Panisch schnappte ich nach Luft und riss die Augen auf.
Ich war nicht mehr auf der anderen Seite, das war mir sofort klar.
Aber wo war ich bitte dann?Verwirrt setzte ich mich auf.
Ich erkannte das Anwesen der Mikaelsons in New Orleans augenblicklich wieder, doch wo war ich?
War ich etwa doch noch auf der anderen Seite?
Oder war das mein endgültiger Tod?
Eigentlich hätte ich das für die wahrscheinlichste Lösung gehalten, doch eine Sache ließ mich etwas anderes glauben:
All die Menschen, die um mich herum standen.Freya stand direkt vor mir und hielt die Hand eines jungen Mädchens, das etwa 15 oder 16 Jahre alt zu sein schien und mir sehr bekannt vor kam, auch wenn ich sie noch nie gesehen hatte.
Rechts neben den beiden standen Klaus und Rebekah, die mich erstaunt ansahen."Ihr habt es geschafft", flüsterte Rebekah eindrucksvoll. "Ihr habt es tatsächlich geschafft."
"Lucille?"
Ich blickte zur Seite und sah Kol an, der auf mich zukam, um sich neben mich auf den Boden zu knien.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ein Kreis aus Salt mit einem Durchmesser von etwa vier Metern um mich herum gestreut worden war."Wo bin ich?", fragte ich.
Ich fühlte mich fast schon an meine ersten Momente auf der anderen Seite erinnert.
Damals hatte ich mich mindestens genauso verwirrt und fehl am Platz gefühlt wie gerade eben.
Als wäre ich aus einer anderen Dimension gerissen worden."Du bist wieder hier, Liebling", erwiderte Kol lächelnd. "Du lebst."
Ich lebte?!
Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich auf der anderen Seite verbracht hatte, doch es war mir extrem lange vorgekommen.
"Was?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
"Wir haben dich zurückgeholt", meinte Freya und lächelte mich an. "Jemandem ist es gelungen, die Erschaffungsbindung der Vampire zu Rebekah zu brechen und diese freigewordene Energie konnten wir nutzen."Ich war immer noch fassungslos.
Kol stand auf und reichte mir die Hand, um mich auf die Beine zu ziehen und als ich dastand blickte ich an mir herunter.
Ich trug immer noch mein mit Blut beflecktes Hochzeitskleid.
Wie viel Zeit war seitdem vergangen?
Nach über vierhundert Tagen auf der anderen Seite hatte ich aufgehört zu zählen."Es tut mir so leid, was damals passiert ist, Lucille", sagte Klaus, der augenblicklich auf mich zukam und mich in eine feste Umarmung schloss.
"Es ist okay, wirklich, ich habe das gerne gemacht", erwiderte ich und lächelte ihn an.
Ich meinte es tatsächlich so; zwar hatte es noch nie so geschmerzt jemanden zu verlassen, wie es geschmerzt hatte mich von Lucien zu trennen, doch ich war immer noch überzeugt davon, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.Auch Rebekah, die ihrem Bruder gefolgt war, umarmte mich ebenfalls.
"Diese Stadt war einfach nicht dieselbe ohne dich", seufzte sie erleichtert.Ich schenke ihr ebenfalls ein Lächeln, doch es gab eine Frage, die mir unter den Nägeln brannte, die ich stellen musste bevor ich über sonst etwas reden konnte.
"Wo ist Lucien?"Klaus' Miene versteifte sich und er blickte zu Boden.
Sorge stieg in mir auf wie kaltes Wasser und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde plötzlich doppelt so viel wiegen.
"Nein, sag mir bitte nicht-"
"Nein, Lucien lebt", unterbrach mich Rebekah und ich atmete erleichtert auf.
Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten sie mich gleich tot lassen können."Wir haben ihn nur seit eurer Hochzeit nicht mehr gesehen. Er war... etwas außer sich", erklärte Kol.
Das konnte ich mir vorstellen.
Ich hatte oft daran gedacht, wie Lucien wohl reagieren würde und gehofft, dass er keinen der Mikaelsons dafür tötete, dass Hayley mir das Leben genommen hatte.
Denn wenn Lucien wütend war... dann konnte er sehr wütend sein."Wisst ihr wo er ist?", fragte ich und Klaus seufzte.
"In Los Angeles. Dort ist der Hauptsitz seiner Firma."
Auch wenn ich es genoss, die Mikaelsons wieder zu sehen, hatte ich in diesem Moment einfach nur das Bedürfnis dazu, mich in ein Auto zu setzen und quer durchs Land zu ihm zu fahren.
Doch ich musste zuerst noch einige andere Dinge wissen."Wie viel Zeit ist vergangen?", fragte ich. "Und wie geht es Hope?"
Rebekah grinste und blickte hinter sich, während Klaus einen Schritt zur Seite trat.
Das Mädchen neben Freya, das mir eben so bekannt vorgekommen war, km ebenfalls zu mir und lächelte zaghaft.
Jetzt war mir klar, woher ich sie kannte.
Sie hatte sich so sehr verändert, war erwachsener geworden."Hallo Lucille", begrüßte sie mich.
Am liebsten hätte ich sie direkt umarmt, doch für sie musste ich fast schon fremd wirken. Oder?
"Du... Erinnerst du dich an mich?", fragte ich vorsichtig.
Sie grinste schwach.
"Als ich klein war hast du mir häufig heimlich Eis gekauft, auch wenn Mom es verboten hatte, richtig?"
Ich musste lachen und konnte nicht anders, als das Mädchen zu umarmen.Dann wurde mir allerdings erneut schwer ums Herz.
Als ich Hope zuletzt gesehen hatte, war sie etwa sieben Jahre alt gewesen.
Jetzt war sie eindeutig älter als damals."Ich habe viel verpasst, nicht wahr?", fragte ich.
"Fast neun Jahre", erwiderte Hope und ich drehte mich zu den anderen um.
Oh Gott, das war einiges.
"Glaubt mir, ich bin mehr als dankbar, wieder bei euch zu sein und ich werde wieder zurück nach New Orleans kommen", sagte ich.
"Aber ich muss zu Lucien."•
Rebekah bot mir an, dass ich in ihren Bad schnell eine Dusche nehmen konnte, doch bevor ich die Tür hinter mir schloss, rief jemand nach mir.
"Lucille?"
Ich drehte mich um und sah Hope an.
"Wenn du möchtest kannst du Klamotten von mir haben. Ich denke sie müssten dir passen", bot sie mir an.
Das stimmte. Hope war beinahe so alt wie ich bei meiner Verwandlung gewesen war und vom äußeren her hätte man und vermutlich eher für Geschwister gehalten als für... Tante und Nichte? Das drückte unser Verhältnis zueinander vermutlich am besten aus."Das ist nett von dir, danke", sagte ich und folgte ihr dann in ihr Zimmer.
"Du kannst schlecht in einem blutigen Hochzeitskleid Klamotten shoppen gehen", erwiderte sie sarkastisch und ich grinste.
"Ich mochte es schon immer Leuten Angst einzujagen, also ganz abwegig ist es nicht", erwiderte ich.Sie lächelte nur und sah mich dann mit etwas ernsterer Miene an.
"Danke", sagte sie. "Ich... ich meine diese Familie ist kompliziert. Aber wegen dir konnte ich immerhin eine Mom und einen Dad haben also... danke."
Bei ihren Worten wurde mir irgendwie warm ums Herz. Es war wie eine Art Bestätigung, dass sich all die Jahre auf der anderen Seite gelohnt hatten."Gerne, Hope", erwiderte ich lächelnd, "wirklich gerne."
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Lucille St. John - Little Vampire
FanfictionKeine Person weiß, wer sie wirklich ist. Keine Person weiß, was sie wirklich ist. Und vor allem weiß keine Person, wie alt sie wirklich ist... Es gibt viele Vampire, die für den Rest ihres ewigen Lebens im selben Körper leben müssen - doch Lucille S...