Ich ziehe mir den Strohhut tiefer über das Gesicht, um mehr als meine Nase vor der Sonne zu schützen. Eigentlich habe ich die Sonnenmilch aufgetragen, sogar die Lotion zur Kühlung meiner Haut von Savio genutzt, was er natürlich nicht weiß, und trotzdem habe ich angst, dass ich noch einen schlimmeren Sonnenbrand bekomme.
»Wollen wir nicht mit dem Auto fahren?« Vor dem roten Alfa Guilietta bleibe ich stehen und erwarte auch von Savio, dass er nicht weiter geht.
Mit einem ausdruckslosen Ausdruck in den Augen schaut er mich an. »Meinst du das ernst?«
»Ja«, sage ich, wobei es sich vielmehr nach einer Frage anhört. Wollten wir nicht in die Stadt? Dann sollten wir doch besser das Auto nehmen, oder nicht?
Der Italiener mir gegenüber setzt sich die Sonnenbrille mit den dunklen Gläsern auf die Nase, streckt die Hände in die Höhe und dreht sich von mir weg. »So sehr ich mein Kätzchen liebe, können wir bei diesem schönen Wetter auch spazieren gehen.«
»Hey!« Ich hole die wenigen Schritte, die er mir voraus war, wieder auf. »Warst du nicht schon joggen? Reicht dir das nicht?«
Er lässt seine Augenbraue in die Höhe wandern, die nun über den Rahmen seiner Sonnenbrille liegt. »Wenn ich dir die Gelegenheit gebe, rauszugehen, dann solltest du Dankbar dafür sein.«
»Bitte?«
»Du hast mich schon richtig verstanden«, sagt er. »Schätze die Dinge, die ich dir erlaube.«
Schwer atme ich aus und verdrehe die Augen. »Weißt du, dass ich gar nichts dagegen hätte, einfach im Beachhouse zu bleiben?«
»Das Glaube ich dir aufs Wort«, gesteht Ballini und schmunzelt. Gar nicht cool, dass er sich über mich lustig macht. »Typisches Merkmal für einen Nerd wie dich.«
Einen Nerd wie mich, natürlich! Doch der Nerd hat ja überhaupt keinen Laptop mehr, weil dieser von dem Freak zerstört wurde! »Na ja, nachdem du meinen Laptop zerstört hast ...«, beginne ich.
»Du meinst, den Laptop, den du eigentlich beim Chief abgeben solltst?«
»Seitdem habe ich ja gar nichts besseres zu tun, als an die frische Luft und unter Leuten zu kommen.« Bemüht es möglichst wahr zu gestalten, verziehe ich meine Lippen zu einem breiten Grinsen. Auch wenn ich es am liebsten nicht wahrhaben möchte, ist Nantucket Island gar nicht mal so schlecht.
Bei dem Anblick der Truppe junger Erwachsener vor uns, kräuseln sich meine Mundwinkel. Wirklich gar nicht mal so uninteressant ... Die Jungs tragen bunte Bretter unter ihren Armen und die Mädels hüpfen aufgeregt den Strandpfad neben den Männern her. Besonders das eine Mädchen mit dem dunkelbraunen Haar, was kurz über ihren Hintern endet, hat es mir angetan – wohl eher ihr Po, der bei der aufgekratzten Hopserei wackelt.
»Du hast recht«, stimme ich Savio verspätet zu. Obwohl ich noch nach vorne gucke, spüre ich Savios Blick auf mir liegen. Es ist ein elektrisches Knistern, was von meinem Nacken ausgeht und sich durch meinen ganzen Körper zieht. »Eventuell sollte ich öfters nach draußen und Bekanntschaften schließen«, füge ich zu.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Savio meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hat und nun ebenfalls die Truppe vor uns mustert. Zustimmend brummt er, ehe er dann tief Luft holt, als würde ihm das, was er mir gleich sagen wird, viel Mühe kosten. »Du wirst aber nur Bekanntschaften schließen, wenn ich es dir erlaube.«
Huch? Ungläubig bleibe ich stehen, was Savio mitbekommt, dennoch weitergeht. Kann es sein, dass mein lieber Marshal Ballini ein kleines Dominanz-Problemchen hat?
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Diskussion
PrzygodoweBand 3* »Er trägt ein Lächeln, geladen wie eine Waffe.« Die Anonymität der Masse kleidet Karoline genauso gut wie der Bildschirm, hinter dessen sie ihr wahres Gesicht versteckt. Unter »Veritas« richtet sie sich eigentlich gegen die staatliche Zensu...