8 . . . der plan

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Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, zähle ich langsam in meinem Kopf runter. Immer noch hämmert mir mein Herz heftig gegen den Brustkorb, dass es beinah diesen durchbricht und schon einmal voraus rennt - mich mit meinem Plan hier alleine lässt.

»Nein, Karoline«, nuschle ich kaum verständlich und lasse meinen Blick zu dem Eisenkoffer auf dem Schreibtisch schweifen, der neben der Kommode mit dem Fernseher drauf steht. Dein Plan ist großartig und du bist großartig!, versucht, mich mein Unterbewusstsein zu ermutigen. Du wirst es schaffen, denn deine Idee ist zu grandios, um schiefzugehen!

»Okay.« Tief hole ich Luft, ehe ich vom Bett aufstehe. »Ich werde das schaffen!«

Den Autoschlüssel von Savios Kätzchen lege ich weiter zur Seite, damit ich ihn später, wenn ich in der Eile bin, nicht vergesse oder im Chaos verliere. Gleichzeitig schaue ich mich schon nach dem klapprigen Notfalltelefon um, das mir Savio aufgezwungen hat. Dass dieser Plan durch Savios eigenen Taten und ... nun ja, Missgeschicken entstanden ist, behalte ich lieber für mich. Savio hat mir bloß Teile gegeben, die ich einfach zusammensetzten musste, damit das Puzzle meiner Flucht entsteht.

Das Telefon gibt einen schrillen Ton von, als ich einen Anschluss in das alte Ding stecke und es mit meinem Headset verbinde. Es wäre viel zu anstrengend, dieses lästige Teil zwischen meinem Ohr und meiner Schulter zu klemmen, wenn ich weitere Vorbereitungen treffen muss. Schlimm genug, dass ich mich wirklich zwinge, mit Savio zu sprechen.

Komm schon, es wird lustig, amüsiert sich mein Unterbewusstsein und auch meine Libido klatscht freudig die Hände über das, was noch kommt. Bei dem Gedanken daran muss ich grinsen.

Ich setze das Headset auf, doch einen Moment lang geschieht nichts. Hart muss ich schlucken. Es hat doch vorhin noch ... Headset verbunden, ertönt die Bestätigung in meinen Ohren und ich atme erleichtert aus.

Hätte es jetzt schon geendet, dann wäre der ganze Aufwand umsonst gewesen. Ein Glück, dass es nicht der Fall ist. O nein, kein Glück, sondern können, stolziert mein Ego.

Dennoch vorsichtig drücke ich auf die Tasten des Telefons, immer noch im Hinterkopf, dass dieses Modell aus der Steinzeit stammt. Die Tasten fühlen sich rau an und bieten einen festen Widerstand, sobald man sie drückt, weswegen es eine Ewigkeit dauert, bis ich aus dem Hauptmenü zu den Kontakten gelange.

Einzig und allein die Nummer vom Badboy ist eingespeichert, und dann noch mit dem falschen Namen. Ich muss die Augen verdrehen und grinse breit. Dieser Idiot hat auch wirklich Angst, dass ich nicht ordentlich arbeite, oder?

Gerade wähle ich den Kontakt aus und die Taste mit den Hörer leuchtet grün auf, als ich zu zögern beginne. Es ist wie ein Drang, dass ich nochmals zur Tür schaue, bei der ich unter der Klinke einen Stuhl geklemmt habe. Dann nochmal zum Schreibtisch, auf den schon verschiedene Kabel und die Werkzeuge für die Fußfessel bereit liegen.

Let's get started.

Ich drücke auf den grünen Hörer und mir wird der läutende Hörton vom Telefon über das Headset übertragen, weswegen ich das alte Ding in meine Gesäßtasche schiebe.

Eventuell trennen Savios und mein Reich zwei weitere Zimmer, jedoch höre ich das ohrenbetäubende Piepen von Savios Telefon. Verdammt, bei diesem Piepen steht man nicht nur kerzengerade im Bett, die Leichen auf dem Friedhof drehen sich dreimal im Sarg um!

Kurz höre ich es von drüben Poltern, weswegen sich meine Lippen zu einem süffisanten Grinsen verziehen. Habe ich ihn etwa aus dem Bett geweckt? Meine Handflächen werden immer feuchter bei der Tatsache, dass das Poltern noch immer durch den Flur hallt. Was ist, wenn er gerade auf dem Weg in meinem Zimmer ...

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