Mit verschränkten Armen schaue ich zwischen den beiden hin und her. Irgendwie haben sie sich gesucht und gefunden. Der große Freak und der kleine Troll – Der Deckel auf dem Topf. Wahrscheinlich ein weiterer Grund, der verdeutlicht, wie unterschiedlich der Badboy und ich doch sind. Denn solch ein Deckel wird niemals auf meinen großen Topf passen.
»Na, was machst du hier?«
Eben noch rubbelte er sich die Haare mit dem Handtuch, jetzt liegt es um seinen Hals. Es rutscht etwas hinunter, als er sich hinkniet, um mit dem Gnom auf Augenhöhe zu sein. In meinem Herz, was bislang nur mit Asche gefüllt ist, spüre ich ein kurzen Funken an Wärme aufflammen. Einen Funken, der ganz schnell gefährlich werden kann, wenn ich weiterhin zugucke, wie Savio sich mit der Kleinen Mailen unterhält.
Du hast sie nur hereingelassen, um an das Tablet zu kommen, erinnert mich mein Unterbewusstsein, an meine eigentliche Intention. Das ihre Zöpfchen auf und abspringen, während sie in Savios offenen Armen läuft, erleichtert es mir nicht gerade, weiterhin negativ über sie zu denken. Nur für den eigenen Gewinn, versuche ich den Egotismus in mir heraufzubeschwören. Jetzt schon weich werden, weil Savio einen kleinen Troll mit pinken Pyjama und Einhornrucksack umarmt, ist echt erbärmlich. Wie weit bin ich mittlerweile gesunken?
»Und Céline wird auf mich aufpassen«, spuckt die Kleine diese Aussage vor Euphorie in die Runde.
Gekünstelt hüstle ich. Davon kannst du lange träumen.
Die Adler-Augenbraue von Savio wandert fragwürdig in die Höhe. »Das hat sie gesagt?«
Tablet!, erinnere ich mich und gehe den Schritt. Erneut lege ich meine Hände auf der Schulter von Mailen ab, drücke diese, um ihrer beizupflichten. »Jin hat mir so leidgetan.«
»Daddy fängt wieder die Bösen«, kommentiert die Kleine kontextlos.
Ich nicke, weil sie ausgerechnet mich ansieht. Als hätte ich nicht mitbekommen, wie ihr Vater mir davon erzählt hat, dass sie ein Autorennen in der Stadt aufhalten müssen. Keine Ahnung, warum sie überhaupt mir die Aufmerksamkeit schenkt, denn das Shampoo was nach Marshmallows riecht, habe ich schon nach dem ersten Besuch in die Tonne gehauen.
»Wieso? Was ist den passiert?« Nachträglich räuspert sich Savio, was nichts daran verhindert, dass ich diesen fürsorglichen Klang in seiner Stimme hallen hörte. Wovor hat er denn angst?
»Wieso willst du das Wissen?«, stelle ich die berechtigte Gegenfrage.
Ein breites Grinsen umspielt seine Lippen. Eventuell ist es so groß, dass es seine Grübchen zum Vorschein bringt, doch ich erkenne mittlerweile, wenn Savio lügt. Das Lächeln erreicht weder seine Augen, die sonst so vor Schelm schimmern noch trifft es mich und meinen falschen Nerv. Oh ja, normalerweise würde die Wut schon längst über meine Blutbahn zu meinem Kopf hinaufkriechen, nur um mit meinem feurigfarbenen Haar zu verschmelzen.
»Ich muss doch wissen, wie lange ich an diesem Abend aufgehalten werde, um-«
»Wer weiß, ob es diesen Abend dazu überhaupt gekommen wäre«, erwidere ich monoton und dirigiere Mailen an Savio vorbei. Sein eben noch so falsches Lachen ist verschwunden und fusioniert mit der Verwirrung, die ihm wie ins Gesicht geschrieben steht. »Außerdem solltest du dir etwas anziehen, wir haben hier ein kleines Kind.«
Während mich meine Libido mit den schlimmsten Flüchen überhaupt beleidigt, versuche ich meine starke Mauer aufrecht zu halten. Denn ja, ich bin noch eingeschnappt, dass dieser Pisser seiner Ex auf die Titten glotze und mir etwas verheimlicht.
»Das kleine Kind hat ihren Vater mit Sicherheit auch schon nackt gesehen«, ruft uns Savio hinterher. »Oder hast du Angst, dass sie sich etwas abgucken könnte?«
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Diskussion
AdventureBand 3* »Er trägt ein Lächeln, geladen wie eine Waffe.« Die Anonymität der Masse kleidet Karoline genauso gut wie der Bildschirm, hinter dessen sie ihr wahres Gesicht versteckt. Unter »Veritas« richtet sie sich eigentlich gegen die staatliche Zensu...