WAS?
In mir wurde ein Schalter umgedreht. Unmengen an Adrenalin schießt mir durch die Venen. Legionen an Gefühle bekriegen sich in mir. Das geht nicht! Ich kann nicht ... nein! Wild reiße ich an den Fesseln. Nein, nein, nein!
Ich kriege keine Luft. Durch die unregelmäßige Atmung, erscheinen vereinzelte, schwarze Punkte vor meinem inneren Auge. Das wühlt das Chaos an Empfindungen weiter in mir auf. Jetzt kann ich mich kaum noch auf meine Sinne verlassen, was mich weiter in Unruhe bringt.
Einzig, dass noch nichts geschehen ist, verdeutlicht eins: Savio, ich meine Nevio, hadert daran, den Befehl seines Vaters folge zu leisten. Drastisch hämmert mein Herz, erschwert mir weiterhin das Atmen.
»Nevio!«, bölkt Gianni. Eine gewaltige Hitze wandelt mich in eine einzige Flamme. Es verbrennt mich; meine Empfindungen und meinen Verstand. »Schlitz ihr den Hals auf oder ich werde ihr das Leben nehmen.«
»Sabido!«, schluchze ich. Plötzlich fühlt sich meine Zunge ganz taub an und mein Mund ist ganz trocken. Selbst meine heißen Tränen, die in Bechen meine Wange hinunterfließen, nützen nicht. Eher brennt meine aufgerissene Lippe von der salzigen Flüssigkeit.
Zwischen den schwarzen Punkten und der unscharfen Perspektive, erkenne ich keinen bewegenden Umriss. Niemand regt sich ansatzweise.
»Bastardo«, knurrt Gianni. Schemenhaft erkenne ich, wie er das Messer ergreift, was schon mit blutbeschmiert schimmert. Die bebenden Schritte, mit denen Gianni Ballini auf mich zukommt, bringen den Boden unter mir zum Beben.
»Warte!«
Der saure Geschmack meiner Galle bleibt in der mulmigen Magengegend. Dachte ich.
»Lass mich beenden, was ich angefangen habe«, spricht Savio weiter.
Nichts außer Magensäure sammelt sich in meinem Mund, was ich glücklicherweise wieder runterschlucken kann. Weil es noch vor Giannis Aussage geschieht: »Quäl sie, figliolo.«
»Glaub mir, das habe ich schon auf verschiedensten Arten und sie hat mir immer dafür gedankt.« Wie bitte?
Mir wird ganz schwummerig. Bleib wach, rüttelt mein Unterbewusstsein an mir, wodurch ich meine Augen wieder aufreiße und einen Savio dabei beobachte, wie er sich freudig die Lippe beleckt.
Jede Faser meines Körpers ist zum Zerreißen angespannt, da ist das Zittern kaum hilfreich. Der Schweiß unter meinen Achseln läuft längst meine Taille hinunter, genauso bemerke ich eine Perle mein Rückgrat hinunterkullern.
Mein Herz setzt aus. Im aggressiven Licht glänzt das blutrote Messer. Es flüstert mir etwas Fremdes, was nicht aus dieser Galaxie Kommendes zu. Ein Zeichen aus der Hölle? Moment, werde ich in die Hölle kommen? In diesem Moment, als Savio mit einer undurchdringlichen, eisernen Miene auf mich zuschreitet, überlege ich tatsächlich, ob ich nicht doch gläubig bin.
»Keine Sorge«, beendet der Capo das bewaffnete Auftreten seiner Soldati. Mit einer Handbewegung sorgt er dafür, dass die uniformierten Männer von den Gewehren ablassen und Savio gewähren.
Ein wenig Blut tropft vom Messer auf Savios Stahlkappenschuhe, die in demselben schwarzen Camouflage verziert sind, wie seine Hose. Eine Kette funkelt um seinen Hals, die das enganliegende Oberteil beult. Nur flüchtig nehme ich die Quaderform wahr, denn erneut behindern Tränen meine Sicht.
»Wir ...«, flüstere ich mit kribbelnder Zunge. »Wir waren ein Team.«
Ein Schimmer zieht am dunklen Horizont entlang. Ein Hauch von Emotionen, die bei seinem nächsten Wimpernschlag wie weggepustet sind.
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Diskussion
AdventureBand 3* »Er trägt ein Lächeln, geladen wie eine Waffe.« Die Anonymität der Masse kleidet Karoline genauso gut wie der Bildschirm, hinter dessen sie ihr wahres Gesicht versteckt. Unter »Veritas« richtet sie sich eigentlich gegen die staatliche Zensu...