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Kristoffs Sicht:
Nachdem wir Lars und Klara in die Schule, beziehungsweise in den Kindergarten gebracht hatten, fuhren wir ins Krankenhaus zu meinem Vater. Ihm ging es in den letzten Tagen wieder sehr gut, zumindest wenn man bedenkt, wie es um seinen Gesundheitszustand steht und darüber freute ich mich natürlich, auch wenn Sofia meine Euphorie etwas zu bremsen versuchte. "Freust du dich etwa nicht, dass es ihm so gut geht?" "Doch selbstverständlich freue ich mich darüber, aber du darfst auch nicht vergessen, dass er immer noch Lungenkrebs im Endstadium hat..." "Laut Dr. Toivio hat er noch einen Monat und wer weiß? Vielleicht stimmt seine Prognose ja auch gar nicht und er lebt noch länger." "Das wäre natürlich super, aber mach dir bitte keine allzu großen Hoffnungen ok Schatz?" Wir standen im Aufzug und Sofia sah mich an. "Ist gut Liebling." erwiderte ich und nahm ihre Hand. Als sich die Türen öffneten gingen wir zu Papas Zimmer, doch was ich dann durch die Scheibe sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren: Mein Vater lag im Bett, hatte die Augen geschlossen und wieder diese Sauerstoffbrille auf! "Nein... Nein...Nein...!" stotterte ich immer wieder vor mich hin und bemerkte gar nicht, wie Dr. Saarinen zu uns kam. Erst als meine Frau die Hand auf meinen Arm legte und meinen Namen rief löste ich mich aus meiner Starre, dann entdeckte ich auch die Ärztin. "Was ist passiert...?" fragte ich ängstlich und musste schlucken. "Herr Haber, ich kann verstehen, dass das alles sehr schrecklich für sie aussehen muss, aber es ist alles in Ordnung. Ihr Vater schläft nur." "Er... Er schläft?" "Ja. Er atmet auch weitestgehend selbstständig, er hatte vorhin nur ein bisschen Atemnot, was aber höchstwahrscheinlich dem Tumor in seiner Lunge und der Panikattacke von vorhin zuzuschreiben ist." "Moment... Warum Panikattacke?" hörte ich meine Frau fragen. "Jeute morgen bei der Visite hat er mich nach seiner Frau gefragt. Sie haben mir erzählt, dass Ihre Mutter vor zwei Jahren an Krebs verstorben ist, deshalb war ich überrascht, warum er plötzlich nach ihr fragt. Auf die Frage welcher Tag und welches Jahr es sei, konnte er mir korrekte Antworten geben, also hab ich ihn ins CT geschickt, um zu sehen, ob und inwieweit sich die Bilder im Vergleich zu vorher verändert haben." "Und haben sie sich verändert? Sind es jetzt noch mehr Metastasen?" "Nein, es war alles beim alten." "Ok... Sie haben ihm dann aber hoffentlich schonend beigebracht, dass Mama nicht mehr kommen wird, oder?" "Das hätte ich natürlich gemacht, aber er hat es selbst herausgefunden. Als ich mit ihm die Befunde besprechen wollte, saß er auf dem Bett und war hemmungslos am weinen." "Oh ok..." Ich musste schlucken und drückte Sofias Hand leicht. "Das hat ihn wirklich ziemlich fertig gemacht. Nach dem Gespräch hatte er sich wieder beruhigt, aber dann ging es vor ungefähr einer Stunde wieder los. Seine Frau fehlt ihm so sehr, dass er unbedingt zu ihr will. Er wollte sogar das Zimmer verlassen und selbst zu ihr gehen. Am Ende mussten wir ihn dann fixieren und ihm ein leichtes Beruhigungsmittel spritzen, aber die Wirkung müsste bald vorüber sein." "Und dann wacht er wieder auf?" "Genau. Die Sauerstoffsättigung sollte dann auch wieder in einem gesunden Bereich sein." "Ok... Können wir trotzdem zu ihm?" "Na sicher, gehen Sie nur. Und sagen Sie mir Bescheid, wenn irgendetwas ist." "Gut, danke Dr. Saarinen." "Kein Problem." Sie lächelte leicht und ließ uns allein. Meine Frau und ich liefen in Papas Zimmer und setzten uns ans Bett.

Etwa eine Stunde später wachte mein Vater auf. Er öffnete die Augen und sah sich zunächst ein wenig desorientiert um. "Sofia... Kris, seit wann seid ihr denn da?" fragte er verschlafen, als er uns entdeckt hatte. "Hallo Samu. Wir sind noch nicht so lang hier, wie geht es dir denn?" "Besser als heute morgen..." Er schaute zu mir und fuhr fort: "Mein Junge, ich hab mir solche Vorwürfe gemacht... Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schrecklich ich mich gefühlt habe... Ich... Ich habe einfach Mamas Tod vergessen, es tut mir so wahnsinnig Leid, das..." "Papa, hey, es ist alles in Ordnung. Ich bin dir nicht böse und Mama bestimmt auch nicht." "Nicht?" "Nein... Du kannst doch nichts dafür." "Aber so etwas kann ich doch nicht einfach so vergessen..." "Du hast es aber vergessen und daraus macht dir niemand einen Vorwurf." "Genau Samu. Das liegt ja nicht an dir, sondern an den Metastasen in deinem Hirn." Er schaute uns beide an und nickte leicht. "Es tut mir trotzdem Leid." "Das weiß ich doch Papa." lächelte ich leicht und sah ihn an. Wenig später kam eine Schwester ins Zimmer und kontrollierte seine Werte, danach nahm sie ihm die Sauerstoffbrille wieder ab und verabschiedete sich.

Samus Sicht:
Wir redeten über dies und das und plötzlich verspürte ich den Drang Klara und Lars zu sehen. "Wo sind die Kinder? Ich möchte meine Enkelkinder sehen...!" "Aber...Die Kinder sind in der Schule und im Kindergarten..." "Dann schmuggelt sie hierher, ist mir egal wie ihr das macht, aber ich will sie sehen!" rief ich mit Nachdruck. Ich musste den beiden unbedingt etwas sagen. Mein Sohn und seine Frau schauten uns sich an. "Na gut, dann geh ich eben selbst." meinte ich, nach ein paar Sekunden der Stille. Ich versuchte aufzustehen, aber Sofia drückte mich wieder zurück in die Kissen. "Lass gut sein Samu. Wir holen die beiden..." sagte sie und so verabschiedeten die zwei sich und verließen den Raum. "Ja! Pass gut auf die Frau auf Kris, die weiß wann man was riskieren muss!" rief ich ihnen hinterher und sackte erschöpft ins Kissen. Mit Unbehagen stellte ich fest, wie schwer mir das Atmen inzwischen fiel. War es etwa genauso, wie die Ärztin heute morgen erklärt hatte?

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The Story behind our Love (Samu Haber FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt