23 . . . das imperium schlägt zurück

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»Hat dir ein Hund ans Bein gepinkelt?« Vor Spott zucken Nicos Mundwinkel in die Höhe, als er mich taxiert, mit welchem Zorn ich mal wieder in die Holzhütte stampfe.

Wenn er nur wüsste, wie mir diese Jess ... Moment!

Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich wieder in seine Richtung. Wenn er nur wüsste ... Er wusste zu Beginn schon, wem das Auto gehört, konnte es sofort Jess zuordnen. Dann muss sein Wissen auch dementsprechend vorhanden sein, um mir ein bisschen mehr über diese Jess erzählen zu können.

Ein zuckersüßes Grinsen umspielt meine Lippen. Mein Unterbewusstsein singt schon in den schönsten Tönen, die ich von mir geben kann: Oh Nico, ich hätte da mal eine Frage an dich ... Während ich selbst unschuldig mit meinen Wimpern klimpere.

»Nennen wir den Hund Nevio, und er hat mehr als nur an mein Bein gepisst.« Erneut lasse ich mich neben Nico auf der Holzbank nieder, die um einiges von den prallen Sonnenstrahlen eingeheizt wurde. Den Sonnenbrand rieche ich jetzt schon meilenweit auf meiner Haut; mit Sicherheit kann man auf meinem Bauch in den nächsten Stunden einige Eier zum Mittag braten.

»Will ich wissen, was er wieder angestellt hat?« Das Lachen, was aus Nicos Kehle dringt ist teils verzweifelt und vielmehr in Rhetorik getrunken. An seiner Stelle würde ich auch lieber nichts wissen, als einen falschen Kommentar abzugeben.

»Nein«, erwidere ich rasch. Mein eines Bein schlage ich übers andere und lehne mich weiter zu Nico rüber, indem ich mein Oberarm auf der Rückenlehne der Bank ablege, um meinen Kopf zu stützen. »Allerdings wäre da eine Sache, die ich von dir wissen will.«

Die Bitte schnurrt regelrecht in meiner klaren Aussage. Es würde viel zu lange dauern, mich wieder über den Fernseher ins System vom FBI oder der Delta einzuhacken. Nicht nur, weil ich es dann zum zweiten Mal am selben Standort mache und es zu auffällig sein würde – nach der Erkenntnis, dass Savio noch vielmehr vor mir geheim hält, als mir lieb ist, werde ich wahrscheinlich in näherer Zukunft wieder auf mich alleine gestellt sein. Und er soll nicht wissen, dass du eifersüchtig bist, höhnt mein Unterbewusstsein. Lüge, das bin ich überhaupt nicht!

Mit gefurchter Stirn sieht mich Nico abwartend an. »Möchtest du einfach fragen oder soll ich einfach über Jess erzählen?«

Meine Wangen fangen an zu brennen. War es denn so auffällig?

Ein warmes Lächeln ziert Nicos Lippen. »Werd nicht roter, als dein Gesicht schon vom Sonnenbrand ist.«

»Was?«, spucke ich die Frage geradezu aus. Und mein Gesicht ist vom Sonnenbrand geprägt. Meine Haut spannt regelrecht über meine Gesichtszüge, was einen unangenehmen Schmerz auslöst. Diese scheiß Sonnencreme, denke ich mir und berühre meine Wangen, die kochend heiß sind. Es ist mittlerweile die dritte Sonnenmilch, die ich von Savio ausprobiert habe. Ein Glück, dass er noch drei Weitere im Schrank hat. Definitiv Glück!

Eine kaum sichtbare Rauchwolke flüchtet aus Nicos Pfeife, die er jetzt zwischen den Fingern hält, um mir über Jess zu erzählen. »Sie war genauso wie Nevio mit einer der ersten, die hier die Insel zum Beben gebracht haben.«

Was zum?

»Mein Mann war schon vor längerer Zeit hier?« Ich weiß nicht, worüber ich mehr irritiert sein soll: Darüber, dass ich über Savio als meinen Ehemann gesprochen habe, oder über die Tatsache, dass Savio die Insel eindeutig besser kennt als behauptet.

»Oh ja!«, stimmt Nico euphorisch zu. »Er und noch ein paar andere haben mit ihren Autos die ganzen Straßen eingeheitzt. Nur war dein Mann immer so schlau, sich nicht direkt erwischen zu lassen. Das er gefühlt ohne Pause in der Werkstatt von Domenico gearbeitet hat, hat ihn einiges erleichtert. Die Reperaturen an sein Wagen, das tounen an sein Wagen und einen Fluchtort für sein Wagen.«

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