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Als wir in Samus Zimmer kamen schnappte ich erschrocken nach Luft. Er lag auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und war an ein EKG angeschlossen. In seinem Arm steckte ein Zugang und er hatte eine Sauerstoffbrille auf. "Opa!" Die Kinder liefen an sein Bett. "Wach auf!" rief Klara und rüttelte an seinem Arm. "Lass das Süße..." "Aber er soll aufwachen..." "Ja... Aber wenn du an ihm rüttelst, bringt das nichts." "Er wacht doch wieder auf. Oder Mama?" Lars schaute zu mir auf. "Ich... Ich weiß es nicht..." gab ich zu und sah zu Kristoff. Tränen liefen ihm über die Wangen und er hielt die Hand seines Vaters. Still setzten wir uns an Samus Bett und so vergingen die Stunden. Klara und Lars waren irgendwann eingeschlafen und wir wurden gebeten, das Krankenhaus zu verlassen. "Sie melden sich sofort, wenn etwas passiert?" "Natürlich Herr Haber. Kommen Sie gut nach Hause und schlafen Sie sich aus. Morgen können Sie sofort wiederkommen, in Ordnung?" "Ja..." "Danke Dr. Saarinen." "Kein Problem Frau Haber. Bis morgen." "Bis morgen." Wir gingen zum Auto und fuhren nach Hause. Dort brachten wir die Kinder ins Bett und legten uns wenig später ebenfalls hin. Kristoff lag mit dem Rücken zu mir, trotzdem konnte ich hin und wieder ein leises Schluchzen hören. Ich musste schlucken und rückte näher an ihn heran. "Ich bin da Schatz... Egal was passiert, du bist nicht allein..." hauchte Ich und legte meinen Arm um ihn. Natürlich wusste ich, dass meine Worte nichts an der momentanen Situation änderten, aber ich wollte, dass ihm meine Unterstützung bewusst war. Mein Mann ab nur ein nichtssagendes Brummen von sich und irgendwann verriet mir sein gleichmäßiger, ruhiger Atem, dass er eingeschlafen war.

Das alles war jetzt knapp eine Woche her. Samu war immer noch nicht wach und Kristoff hatte sich inzwischen von der Arbeit freistellen lassen um Tag und Nacht bei ihm sein zu können. Ich konnte ja verstehen, dass er so viel wie möglich bei seinem Vater sein wollte, wer weiß, ob Samu je wieder aufwacht, aber dabei vergaß er total, dass er auch an sich und seine Gesundheit denken musste. Wenn ich jedoch versuchen würde ihn nach Hause zu holen, würde ich nur auf Gegenwehr stoßen. Er wollte seinen Vater nicht alleine lassen und das konnte ich total nachvollziehen, allerdings musste er auch mal an sich denken. "Wann können wir wieder zu Opa?" fragte Lars gerade, als ich mit den Kindern zu Abend gegessen hatte. "Ich hoffe bald." antwortete ich und lächelte leicht. Wir hatten uns darauf geeinigt, die Kinder erst wieder zu ihm zu lassen, wenn er wieder wach ist, oder wenn die Frist von einem Monat abgelaufen ist, die in seiner Patientenverfügung stand, und die Geräte abgestellt werden. "Warum dürfen wir nicht zu ihm?" "Weil ihr das nicht sehen müsst... Das würde er nicht wollen." "Aber warum nicht? Hat er uns nicht lieb...?" "Natürlich hat er euch lieb Klara... Es ist nur so, dass er möchte, dass ihr ihn so in Erinnerung behaltet, wie er vor dem Krebs und der OP war und nicht so krank wie er jetzt ist." "Aber ihr sagt uns, wenn er aufwacht?" "Selbstverständlich. Sobald Opa wieder wach ist, könnt ihr sofort zu ihm." "Gut..." "Papa passt auf ihn auf oder?" "Ja" "Heute muss er aber mal damit aufhören und auf sich aufpassen" fügte ich in Gedanken hinzu und fuhr an meine Kinder gewandt fort: "Was haltet ihr davon, wenn ihr heute bei Oma schlaft? Das wird euch bestimmt ablenken." "Jaa!" rief Klara sofort begeistert und lächelte. Ihr Bruder war nicht ganz so euphorisch darüber, aber auch er willigte ein und so packte ich, nachdem ich meine Mutter angerufen und mit ihr darüber gesprochen hatte, mit den beiden ihre Rucksäcke, bevor ich sie zu ihrer Oma fuhr.
"Bis morgen Mama, hab dich lieb!" "Ich hab euch auch lieb. Bis morgen ihr Süßen und schlaft gut." lächelte ich und gab den beiden einen Kuss. "Danke Mama." sagte ich, während ich meine Mutter umarmte. "Kein Problem Sofia, bestell schöne Grüße ja?" "Mach ich, bis morgen." "Bis morgen." Ich verließ das Haus und fuhr weiter ins Krankenhaus.
Dort angekommen fuhr ich mit dem Aufzug nach oben auf die Neurochirurgie und ging zu meinem Mann. Er saß neben dem Bett und hatte den Kopf auf Samus Bauch liegen. "Schatz?" rief ich und als er sich nicht rührte wiederholte ich mich, war aber diesmal etwas lauter. Kristoff richtete sich auf, rieb sich durchs Gesicht und blickte sich verwirrt um. "Sofia..." murmelte er, als er mich sah. Ich lächelte leicht und sah ihn an. "Geh nach Hause." Er schüttelte den Kopf. "Nein, mir geht's gut..." "Geht's dir nicht. Seit einer Woche kommst du nur noch für ein kurzes Schläfchen nach Hause." erklärte ich und kam auf ihn zu. "Ich brauch bloß einen Kaffee... Kannst du bei ihm bleiben und ich hol mir schnell einen?" fragte er, bevor er herzhaft gähnte. "Ich bleib so lange es geht bei ihm. Die Kinder sind bei meiner Mutter, du kannst dich also in Ruhe ausschlafen." Kristoff seufzte und gab zu: "Ich weiß nicht, aber ich hab das Gefühl wir verlieren ihn... Bis jetzt hatte ich immer den Eindruck, dass er mir zuhört, wenn ich mit ihm rede, aber jetzt... Ich glaube er gibt auf... Ich hab so verdammt Angst davor, dass sobald ich das Krankenhaus verlasse, der Anruf kommt, dass er tot ist... " Ich schüttelte den Kopf." Das wird heute Nacht nicht passieren." "Versprichst du es mir?" "Mhm. Wenn er sich davon stiehlt, kriegt er es mit mir zu tun." Kristoff lächelte leicht. "Er würde uns nicht alleine lassen ohne sich zu verabschieden, das weißt Du doch." Mein Mann nickte leicht und stand auf. "Danke Schatz..." "Kein Problem..." Er verließ das Zimmer und ich setzte mich auf seinen Platz und sah in Samus Gesicht. "Ich hoffe du hast gut zugehört. Ich will nachher nicht als Idiot dastehen." Auch wenn ich fest damit rechnete, dass keine Reaktion von ihm kommen wird hauchte ich: "Eine Menge Leute zählen auf dich, also reiß dich bitte zusammen..."

Kristoffs Sicht:
Ich fuhr nach Hause und ließ mich, müde und erschöpft wie ich war, ins Bett fallen und schlief auf der Stelle ein. Die Sorgen um meinen Vater hatten natürlich nicht aufgehört, aber ich wusste, dass Sofia bei ihm war und ich mich auf sie verlassen konnte. Sie würde mich augenblicklich anrufen, wenn sich an seinem Zustand irgendetwas verändert.
Als ich ein paar Stunden später aufwachte stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Ich war gerade auf dem Weg nach unten in die Küche um etwas zu frühstücken, als plötzlich das Telefon klingelte. Sofort lief ich los und ging ran. "Haber?" "Ja guten Tag Herr Haber, hier ist Dr. Saarinen von der Neurochirurgie." "Ist... Ist was mit meinem Vater...?" fragte ich und merkte wie mir schwindelig wurde. "Kommen Sie am besten hierher. Geht das? Ansonsten rufen Sie sich bitte ein Taxi." "Ja ja alles gut... Ich... Ich bin sofort da. Bis gleich." stotterte ich und legte auf. In Windeseile zog ich mich um und machte mich fertig, dann stieg ich ins Auto und fuhr ins Krankenhaus. Auf der Neurochirurgie lief ich den Gang entlang auf die Ärztin zu, die bereits auf mich wartete." "Verdammt, wäre ich doch bloß nicht weggegangen! Ist alles Ok? Ist er tot...?!" fragte ich sie völlig aufgelöst. "Los, kommen Sie schnell..." "Oh Gott wo ist Sofia? Sagen Sie mir was los ist Dr. Saarinen!" Sie zeigte in das Zimmer wo mein Vater hellwach und munter im Bett saß. "Kristoff... Wo warst du denn?" fragte er und sah mich mit einem breiten Grinsen an.

Ich hoffe es stört euch nicht, dass das Kapitel so lang ist und es gefällt euch trotzdem 😅❤️ Schreibt's in die Kommentare und bis bald 😊

The Story behind our Love (Samu Haber FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt