... "Ich würde dann einmal mit dem Röntgenbild anfangen, ich zeig Ihnen das mal." Er holte etwas aus der Akte und hielt es gegen das Licht, sodass Kristoff und ich es sehen konnten. "So... Sehen Sie das hier?" fragte er und zeigte auf einen großen hellen Fleck. "Ja..." "Und lassen Sie mich raten, das gehört da nicht hin?" "Genau. Das ist..." "Ein Tumor." unterbrach ich ihn. Dr. Toivio und mein Sohn sahen mich an. "Ich habe Krebs... Hab ich recht?" "Herr Haber, das Röntgenbild reicht nicht aus um diese Diagnose zu stellen." argumentierte der Arzt. "Sie haben ja auch mehr gemacht, das CT, die Bronchoskopie und den Ultraschall und das hat Ihren Verdacht bestätigt oder nicht? Sagen Sie's ruhig, ich hab das schon einmal durchgemacht, nur da war meine Frau diejenige, die krank war." Er sagte einen Moment lang gar nichts, bevor er antwortete: "Ja ok. Es tut mir sehr Leid das sagen zu müssen, aber ja, Sie haben recht Herr Haber. Das ist ein Bronchialkarzinom." Ich blieb still, während Kristoff den Arzt einfach nur geschockt ansehen konnte. "Aber... Aber Sie haben es früh genug erkannt. Oder...?" stammelte er, nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte. "Ich bin ehrlich, das haben wir nicht." "Was?! Aber Sie müssen doch was tun...!" rief er verzweifelt. "Das werden wir auch, keine Sorge. Es ist aber leider so, dass die Möglichkeiten begrenzt sind." "Was meinen Sie damit?" "Ich meine damit, dass die Art der Behandlung von der Art des Tumors abhängt. Bei Ihrem Vater handelt es sich unglücklicherweise um ein Kleinzelliges Bronchialkarzinom. "Also die aggressivere Variante...?" fragte ich und erinnerte mich daran, wie der Arzt damals bei Freya meinte, dass sie relativ gute Überlebenschancen hatte, weil der Krebs bei ihr nicht so aggressiv war. "Ja, es ist selten, aber sehr aggressiv." "Und was heißt das jetzt?" Ich bemerkte die Angst in Kristoffs Stimme und griff nach seiner Hand. "Das heißt, dass es für eine operative Entfernung leider zu spät ist." Er holte das CT-Bild aus der Akte. "Sehen Sie diese schwarzen Punkte?" "Metastasen...?" Daraufhin nickte er. "Und die können Sie nicht einfach entfernen?" "Nein, bedauerlicherweise nicht. Wenn wir das machen würden, würde Ihr Vater die OP wahrscheinlich nicht überstehen." Als er das sagte musste ich schlucken. Ich wusste, dass es schlecht um mich stand, aber dass es tatsächlich so schlimm ist überraschte mich. "Sie... Sie lassen ihn also einfach sterben?!" Mein Sohn war fassungslos. "Kristoff..." sagte ich, um ihn zu beschwichtigen, aber er rief dazwischen: "Nein Papa! Dr. Toivio Sie können das nicht machen! Mein Vater ist stark, den haut so schnell nichts um...!" "Das glaube ich Ihnen auch, aber es ist nun mal so, dass die Heilungschancen bei dieser Diagnose, und dann auch noch in diesem Stadium, sehr gering sind. Wir können eine Chemotherapie durchführen, aber das würde die Ausbreitung auch nur verlangsamen und nicht stoppen." "Ok... Das bedeutet ich werde sterben... So oder so...?" fragte ich vorsichtig. "Es tut mir Leid, aber ja. Mit der Chemo haben Sie vielleicht noch ein halbes Jahr." "Und ohne?" Der Arzt zögerte, dann antwortete er: "Zwei bis vier Monate wahrscheinlich." Diese Aussage musste ich erstmal verdauen und so ergriff mein Sohn wieder das Wort: "Und wie würde die Chemo aussehen?" "Ihr Vater würde Medikamente bekommen, die über eine Vene in den Blutkreislauf gelangen und so die Zellen angreifen. Bei Lungenkrebs werden meist sogenannte Topoisomerase-Hemmer und zytostasisch wirkende Antibiotika benutzt." "Was heißt zytostasisch?" "Das heißt, dass es der Zellteilung entgegenwirkt, was die Ausbreitung des Krebses verzögert." "Ok, aber das passiert bestimmt nicht ohne weiteres oder?" "Nein. Eine Chemo bedeutet für den Patienten auch immer viele Nebenwirkungen, weil eben auch gesunde Zellen angegriffen werden. Die Topoisomerase-Hemmer greifen, genau wie andere Medikamente einer Chemotherapie auch, das gesunde Erbgut an. Das könnte dazu führen, dass Sie an einer weiteren Krebsform erkranken und das Antibiotika, welches ich vorhin erwähnt hatte, greift den Herzmuskel an, weshalb ich mich mit einem Kollegen aus der Kardiologie besprechen muss, ob Sie dieses Medikament überhaupt einnehmen dürfen." "Das können Sie sich sparen." "Was?" "Ja, Sie haben mich schon verstanden. Ich will das nicht." "Papa..." Ich wandte den Kopf nach rechts. "Nein Kristoff. Ich will nicht das letzte halbe Jahr in meinem Leben damit verbringen mit Medikamenten vollgestopft zu werden, ständig brechen zu müssen und was weiß ich nicht noch alles." "Ohne die Chemo hast du aber kein halbes Jahr mehr!" "Dafür bin ich klar bei Verstand und nicht im Delirium!" Er öffnete den Mund, um was zu sagen, als sich der Arzt einschaltete: "Ich weiß, dass eine Chemo nicht einfach ist, und es wird Ihr Leben nur um ein paar Monate verlängern, aber denken Sie bitte in Ruhe darüber nach, bevor Sie so eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Sie können wieder in Ihr Zimmer, ich komme dann später noch einmal zu Ihnen."
Hättet ihr genauso entschieden oder würdet ihr eine Therapie machen und wie gefällt es euch? Schreibt's in die Kommentare und bis bald ❤️
🔴 Ab hier rückt das Thema Krebs (soweit es mir als Laie möglich ist) sehr in den Fokus, deshalb bitte ich euch vielleicht lieber nicht mehr weiterzulesen, wenn ihr nicht damit zurecht kommt. Und wenn ihr es doch machen wollt, dann bitte auf eigene Verantwortung. 🔴
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The Story behind our Love (Samu Haber FF)
FanfictionHelsinki 2050: Samu Haber passt auf seine beiden Enkel Lars und Klara auf, da ihre Eltern übers Wochenende beruflich verreisen müssen. Sie beschließen die Zeit in der Hütte im Wald zu verbringen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist...