Samu's Sicht:
Der Besuch von meiner Familie hatte mich natürlich sehr gefreut, auch wenn wir hier im Krankenhaus auf der Intensivstation sehr eingeschränkt waren, aber das war mir egal. Für mich war nur wichtig, dass ich sie alle noch einmal sehen konnte.
Ein paar Tage später stand mal wieder die Visite an und Dr. Saarinen kontrollierte meine Werte. "Wie geht es Ihnen heute Herr Haber?" "Ganz gut eigentlich." "Also helfen die Schmerzmittel?" "Ja." "Das ist schön." "Ach ja, wissen Sie vielleicht wann meine Frau kommt?" "Ihre Frau?" wiederholte sie und sah mich verwundert an. "Ja. Freya, meine Frau." Als die Ärztin nichts darauf antwortete fragte ich: "Wo ist meine Frau? Ist ihr was passiert...?" Dr. Saarinen beugte sich über mich und leuchtete mir abwechselnd in die Augen. "Können Sie mir sagen welcher Tag heute ist?" "Dienstag, warum?" Doch sie ignorierte meine Frage und meinte nur: "Gut... Und welches Jahr?" "2050. Ich verstehe aber immer noch nicht, was das alles mit meiner Prinzessin zu tun hat." "Das erkläre ich Ihnen gleich, Herr Haber. Vorher würde ich Sie gerne einmal zum CT schicken." "Warum das denn jetzt? Ich will doch einfach nur mit meiner Prinzessin sprechen...!" rief ich etwas lauter und wurde langsam ungeduldig. Wieso machte die denn bitte so einen Aufstand deswegen? "Wie gesagt, ich erkläre Ihnen später alles, jetzt geht es aber erstmal zum CT in Ordnung?" "Na gut, wenn Sie dann endlich Ruhe geben." lenkte ich genervt ein und verdrehte die Augen. Dabei war es mir egal, ob die Ärztin das sehen konnte oder nicht, sie sollte ruhig wissen, wie sehr sie mir gerade auf den Keks ging!
Bereits eine halbe Stunde später war ich wieder in meinem Zimmer und meine Wut war verflogen. Stattdessen liefen mir die Tränen übers Gesicht. Wie konnte ich Freyas Tod denn nur vergessen? Dieser Tag vor zwei Jahren war der schlimmste in meinem Leben und jetzt saß ich hier und fragte meine Ärztin nach einer toten? Wie zum Teufel war das möglich? Die Tür öffnete sich und Dr. Saarinen stand wieder im Raum. Ich machte mir gar nicht die Mühe, meine Tränen zu verstecken, es würde sowieso nichts bringen. "Sie wissen es vermutlich schon oder?" fragte sie einfühlsam. Langsam nickte ich. "Was ist los mit mir? Bitte, verraten Sie es mir..." flehte ich und musste schlucken. Sie setzte sich an mein Bett und schaute mich entschuldigend an. "Sie wissen, dass der Krebs, der sich ursprünglich in Ihrer Lunge befand gestreut hat oder?" "Ja, aber deswegen wurde ich doch auch operiert..." "Genau, aber leider war die OP nicht erfolgreich. Wir konnten die Metastasen nicht entfernen und Sie sind noch im OP kollabiert." Geschockt sah ich sie an. "Und... Und was ist dann passiert?" "Sie hatten einen Herzstillstand, aber wie Sie sehen ist es uns gelungen, Sie wieder zurück zu holen." Als sie das sagte konnte ich es nicht mehr zurückhalten und schluchzte auf. "Warum haben Sie das gemacht?! Ich hätte bei meiner Frau sein können! Stattdessen muss ich mit Gedächtnislücken leben und hab Stimmungsschwankungen wie ein pubertierender 16 jähriger...!" schrie ich sie unter Tränen an. "Ich will doch... n-nichts anderes als... b-bei meiner Prinzessin zu se-sein!!" "Herr Haber, wir konnten Sie nicht sterben lassen... Dadurch würden wir unsere Approbation verlieren. Außerdem widerspricht das Ihrer Patientenverfügung." "Ich... Ich weiß... Aber es gibt Tage, da vermisse ich meine Freya so sehr, dass es wehtut, verstehen Sie?" Dr. Saarinen nickte. "Natürlich verstehe ich das. Sie müssen aber auch an den Teil Ihrer Familie denken, der noch lebendig ist." "Ach hören Sie auf damit... Ich sterbe sowieso, erst recht nach der misslungenen OP, oder nicht?" Sie schaute mich an. "Ja, leider haben Sie recht. Deswegen haben wir Sie auch immer noch nicht auf die Normalstation verlegt." "Ok... Und wann machen Sie das? Oder werde ich hier...?" fragte ich zögerlich, denn ich traute mich gar nicht, dieses Wort überhaupt auszusprechen. "Ich weiß es nicht genau, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist sehr hoch, ja." "Aber warum? Mir geht's doch gut." "Ja, im Moment ist das so und das freut mich für Sie. Es ist aber leider so, dass das nicht immer ein gutes Zeichen ist." "Wieso?" "Haben Sie schon einmal etwas von dem sogenannten Energieschub gehört?" "Ja, das heißt doch, dass man plötzlich wieder aktiver ist und viel mehr Energie hat als vorher." "Genau. Diesen Begriff gibt es auch in der Medizin und bezeichnet eine Phase vor dem Tod. Der Patient blüht auf und man hat das Gefühl, dass es ihm deutlich besser geht, aber dieser Zustand hält meistens nicht lange an." "Wie lange denn?" "Das kann man nicht genau sagen... Ein paar Tage, Wochen... Manchmal aber auch nur ein paar Stunden." "Bin ich in dieser Phase?" "Ich fürchte ja, aber genau weiß das niemand..." "Ok... Weiß man Sohn von Ihrer Vermutung?" "Ich hab es ihm und Ihrer Schwiegertochter gesagt, aber er möchte es, verständlicherweise, nicht einsehen." "Ja... Ihm fällt es schwer das zu akzeptieren." "Und was ist mit Ihnen?" "Mir bleibt doch nichts anderes übrig als es zu akzeptieren. Auch wenn ich liebend gern mehr Zeit mit meinen Enkeln verbringen würde..." "Natürlich wollen Sie das. Deswegen werden die lebenserhaltenden Maßnahmen, sollten Sie sie brauchen, auch erst abgestellt, wenn nach 30 Tagen keine Besserung eintritt." "Ja... Was kam eigentlich bei dem CT raus?" "Nichts, was wir nicht schon wussten. Ich muss jetzt zu meinen anderen Patienten, oder brauchen Sie noch etwas?" "Nein. Danke, dass Sie so ausführlich mit mir gesprochen haben. Jetzt weiß ich wenigstens woran ich bin." "Kein Problem Herr Haber, wenn was ist melden Sie sich einfach ja?" "Ist gut." "Ok, dann bis morgen." "Bis morgen." Ich lächelte leicht und sie verließ mein Zimmer. Ich wischte mir die Tränen weg und lehnte mich zurück.Ich hoffe es gefällt euch! Schreibt's in die Kommentare und bis bald ❤️
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The Story behind our Love (Samu Haber FF)
FanfictionHelsinki 2050: Samu Haber passt auf seine beiden Enkel Lars und Klara auf, da ihre Eltern übers Wochenende beruflich verreisen müssen. Sie beschließen die Zeit in der Hütte im Wald zu verbringen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist...