Es vergingen fast vier Wochen und ich war mit den Kindern so oft es ging bei meinem Schwiegervater. "Sofia, weißt du, ob Kristoff kommen möchte? Es muss ja nicht heute sein, aber ich würde mich freuen ihn zu sehen..." Ich sah ihn mitleidig an. "Tut mir Leid Samu, aber er wird nicht kommen..." "Ok..." Er senkte den Kopf. "Ich wünschte ich könnte dir was anderes sagen..." "Ist schon gut, ich bin ja froh, dass wenigstens ihr hier seid." "Ja, kein Problem." Ich lächelte leicht. "Sollen wir mal mit Papa reden?" fragte Klara. "Das könnt ihr gern versuchen, aber ich glaube nicht, dass das was bringt." "Doch wir machen das!" rief sie. Samu lächelte leicht und umarmte die beiden. "Ich hab euch so so lieb, vergesst das nicht ok? Niemals." "Wir haben dich auch lieb Opa!" Er schaute seine Enkel an und gab ihnen beiden einen Kuss auf die Stirn. Sie lächelten und kuschelten sich an ihn. Ich musste unbedingt mit Kristoff sprechen, denn Samu jedes Mal so zu enttäuschen, tat einfach nur weh. Auch wenn die Diagnose erst einen Monat her war, sah man, dass er immer schwächer wurde. Er war abgemagert, die Abgeschlagenheit war ihm anzusehen, auch wenn er das vor den Kindern so gut wie möglich versteckte. Kristoff und er hatten immer so ein gutes Verhältnis zueinander und jetzt, kurz vor seinem Tod stellt er sich so stur? Wie konnte er das mit seinem Gewissen vereinbaren? Es geht hier immerhin um seinen Vater. Dem einzigen Elternteil, das er noch hat...
Als wir später zuhause waren kochte ich und aß mit den Kindern. Wir redeten viel über ihren Opa und ich musste ihnen versprechen noch heute Abend mit Kristoff zu sprechen, dass er seinen Vater endlich auch mal besucht. Nach dem Essen gingen Klara und Lars hoch und ich räumte den Tisch ab, danach brachte ich die beiden ins Bett und wartete auf meinen Mann.
Um 22:00 Uhr hörte ich wie die Haustür auf und wieder zu ging und kurz darauf kam Kristoff ins Wohnzimmer. "Hey Schatz." lächelte er und küsste mich. "Hey... Wie war der Flug?" fragte ich ebenfalls lächelnd. "Gut, und bei euch so? Alles in Ordnung?" "Ja, soweit schon." "Soweit? Ist irgendwas passiert?" "Ich muss mit dir reden..." "Geht's um die Kinder?" fragte er besorgt und sah mich an. "Nein, mit denen ist alles gut, aber trotzdem müssen wir reden." "Ok... Ja ich zieh mich eben um und dann reden wir ja?" Ich nickte und schon ging er hoch. Ein paar Minuten später kam er wieder runter und setzte sich neben mich. "Was ist denn los Liebling?" Ich sah ihn an und antwortete: "Kristoff, du weißt ich würde mich niemals in deine Entscheidungen einmischen, aber diesmal muss ich es tun..." "Ach ja? Wieso?" "Weil du einen schrecklichen Fehler machst. Dein Vater ist sterbenskrank. Vielleicht erlebt er nicht mal mehr den nächsten Tag, weil er an seinem Blut erstickt oder keine Ahnung... Ich weiß es nicht..." "Komm zum Punkt Sofia." meinte er ungeduldig. Ich schluckte und erklärte: "Ich will sagen, dass du zu ihm gehen sollst. Du musst nicht mit seiner Entscheidung einverstanden sein, aber du solltest für ihn da sein." "Er will doch keine Hilfe." "Er will Unterstützung. Und zwar von dir." Er sah mich an. "Und was soll das bringen? Durch Händchen halten und Mitleid wird er auch nicht wieder gesund...!" "Nein, leider nicht, aber er fühlt sich nicht mehr allein!" "Er ist doch nicht allein. Du bist fast jeden Tag bei ihm, nimmst am Wochenende sogar die Kinder mit." "Ja und darüber freut er sich auch, aber du fehlst ihm Kristoff. Jedes Mal fragt er nach dir, seinem einzigen Kind, und die Traurigkeit in seinen Augen, wenn ich sage, dass du nicht kommst, bricht mir das Herz...!" "Und mir bricht es das Herz ihn so krank zu sehen, warum versteht das denn keiner?!" rief er plötzlich und sah mich verzweifelt an. Ich nahm seine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. "Ich versteh es doch, aber glaub mir, wenn es irgendwann zu spät ist, wirst du es bereuen, nicht bei ihm gewesen zu sein. In den ersten Wochen wird das einzige, was dir durch den Kopf geht geht sein: 'Warum war ich nicht da?'. Irgendwann wird dieser Gedanke nicht mehr so present sein, aber er kommt früher oder später in einem ruhigen Moment wieder hoch und das wird dir das Herz mehr brechen, als der Anblick eines kranken Angehörigen. Glaub es mir, ich weiß wovon ich spreche." Kristoff blieb einen Augenblick lang still, bevor er sagte:" Du hast ja recht Sofia... Aber ich... Ich habe einfach Angst verstehst du? Mamas Tod ist erst zwei Jahre her und ich bin noch nicht bereit dazu, jetzt auch noch meinen Papa zu verlieren..." "Das weiß ich... Und ich verstehe es auch, aber dafür wirst du niemals bereit sein... Wir reden schließlich von dem Mann, der dich großgezogen hat, aber du musst dich deiner Angst stellen, sonst wird es hinterher noch schlimmer und du machst dir den Rest deines Lebens Vorwürfe deswegen." "Ja, du hast Recht... Weißt du was? Ich hab morgen frei und dann fahr ich zu ihm." Ich fing an zu lächeln und umarmte ihn. "Sehr schön, danke Schatz!" rief ich und drückte ihn an mich. "Nein, ich muss dir danken, dass du mir die Augen geöffnet hast." lächelte er und strich über meine Wange. "Und da das ja jetzt geklärt ist, würde ich gerne etwas essen." "Natürlich. Komm, ich setz mich zu dir." Wir standen also auf und gingen in die Küche.
So, ihr dachtet doch nicht, dass ich Vater und Sohn für immer entzweie oder? Meine Storys gehen schließlich (fast) immer gut aus 😅 Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel! Schreibt's in die Kommentare und bis bald 😊
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The Story behind our Love (Samu Haber FF)
FanfictionHelsinki 2050: Samu Haber passt auf seine beiden Enkel Lars und Klara auf, da ihre Eltern übers Wochenende beruflich verreisen müssen. Sie beschließen die Zeit in der Hütte im Wald zu verbringen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist...