Nach einem langen Gespräch mit Frau Dr. Saarinen, entschied ich mich trotz aller Gefahren für die OP. Ich wusste, dass ich danach vielleicht nicht mehr derselbe bin oder auch eventuell gar nicht mehr aufwache, aber erstens gingen mir die Kopfschmerzen wahnsinnig auf den Zeiger und zweitens wollte ich meiner Familie gegenüber nicht noch gemeiner werden. Die OP war für morgen um 10 Uhr angesetzt also brachte mich der Pfleger in ein Zimmer auf der Neurologiestation und Kristoff holte meine Sachen aus dem Auto.
"Und du willst das wirklich?" fragte er als er weder bei mir war und sah mich zweifelnd an. "Ja, die Kopfschmerzen sind kaum noch auszuhalten." "Aber was ist wenn du danach anders bist? Oder nicht mehr aufwachst?" "Also für den Fall, dass ich nicht mehr aufwache habe ich zuhause eine Patientenverfügung. Da ist auch mein Testament bei." "Du hast also doch eine?" "Ja natürlich. Man muss ja vorbereitet sein." "Klar, aber als ich dich vorhin gefragt habe wusstest du nicht mal was das ist." "Hm ok... Liegt wohl an den Metastasen."
"Ja vermutlich."
Etwa eine halbe Stunde später kam Sofia mit den Kindern zu uns. "Musst du hierbleiben Opa?" "Ja... Und ich werde morgen sogar operiert." "Wo denn?" "Ist der Krebs dann weg?" fragte Lars und sah mich hoffnungsvoll an. Ich schüttelte den Kopf. "Leider nicht Großer... Aber ich bin dann, zumindest wenn alles gut geht, nicht mehr so gemein zu dir und sage, dass du deine Träume nicht verwirklichen kannst. Ich werde am Gehirn operiert." Die Kinder sahen mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Am Gehirn?" "Und was ist, wenn nicht alles gut geht?" "Das kommt drauf an... Entweder bin ich nicht mehr ich selbst, kann vielleicht einige Dinge nicht mehr oder ich wach nie wieder auf..." "Nein! Ich will nicht, dass das passiert!" rief Klara sofort und kuschelte sich an mich heran. Ich legte die Arme um sie und drückte sie an mich. "Hey, es wird alles gut, ja? Ich kenne die Risiken und ich möchte diese OP." "Aber vielleicht bist du dann nicht mehr hier..." "Ja, aber das wissen wir doch gar nicht... Es läuft alles gut, ganz bestimmt." "Bist du sicher?" "Nein. Niemand kann sich da sicher sein. Aber manchmal hilft es, wenn man ganz fest an etwas glaubt." "Wann ist denn die OP Samu?" Ich schaute zu Sofia. "Um zehn warum?" "Dann wissen wir, wann wir dich ungefähr besuchen können." Ich lächelte leicht und sah sie an. "Dann freu ich mich schon mal euch morgen wiederzusehen."
Am Abend verabschiedeten sich die vier und ich zog die Kinder fest an mich heran. "Ich liebe euch... Vergesst das niemals..." hauchte Ich und gab ihnen einen Kuss auf die Stirn. "Wir haben dich auch lieb Opa!" "Und wir dich auch." lächelte Kristoff und umarmte mich. "Ich bin so stolz auf dich mein Junge, weißt du das eigentlich?" "Samu, hör auf so zu reden, als ob wir uns nie wieder sehen würden. Du hast doch vorhin selbst gesagt, dass alles gut wird." Ich sah zu meiner Schwiegertochter und umarmte auch sie. "Ich weiß... Aber für den Fall, dass ich mich irre, wollte ich es nur noch einmal gesagt haben... Und du passt bitte auf Kris auf ja? Er wird Unterstützung brauchen, wenn..." "Natürlich Samu... Aber das wird nicht passieren. Zumindest nicht morgen und auch nicht wegen dieser OP. Bis morgen und alles Gute." "Bis morgen." Wir lösten uns voneinander und meine Familie fuhr nach Hause.Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und machte mich fertig. Essen durfte ich ja wegen der OP nichts, aber das war ehrlich gesagt gar nicht so schlimm, denn Hunger hatte ich mal wieder keinen. Ich vertrieb mir die Zeit, bis irgendwann eine Assistenzärztin herein kam und die OP-Vorbereitung übernahm, dann ging es um pünktlich los. Ich bekam das Narkosemittel zuerst durch eine Vene gespritzt, dann sollte ich durch eine Maske zusätzlich Narkosegase einatmen und bereits wenige Sekunden schloss ich die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf...
Sofias Sicht:
Nachdem wir uns von Samu verabschiedet hatten fuhren wir zu ihm nach Hause und holten die wichtigsten Unterlagen. Ich hoffte zwar, dass wir sie nicht so schnell brauchen werden, aber ich fühlte mich wohler, wenn wir sie direkt griffbereit hatten und nicht noch ewig warten mussten, bevor wir eine Entscheidung treffen konnten. Der restliche Tag verging und am nächsten Morgen frühstückten Kristoff und ich mit den Kindern. "Mama?" "Ja Maus?" "Fahren wir gleich zu Opa?" "Heute Abend fahren wir zu ihm ja." "Warum erst so spät?" "Weil die OP wahrscheinlich sehr lange dauert." "Wirklich?" "Ja, das hat die Ärztin gestern gesagt. Also auf acht Stunden müssten wir uns mindestens einstellen." antwortete mein Mann. "Acht Stunden! Also bis..." Lars überlegte einen Moment. "Bis 18 Uhr?" "Ja... Vielleicht sogar noch länger, das kann man vorher nie genau sagen." "Wow..." "Aber was ist mit den Ärzten? Machen die keine Pause?" "Das kommt drauf an, ob genug Ersatz da ist... Aber ich denke die Oberärzte werden keine Pausen machen. Oder zumindest nur ganz kurze." "Ok..."
Nach dem Frühstück räumten wir ab und machten uns fertig. Wir gingen spazieren, spielten mit den Kindern und versuchten so, die beiden bis zum Abend abzulenken. Zum Glück gelang es uns und am Abend fuhren wir zusammen ins Krankenhaus. Als wir dort ankamen gingen wir auf die Neurologiestation und fragten nach meinem Schwiegervater. Die Schwester teilte uns mit, dass er immer noch im OP war und so setzten wir uns in den Wartebereich. Die Stunden vergingen und irgendwann kamen zwei Ärzte zu uns. "Und?" fragte Kristoff sofort und sah die zwei gespannt, aber auch ängstlich an. "Herr Haber, würden Sie bitte mit uns mitkommen?" "Ja klar..." Er stand auf und ging mit ihnen mit. "Warum reden die nur mit Papa?" "Keine Ahnung... Aber wir werden es bestimmt bald erfahren..." erwiderte ich und sah zu, wie die Ärzte meinem Mann redeten. Dieser kam wenig später zurück und als er bei uns war, bemerkte ich die Tränen in seinen Augen. Sofort stand ich auf und legte die Arme um ihn." Es tut mir so Leid Schatz... Was ist passiert?" fragte ich und musste schlucken. "Es... Es waren einfach zu viele... Dann ist auch noch sein... Sein Blutdruck abgefallen... Irgendwann mussten sie ihn... sogar wiederbeleben..." hauchte er mit zittriger Stimme. "Scheiße... Und jetzt...?" "Jetzt ist er... Auf der Intensivstation und wird beatmet... Sie wissen nicht ob er je wieder aufwacht..." Seine Stimme brach und er schluchzte. Die Kinder, die vorher ruhig in einer Ecke gespielt hatten, kamen zu uns. "Papa! Was ist passiert? Ist Opa tot?" fragte Klara und sie und Lars fingen direkt an zu weinen. "Nein, Opa lebt noch... Aber es steht sehr schlecht um ihn..." erklärte ich und nahm meine Tochter auf den Arm. Kristoff wischte sich einmal über die Augen, bevor er Lars hoch hob, doch dieser fing sofort an sich zu wehren. "Ich will zu ihm!" rief er und Kris ließ ihn endlich los. "Ja, ich auch... Dann kommt..." meinte er und die Neurochirurgin brachte uns zu Samu.Ich hoffe es gefällt euch, auch wenn der Inhalt natürlich nicht ganz so positiv ist... Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🥰
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The Story behind our Love (Samu Haber FF)
FanfictionHelsinki 2050: Samu Haber passt auf seine beiden Enkel Lars und Klara auf, da ihre Eltern übers Wochenende beruflich verreisen müssen. Sie beschließen die Zeit in der Hütte im Wald zu verbringen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist...