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"Das war nicht gerade freundlich!", hörte ich Kol ein Stockwerk unter mir sagen.
Ich verdrehte die Augen. Natürlich war ich froh, dass er wieder wach war, aber mir war von vorn herein klar gewesen, dass es zwischen ihn und Lucien nur Probleme geben würde.

Sanft legte ich Hope, die gerade eingeschlafen war, wieder ins Bett und verließ dann ihr Zimmer.
In Vampirgeschwindigkeit rannte ich nach unten, wo Kol und Lucien sich direkt gegenüber standen.

"Ich würde mich ja entschuldigen, aber bei dir tut es mir irgendwie so ganz und gar nicht leid, Kol. Ich dachte, du genießt einen Kampf mit jemandem der dir ebenbürtig ist vielleicht", erwiderte Lucien und lächelte.
Ich verdrehte die Augen.
Bevor Kol Lucien angreifen konnte, stellte ich mich zwischen die beiden.

"Glaub mir, Kol, ich verstehe wieso du wütend bist, aber ich glaube noch mehr vergossenes Blut hilft uns gerade nicht wirklich weiter", meinte ich genervt.
Kol weitete überrascht die Augen.
"Du lebst?"
Ich lächelte und warf Lucien einen kurzen Blick zu, bevor ich mich wieder an Kol wandte.

"Du denkst doch nicht, ich lasse mich von einer billigen Urvampir-Kopie töten?", erwiderte ich ironisch und er grinste, bevor er zu mir kam und mich in eine kurze Umarmung zog.

"Was hat die billige Urvampir-Kopie denn schon wieder angestellt?", fragte eine Stimme vom Eingang her un dich drehte mich um.
Klaus und Hayley betraten gemeinsam mit Rebekah das Anwesen.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich die Urvampirin sah - ohne sie war New Orleans nicht so schön wie sonst.

"Lucien, dieses Haus wurde erst kürzlich renoviert, ich hoffe doch sehr du wirst für die kaputten Möbel aufkommen", bemerkte Klaus mit einem Seitenblick auf die zerschmetterten Stühle.
"Bitte, Nik, wie du willst", erwiderte Lucien sarkastisch, "ich weiß doch wie knapp euch das Geld ist."
Ich unterdrückte ein Lachen, denn wenn es den Mikaelsons an einer Sache nicht mangelte, dann war es Geld.

"Ist Hope okay?", fragte Hayley an mich gewandt und ich nickte.
"Sie war zwischendurch kurz wach, aber jetzt schläft sie wieder."
"Das wundert mich nicht", murmelte Hayley und ließ ihren Blick ebenfalls über die kaputten Möbelstücke wandern und schenkte sich dann einen Bourbon ein.

Rebekah sah sich ebenfalls um und ihr Blick blieb an mir hängen.
An meiner Haut klebte immer noch trockenes Blut und mein Jumpsuit hatte dort ein Loch, wo Lucien mit dem Holz zugestoßen hatte.
"Gott, das wäre so ein schönes Teil gewesen!", meinte sie mit einem bedauernden Blick auf meine Kleidung.
Ich musste lachen; genau deswegen liebte ich Rebekah so.

Dann fiel mir allerdings eine andere Sache ein und ich wurde wieder ernster.
"Wo ist Freya?", fragte ich.
Rebekah seufzte und Klaus tat es Hayley gleich und griff zum Bourbon.
"Elijah ist auf der Flucht. Die Strix sind nicht die einzigen, die ihn tot sehen wollen, jetzt wo die Erschaffungsbindung gebrochen ist. Freya hat beschlossen ihn zu begleiten", erklärte Klaus.

Hayley sah irgendwie gequält aus; ich wusste, dass zwischen ihr und Elijah irgendetwas war, glaube aber, dass es kompliziert war.
Wie immer in dieser Familie, ich konnte mich nicht erinnern, wann das letzte mal etwas einfach gewesen war.

Einige Tage später war ich wieder Babysitter für Hope, da Hayley in der Kirche war, die Marcel zu einer Art Kampfstudio umfunktioniert hatte.
Außerdem mochte ich es, auf sie aufzupassen - zwar erinnerte es mich teilweise schmerzlich daran, dass ich selbst gern ein Kind gehabt hätte, doch andererseits hatte ich das Gefühl, ihr die Fürsorge geben zu können, die ich für mein Baby gehabt hätte.

Heute war ich mit ihr in die Bibliothek gegangen und hatte mir mit ihr gemeinsam Bilderbücher angesehen und wir waren inzwischen auf dem Weg zurück zum Anwesen.
Ich hatte Hope ein Eis gekauft und hielt sie an der Hand, während wir die Straßen von New Orleans entlangschlenderten.

"Dürfen so kleine Kinder überhaupt schon Eiscreme essen?", fragte auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir und ich drehte mich um.
Lucien stand vor mir und lächelte mich an.
"Sie ist eineinhalb, ich denke eine Kugel Vanilleeis wird sie nicht umbringen", erwiderte ich und nahm Hope hoch.
"Außerdem soll sie mich ja mögen", fügte ich sarkastisch hinzu, woraufhin er lachte.

Wir setzten unseren Weg zu den Mikaelsons gemeinsam fort.
"Gibt es etwas neues von den Strix?", fragte er und ich schüttelte den Kopf.
"Wir haben weder von Elijah noch von Freya gehört", seufzte ich. Auch wenn meine Beziehung zu den beiden nie so stark gewesen war wie zu den anderen der Mikaelsons machte ich mir Sorgen um sie.
Lucien nickte und sah dann mich und Hope an.
"Wieso adoptierst du sie nicht einfach?", fragte er dann grinsend.
"Das würde ich gerne, aber ich glaube Klaus und Hayley hätten etwas dagegen", meinte ich.

"Du magst Kinder, nicht wahr?", fragte er und ich nickte.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt ihm zu erzählen, was 1903 wirklich passiert war und wen ich gesehen hatte, als ich mich nach dem Brand bei den Mikaelsons an der Schwelle zum Tod befunden hatte.

"Ich... Weißt du noch, als du mich gefragt hast, was ich gesehen habe, nachdem ich bei dem Brand fast gestorben bin?"
Er nickte und sah mich aufmerksam an.
"Ich habe meinen Ex-Freund gesehen", begann ich. "Wir waren zusammen, als ich fünfzehn war. Wir waren jung und dumm und ich bin schwanger geworden. Ich wollte das Kind haben, wirklich. Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde, aber ich wollte einfach eine Familie und ein normales Leben. Und dann wurde ich verwandelt und habe mein Baby verloren."
Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich wischte sie schnell weg und setzte ein Lächeln auf.
"Deswegen... Es ist schön, wenn ich immerhin auf Hope aufpassen kann."

Lucien griff nach meiner Hand und brachte mich so dazu, mit ihm kurz stehen zu bleiben.
"Das tut mir so leid, Cece", sagte er. Es war nicht die Art von Beileidsbekundung, die man nur aussprach, weil er der Anstand so verlange - bei ihm klang es wirklich aufrichtig.

"Danke", erwiderte ich und lächelte schwach. "Aber ich komme inzwischen besser damit klar. Und außerdem habe ich ja dich."
Lucien lächelte mich an und küsste mich kurz auf die Lippen, wobei sich erneut ein Kribbeln in meinem Brustkorb ausbreitete.

Für diesen Moment schien alles in Ordnung zu sein.
Ich war dankbar, wieder nach New Orleans zu den Mikaelsons zurück gekehrt zu sein, da ich hier das Gefühl hatte, wirklich Teil einer Familie zu sein.
Und ich hatte Lucien. Jahrzehnte lang hatte ich mir gewünscht, endlich bei ihm sein zu können und jetzt war ich das.
Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich das Gefühl, so etwas wie Frieden gefunden zu haben.

Die Story neigt sich langsam dem Ende zu 😅
Es kommen noch ein oder zwei Kapitel (oder mehr, mal sehen), aber ich hab schon einen Plan für ein Ende:) Weiß nur noch nicht genau ob es ein Happy Ending wird, was meint ihr?

Lucille St. John - Little VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt