Zunächst hatte Marcel mich nicht gehen lassen wollen, doch als ich dann erwähnt hatte, dass das Leben von Davina eventuell in Gefahr sein könnte, hatte er sich tatsächlich umstimmen lassen.
Danach war es auch nicht mehr schwer gewesen herauszufinden, wo Lucien inzwischen lebte.
Partys waren schon in den Fünfzigern sein Ding gewesen und dass er gerade vermutlich wieder in einer Kneipe oder einer Bar Drinks wegkippte, war sehr wahrscheinlich.
Nachdem ich ein paar Leute befragt hatte, wusste ich eigentlich sofort, wo er sich gerade die Kante gab.Als ich vor der Bar stand, in der sich Lucien im Moment höchstwahrscheinlich aufhielt , hielt ich kurz inne, um zu lauschen.
Von drin hörte ich zwei laute Stimmen, also stieß ich die Tür auf und trat ein.
Ein paar Meter vor mir befand sich noch eine Doppeltür aus dunklem, schweren Holz.
Dahinter konnte ich eine Stimme wahrnehmen, die ich als Luciens identifizierte.
Eine weibliche Stimme antwortete ihm.
Seufzend rollte ich mit den Augen.
Natürlich war sie schon hier, was hatte ich auch anderes erwartet?Vermutlich hätte ich Angst vor Lucien haben sollen oder davor, ihm nach so langer Zeit wieder zu begegnen, angesichts der Tatsache, dass er mich inzwischen vermutlich genauso wenig leiden konnte wie ich ihn. Doch das hatte ich nicht, alles was ich empfand war sie extreme Abneigung gegen diesen Idioten und den Drang ihm den Kopf abzureißen.
Wahrscheinlich war es eine kindische Einstellung, angesichts unserer Vergangenheit, aber das war mir ziemlich egal.Also ging ich auf die Doppeltür zu und stieß sie auf.
Überall auf dem Boden der Bar lagen Menschen, von denen ich geglaubt hätte sie seien tot, hätte ich nicht klar und deutlich ihre Herzen schlagen hören können.
Vermutlich hatte Kols Freundin einen Schlafzauber angewandt.
Offensichtlich kam ich genau im richtigen Moment, denn Davina stand verängstigt etwas an die Wand gedrängt und Lucien stand unmittelbar vor ihr.
"...weißt du, wenn die Ahnen mir helfen, könnte ich vermutlich fast alles tun, allerdings gehörst du nicht gerade zu den Leuten, denen ich gerne einen Gefallen tun würde", sagte er selbstgefällig grinsend."Aber offensichtlich hält es jemand für nötig unser Gespräch zu unterbrechen", meinte er dann und drehte sich genervt um.
"Lucille, mein liebster kleiner Vampir!", begrüßte er mich lächelnd und schoss in Vampirgeschwindigkeit nach vorn, sodass er mir gegenüber stand.Plötzlich ging laute Musik an und ich konnte sehen, dass die Menschen im Hintergrund sich erhoben, als wäre nie etwas gewesen.
"Hallo Lucien", sagte ich kalt.
"Ich fass es nicht, du bist doch tatsächlich wieder hier!", meinte er lächelnd, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich zur Bar. Bei seiner Berührung überkam mich eine Welle tiefer Abneigung und am liebsten hätte ich mich einfach unter seinem Arm weggeduckt.
Die meisten Menschen, die eben noch bewusstlos am Boden gelegen hatten, hatten einfach ihre Gespräche von vorhin wieder aufgegriffen.
Ich wüsste nicht, weswegen Davina das tun sollte, also ging ich davon aus, dass die Ahnen ihre Finger hier im Spiel hatten.Ich drehte mich um und warf der Hexe einen Blick zu.
Sie stand einfach nur dort und starrte mich verwirrt an. Natürlich, sie wusste nicht einmal wer ich war.
Bevor ich etwas zu ihr sagen konnte begann Lucien wieder zu reden.
"Was führt dich hier her?", fragte er und schenkte mir Scotch in ein Glas.
"Das geht dich nichts an. Ich trinke nicht mit dir", antwortete ich nach wie vor mit unterkühlter Stimme und schob das Glas zurück.
"Ach ja", meinte er grinsend und schenkte mir einen kurzen, gespielt mitleidigen Blick. "Dafür hast du früher aber ganz andere Dinge mit mir gemacht."
Gott, wie gern ich ihn einfach geschlagen hätte.
Ich verdrehte die Augen und sagte: "Ich gehe."Doch als ich mich umdrehte, um die Bar gemeinsam mit Davina zu verlassen hielt er mich zurück.
"Oh, bitte. Ich habe noch ein Hühnchen mit dir und der kleinen Hexe dort hinten zu rupfen."
"Oh, das tut mir leid für dich, denn wir müssen jetzt gehen."
"Das werde ich aber nicht zulassen, Kleines", sagte er und tauchte urplötzlich vor mir auf. Diesmal hatte seine Stimme etwas bedrohliches an sich.
"Du kannst es gern versuchen, aber ich bin etwas älter und etwas stärker als ihr. Und ich bin dabei die Gunst der Ahnen zu gewinnen", erinnerte er mich.
Dieses Arschloch.
"Ich habe keine Angst vor dir, Lucien. Also beende deine kleine Show und lass mich durch", befahl ich und drängte mich an ihm vorbei.Als er mich erneut am Handgelenk packte, um mich aufzuhalten drehte ich mich um und trat ihm so fest mit dem Fuß gegen den Brustkorb, dass er einige Schritte rückwärts stolperte. Ohne nochmal zu ihm zu blicken ging ich zu Davina.
"Alles in Ordnung?", fragte ich, wurde jedoch erneut von Lucien abgelenkt.
"Na schön, dann geht. Aber sei dir darüber im Klaren darüber, dass ich nicht so einfach nachgebe, kleiner Vampir", sagte er.
Als ich mich zu ihm umdrehte sah ich ein selbstgefälliges Grinsen, das sich auf sein Gesicht geschlichen hatte.
"Noch nicht, Lucien", erwiderte ich, bevor ich mich wieder Davina zuwandte, um die Bar zu verlassen."Danke... Ich hätte das schon hinbekommen, aber... naja, danke", meinte Davina, als wir ein paar Schritte gegangen waren.
"Aber wer bist du?", fragte sie dann mit deutlicher Skepsis in der Stimme.
"Ich bin Lucille, eine Freundin von Kol. Und Marcel. Er hat mir gesagt, was du vorhast", erklärte ich.
"Konntest du etwas herausfinden?"
Die Hexe schüttelte den Kopf.
"Dieser Vampir war zu sehr damit beschäftigt, sich selbst in Szene zu setzen, ich habe keine einzige Antwort von ihm bekommen", erzählte sie aufgebracht.
"Und meine Magie war nahezu wirkungslos gegen ihn. Aber wenn er die Ahnen auf seiner Seite hat muss er einen Weg kennen, Kol zurück zu holen!"
Ich seufzte.
"Ich bin mir sicher wir finden einen Weg.""Du willst mir helfen?", fragte sie überrascht und sah mich an.
Ich lächelte.
"Kol war jahrelang so etwas wie ein Bruder für mich. Natürlich helfe ich dir."
Auch auf ihren Lippen formte sich ein schwaches Lächeln.
"Ich werde Lucien morgen nochmals befragen", beschloss ich.
Jetzt wollte ich Davina erst in Sicherheit wissen, da mir Marcel sonst vermutlich den Kopf abreißen würde."Du kennst Lucien?", fragte sie nach.
Ich seufzte.
"Ja. Leider."🌞
Hey:)
Ich gebe mir Mühe pro Tag mindestens ein Kapitel hochzuladen, schreibe schon am nächsten ^^
Lasst gerne Kritik/Rückmeldungen in den Kommentaren da :)
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Lucille St. John - Little Vampire
FanfictionKeine Person weiß, wer sie wirklich ist. Keine Person weiß, was sie wirklich ist. Und vor allem weiß keine Person, wie alt sie wirklich ist... Es gibt viele Vampire, die für den Rest ihres ewigen Lebens im selben Körper leben müssen - doch Lucille S...