1913
Ich nippte an meinem Bourbon und erntete von einigen Seiten dafür skeptische Blicke.
Es war spät abends und die Leute sahen wohl nicht häufig Menschen unter einundzwanzig Jahren in Bars wie dieser.
Streng genommen war ich fünfundzwanzig, allerdings sah ich immer noch aus wie eine Sechzehnjährige. Manche schätzten mich älter, manche sogar jünger.
Ich konnte es ihnen allerdings nicht verübeln, da ich mich wenige Tage nach meinem sechzehnten Geburtstag verwandelt hatte.
Und seitdem war einiges vorgefallen.Seit ein paar Wochen hielt ich mich jetzt schon in New Orleans. Beinahe zehn Jahre hatte ich jetzt mit der Suche nach meinem älteren Bruder verbracht, allerdings ohne jeglichen Erfolg.
Zuletzt gesehen hatte ich ihn, kurz bevor ein Vampir mich umgebracht und auf der Straße hatte liegen lassen. Und dann war er einfach verschwunden.
Die Tage zuvor hatte er öfters erwähnt, er wollte nach New York, weswegen ich nicht lange in England geblieben war und ebenfalls eine Fähre nach New York genommen hatte.
Allerdings war meine Suche vergeblich geblieben und langsam war mir nach aufgeben zu Mute."Darf man einer schönen Dame wie ihnen einen Drink ausgeben?"
Ich blickte skeptisch auf. Vor mir stand ein junger Mann, der aussah, als hätte er bereits einen Drink zu viel. Sein dunkelblondes Haar schimmerte im trüben Licht der Lampen, doch seine Augen funkelten. Allerdings war das eine Art Funkeln, dass ich bisher nur von einer bestimmten Sorte übernatürlicher Wesen kannte."Ich bin versorgt, danke", erwiderte ich kühl und nahm einen Schluck von meinem Bourbon.
"Na schön", seufzte er und schmunzelte dann. "Vielleicht könnte ich sie ja später zum Drink machen."
Bitte was?
Unter seinen Augen traten einige schwarze Äderchen hervor und seine Augen schimmerten in einem rötlichen Ton.
Ein Vampir also. Allerdings hatte er sich definitiv das falsche Opfer ausgesucht."Stefan, kannst du nicht wenigstens die Kinder in Frieden lassen?", wurde unsere kurze Konversation von einem anderen Mann unterbrochen, bevor ich irgendetwas auf die Aussage des Vampirs erwidern konnte.
Kinder. Ich verdrehte genervt die Augen. Ich hasste es, wenn Menschen mich wegen meines scheinbar jungen Alters unterschätzten."Ich bitte dich, Klaus, wenn diese Lady ein Kind wäre, wäre sie ja wohl kaum hier", erwiderte der Vampir namens Stefan.
"Ich glaube du solltest nach meiner Schwester sehen. Sie vermisst dich schon", meinte der andere ohne auf Stefans Aussage näher einzugehen.
Dieser seufzte.
"Wir sehen uns sicher noch", sagte er an mich gewandt. Ich schenkte ihm ein offensichtlich aufgesetztes Lächeln, bevor er kehrt machte und die Bar verließ."Darf ich fragen was eine offensichtlich Minderjährige in dieser Bar zu suchen hat?", fragte der Mann namens Klaus und ließ sich auf dem Barhocker neben mir nieder.
Auch wenn seine Frage einen Vorwurf implizierte, klang er nicht unhöflich.
"Tut mir leid, nein, dürfen sie nicht", meinte ich und leerte meinen Bourbon, bevor ich mir beim Barkeeper einen neuen bestellte."Hast du nichts besseres zu tun? Hausaufgaben?", fragte er grinsend und bestellte sich beim Barkeeper ebenfalls etwas zu trinken.
Für einen Moment zog ich in Erwägung, ihn einfach dazu manipulieren, mich in Ruhe zu lassen.
Allerdings machte dieser Mann einen anderen Eindruck auf mich als die meisten anderen, mit denen ich mich bisher unterhalten hatte.
Die meisten Männer, die mich in einer Bar sahen, dachte ich sei leichte Beute für sie; ein junges Mädchen, das zu früh dem Alkohol und der Welt der Erwachsenen verfallen war.
In ihm hingegen schien das nicht den Wunsch zu wecken, mich für eine Nacht mit zu sich nach Hause zu nehmen."Haben Sie nichts besseres zu tun als fremde Mädchen in einer Bar zu befragen?", erwiderte ich und lächelte kühl.
Er schmunzelte und nahm einen Schluck von seinem Drink.
"Wie ist dein Name, Liebes?", fragte er dann.
"Lucille St. John", antwortete ich. "Wie ist Ihr Name?"
"Weißt du, Lucille, ich denke du kannst dich glücklich schätzen noch am Leben zu sein, nachdem du so mit mir geredet hast."
Ich hob die Brauen. Vermutlich war er ebenfalls ein Vampir, so wie sein Freund Stefan.
"Aber natürlich", erwiderte ich und trank wieder.Er seufzte und sah mir in die Augen.
"Na schön, Lucille. Du wirst diese Begegnung vergessen, nach Hause gehen, dich um deine Schulangelegenheiten kümmern und keine Bars mehr besuchen bevor du einundzwanzig bist", sagte er, wobei sein Blick meinen förmlich durchbohrte.
Er versuchte also mich zu manipulieren.
Allerdings mit sehr freundlichen Absichten, was mich ziemlich überraschte."Ich denke das werde ich nicht tun", meinte ich, während sich ein Grinsen auf meinen Lippen formte.
Überrascht hob er die Brauen.
"Ich bin ein Vampir und nehme Eisenkraut", verriet ich. "Darf ich jetzt wissen, wer sie sind?"
"Mein Name ist Klaus Mikaelson", antwortete er.
"Und ich denke, wir werden uns heute nicht zum letzten Mal gesehen haben, Lucille St. John."✻
Hey:)
Ich wollte ein Draft löschen und hab stattdessen das erste Kapitel dieser Story gelöscht, deswegen hab ich es nochmal geschrieben.
Mit ein zwar Änderungen zwar, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem :)
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Lucille St. John - Little Vampire
FanfictionKeine Person weiß, wer sie wirklich ist. Keine Person weiß, was sie wirklich ist. Und vor allem weiß keine Person, wie alt sie wirklich ist... Es gibt viele Vampire, die für den Rest ihres ewigen Lebens im selben Körper leben müssen - doch Lucille S...