Luciens Partys waren extravagant.
Wenn er auf etwas Wert legte, dann darauf, dass er heraus stach und alles so perfekt wie möglich war.
Das war der Grund, aus dem ich eines meiner zwar kurzen, aber eleganteren Kleider anzog; einigen würde ich vermutlich sowieso wegen meines scheinbaren Alters auffallen, da wollte ich nicht auch noch underdressed wirken.
Außerdem war ich Freyas Rat gefolgt; ich hatte einen (wenn auch kleinen) Pfahl aus Holz um meinen Oberschenkel geschnallt, allerdings so, dass er von meinem Kleid verdeckt wurde.Ein kurzes Bing! ertönte, bevor sich die Türen des Fahrstuhls aufschoben und ich trat heraus.
Vor mir befand sich eine Flügeltür aus dunklem Holz und dahinter nahm ich dumpf den Klang von Musik und Stimmen war.
Ich ging auf die Tür zu und wollte sie gerade aufstoßen, als sie von innen geöffnet wurde."Lucille, was für eine schöne Überraschung", begrüßte Lucien mich mit einem breiten Grinsen, das ich allerdings nicht erwiderte.
Vielleicht sollte ich nett zu ihm sein, angesichts der Tatsache, dass ich diejenige war, die einen Gefallen von ihm einforderte, doch das fiel mir ziemlich schwer."Hallo Lucien", erwiderte ich kühl, doch er ließ sich nicht beirren und wies mit einer einladenden Geste auf den Raum hinter sich.
Auch wenn ich ihn nach wie vor nicht leiden konnte.
"Du bist zwar nicht eingeladen, aber komm doch bitte rein."
"Danke", erwiderte ich mit einem offensichtlich gespielten Lächeln auf den Lippen und machte aus Spaß einen kleinen Knicks bevor ich eintrat.
Lucien schmunzelte sichtlich amüsiert und schloss dann die Türen hinter mir.Ich hatte mit meiner Vermutung Recht behalten; Lucien war nach wie vor ein Fan des Extravaganten.
Sein Penthouse war mit den modernsten Möbeln eingerichtet und bot einen wundervollen Ausblick über New Orleans.
Zu seiner Party waren nicht gerade wenig Leute erschienen; alle davon schätzte ich als relativ wohlhabend ein und die meisten von ihnen schienen nicht mehr gerade nüchtern zu sein."Möchtest du tanzen oder lieber zuerst etwas trinken?"
Luciens Atem kitzelte meine Haut, da sich seine Lippen scheinbar unmittelbar hinter meinem Ohr befanden.
Dieser Idiot.
Ich drehte mich um, nur um festzustellen dass er wirklich unmittelbar vor mir stand.
Mit einem Schritt nach hinten vergrößerte ich die Distanz zwischen uns und schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick.
"Ich würde lieber etwas trinken, danke", erwiderte ich kalt.
Einige der Gäste hier tanzen zur Musik, doch tanzen hatte noch nie zu meinen Lieblingsaktivitäten gezählt.Lucien nickte und ging an mir vorbei zu einem der Sofas, neben denen ein Tisch mit Getränken stand.
Ich folgte ihm und hielt währenddessen nach Klaus Ausschau, den ich allerdings nirgends ausfindig machen konnte.
"Bourbon?", fragte Lucien und ich blickte zu ihm.
Das wusste er also tatsächlich noch, trotz all den Jahren die seit unserer letzten Begegnung vergangen waren...
"Ja, bitte", antwortete ich und einen Moment später reichte er mir das Glas.
"Sieh mal einer an, du trinkst ja doch mit mir", meinte er und ließ sich auf der Couch nieder.
Ich tat es ihm gleich und nahm einen Schluck von dem Bourbon, der zugegebenermaßen ziemlich gut schmeckte.
"Ich trinke nicht mit dir, Lucien", erwiderte ich zynisch.
"Ich trinke, damit ich deine Anwesenheit besser ertrage."
Er lachte kurz auf und trank ebenfalls von seinem Drink."Wenn meine Anwesenheit wirklich so schwer für dich zu ertragen ist, Kleine, wieso bist du dann hier?", fragte er sarkastisch.
"Um dich etwas zu fragen", antwortete ich wahrheitsgemäß, woraufhin er überrascht die Brauen hob.
"Und wie kommst du auf die Idee, dass ich dir eine Antwort gebe?"
Ich verdrehte die Augen, auch wenn mir vorher schon klar gewesen war, dass ich ihm ohne solche Kommentare kein Wort entlocken würde.
"Oh, ich dachte ich hoffe einfach, dass du heute gut gelaunt oder betrunken bist", erwiderte ich und entlockte ihm so ein kleines Schmunzeln.
Er seufzte gespielt.
"Ich fürchte, dann bist du wohl gezwungen noch ein bisschen mehr mit mir zu trinken."
Ich verdrehte die Augen, denn ich konnte mir sehr wohl denken wieso.
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Lucille St. John - Little Vampire
FanfictionKeine Person weiß, wer sie wirklich ist. Keine Person weiß, was sie wirklich ist. Und vor allem weiß keine Person, wie alt sie wirklich ist... Es gibt viele Vampire, die für den Rest ihres ewigen Lebens im selben Körper leben müssen - doch Lucille S...