Zu den anderen Untersuchungen konnte ich meinen Vater natürlich nicht begleiten und so saß ich im Wartezimmer und hoffte einfach nur, dass alles gut wird. Mamas Tod ist erst zwei Jahre her, ich kann jetzt nicht auch noch meinen Vater verlieren... Nach ein paar Stunden war er immer noch nicht da und ich ging an die frische Luft. Hätte ich ihn vielleicht früher zum Arzt bringen sollen? Ich durfte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Papa heute Morgen alleine gewesen wäre oder Lars ihn nicht gehört hätte... Plötzlich klingelte mein Handy. Auf dem Display sah ich die Nummer meiner Frau und so nahm ich ihren Anruf entgegen: "Hey Schatz." "Hey... Wie geht's deinem Vater? Weißt Du schon irgendwas?" "Woher weißt Du, dass es ihm schlecht geht?" "Sylvia hat vorhin angerufen und alles erklärt. Er hat Blut gehustet?" "Ach so... Ja, sogar echt viel, aber als der Notarzt da war hat er Medikamente bekommen und dann wurde es weniger." "Seid ihr noch im Krankenhaus?" "Ja... Er ist glaub ich gerade beim CT und danach wird eine Bronchoskopie gemacht..." "Hat der Arzt schon eine Vermutung?" "Mhm... Deswegen machen sie die ganzen Untersuchungen, um Krebs ausschließen zu können." "Und was denkst du?" "Sofia, ich bin kein Arzt... Ich weiß nur, dass Mama die gleichen Symptome hatte..." "Klar, aber vielleicht ist es ja auch eine verschleppte Lungenentzündung oder sowas." "Ich hoffe es..." "Hör zu, es wird alles gut ok? Egal, was da jetzt bei rauskommt, ich unterstütze dich und bin für dich da. Für ihn natürlich auch. Zusammen schaffen wir das, ja?" Ich seufzte leicht und antwortete: "Ja, danke Schatz... Fährst du gerade nach Hause?" "Ja, ich denke ich bin in circa einer Stunde da." "Ok, den Kindern sagen wir noch nichts oder?" "Würde ich nicht. Zumindest nicht, solange wir kein klares Ergebnis haben." "Ja ok... Dann geh ich jetzt mal wieder rein..." "Ist gut und melde dich, wenn es was neues gibt." "Mach ich, bis dann." "Bis dann, ich liebe dich." "Ich dich auch." Damit legte ich auf und steckte mein Handy wieder ein. Nervös fuhr ich mir durch die Haare und ging wieder rein.
Weitere Stunden vergingen und dann kam endlich der Arzt zu mir. "Herr Haber?" "Ja, was ist los?" fragte ich und stand auf. "Ihr Vater liegt jetzt auf einem Zimmer. Für die Bronchoskopie hat er ein Beruhigungsmittel bekommen, deshalb kann es sein, dass er etwas schläfrig ist." "Ok und die Ergebnisse? Was ist damit?" "Die Blutuntersuchung müsste im Laufe des Tages kommen, die Ergebnisse von Röntgen, CT und Ultraschall sind auch schon da, aber um ganz sicher zu sein, brauchen wir noch das Ergebnis der Bronchoskopie." "Und wie lange dauert das?" "Schon ungefähr zwei bis drei Tage. Wir können ein vorläufiges Ergebnis sagen, aber das ist eben nicht gesichert." "Was denken Sie?" "Ich will mich da ehrlich gesagt noch nicht zu äußern. Nicht solange ich keine festen Ergebnisse habe." "Ok... Aber das heißt er muss hier bleiben?" "Ja, das auf jeden Fall. Allein schon wegen dem Bluthusten." Ich nickte leicht. "Kann ich zu ihm?" "Natürlich, kommen Sie mit." Er führte mich zu seinem Zimmer. Dort angekommen klopfte er und als ein dumpfes "Hm..." von drinnen erklang öffnete Dr. Toivio die Tür und wir traten ein. Mein Vater lag in dem Bett und sah uns verschlafen an. Wir gingen zu seinem Bett und ich umarmte ihn kurz. "Wie geht's dir?" "Bisschen schlapp, aber sonst ist eigentlich alles gut... Und dir?" "Ja, mir geht's auch gut." antwortete ich lächelnd. Dass ich immer noch total Angst hatte verschwieg ich ihm lieber. Er tat zwar vorhin so, dass ihm die Diagnose Krebs nichts ausmachen würde, aber so richtig glauben konnte ich ihm das einfach nicht. "Was sagen die Ergebnisse...?" "Die sind leider noch nicht alle da Herr Haber." "Ach so... Und wie lange dauert das...?" "Das kommt drauf an. Meisten so zwischen zwei und drei Tagen." Er schaute den Arzt an. "Dann kann ich doch solange wieder nach Hause... Oder?" "Ungerne, sagen wir es so. Natürlich kann ich Sie zu nichts zwingen und wenn Sie gehen wollen können Sie das tun, unter der Voraussetzung, dass Sie uns unterschreiben, dass Sie gegen ärztlichen Rat gehandelt haben, aber eigentlich würde ich Sie gerne hier behalten, denn hier können wir Ihnen, im Falle eines erneuten Hustenanfalls oder ähnlichen Notfällen, viel schneller helfen und so möglicherweise schlimmeres verhindern." "Komm Papa, der Arzt hat recht. Stell dir mal vor was alles hätte passieren können, wenn Lars und ich nicht zu dir gekommen wären. Du wärst früher oder später erstickt..." erklärte ich einfühlsam und nahm seine Hand. Wenigstens jetzt musste er doch vernünftig sein, wenn er schon nicht rechtzeitig beim Arzt war. Papa schaute mich einen Moment lang an und schien wirklich angestrengt zu überlegen, aber dann nickte er. "Ja... Ich glaube du hast recht..." Erleichtert lächelte ich. "Ja, glaub mir das ist besser so und wer weiß, vielleicht stellt sich ja auch heraus, dass es nur etwas harmloses ist und du kannst bald wieder nach Hause." "Das wäre schön..." "Gut. Dann kommt gleich jemand mit dem Essensplan und dem Abendessen zu Ihnen." "Ok... Und was ist mit Mittagessen? Ich hab Hunger..." "Ja, das kann ich mir vorstellen, leider müssen Sie damit noch ungefähr zwei Stunden warten, weil wir ja Ihren Rachen betäubt haben und Sie sich dadurch verschlucken könnten." "Ah..." "Ja, deswegen bekommen Sie heute nur das Abendessen von uns." "Wenn du möchtest kann ich dir für später noch was holen, falls du heute Abend nochmal Hunger bekommst." "Ja mal sehen... Danke auf jeden Fall." "Kein Problem." Ich lächelte leicht und der Arzt verabschiedete sich.Wie gefällt es euch? Schreibt's in die Kommentare und bis bald 😇
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The Story behind our Love (Samu Haber FF)
FanfictionHelsinki 2050: Samu Haber passt auf seine beiden Enkel Lars und Klara auf, da ihre Eltern übers Wochenende beruflich verreisen müssen. Sie beschließen die Zeit in der Hütte im Wald zu verbringen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist...