt diese dunklen Edelsteine in seinen Augenhöhlen. Ein ganzer Sternenschauer zieht über den Horizont seiner Augen und jede einzelne Sternschnuppe ist das Leuchtfeuer unserer Zukunft. »Wenn es wirklich mit uns klappen soll, dann müssen wir es versuchen. Langsam und mit der Hilfe von Dr Summer, vor allem gemeinsam als-«

»Team.«

»Ja«, stimme ich ihn zu. »Als Team.«

The End

. . .
Der letzte Teil der Lesenacht.

Ein offenes Ende.

Die beiden benötigen diese Unterstützung auf jeden Fall, das war mir seit Beginn klar. Genau wie es Karoline gesagt hatte, sie sind beide ziemlich verkorkst. Vor allem aber, weil Vertrauen bei den beiden mehrmals für andere Zwecke missbraucht wurde. Savio war nicht leicht und ist immer noch kein Mann, mit den man es leicht hat. Genauso hatte er es mit den Macken von Karoline schwer.

Vielleicht wäre ein Happy-End à la alles wird gut, weil sie es geschafft haben, der Traum von einigen von euch gewesen. Träumt weiter, weil der Epilog ja noch nicht draußen ist, sondern erst am Donnerstag kommt. Aber dieses Ende hier, ohne Epilog, ist für uns alle der letzte Schritt dieser Geschichte. Und für Karoline und Savio, der erste Schritt, in die Richtung eines möglichen Happy Ends für ihre Beziehung.

Freut euch auf den Epilog, den er greift das auf, was Savio zu Beginn angesprochen hatte.

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